Peter Maier

Heilung – Initiation ins Göttliche


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werden.

      Aufgrund der psychologischen Tiefe, die im Modell des Medizinrads steckt, ist es geeignet, einen Überblick über die vier Heilungsebenen zu geben, die in Harmonie und Ausgeglichenheit sein müssen, wenn wir uns mittelfristig gesund und wohl fühlen wollen. Leider ist dies oft nicht der Fall. Viele Menschen leiden an Krankheiten, an Zwängen, fühlen sich unter Druck und verlieren ihre Kraft oder die Orientierung in ihrem Leben. Für diese Menschen kann das Medizinrad eine große und wertvolle Hilfe sein. Denn häufig ist eine Krankheit heilbar, wenn man den Ursachen wirklich auf den Grund geht. Das Medizinrad kann in diesem Fall wie ein Kompass sein, der uns viel schneller zu den eigentlichen Ursachen auf der richtigen Ebene führt. Dort liegen dann oft schon die Lösungen parat, die deswegen nicht erkennbar waren, weil wir womöglich nur auf der körperlichen Symptomebene gesucht haben.

      Krankheiten können auch deshalb entstehen, weil uns geistige Erkenntnis fehlt oder weil wir uns in den Strukturen des Alltags festgefahren haben und geistig unbeweglich geworden sind. Auch in diesem Fall kann uns das Medizinrad die Augen öffnen für das, was an Prozessen oder Veränderungen eben gerade ansteht. Dies kann am Beispiel des Burn-outs deutlich werden: Ein Grund für Burnout kann darin liegen, dass eine seelische, geistige oder spirituelle Entwicklung vermieden oder übersehen worden ist oder weil man sich weigert, sich geistig-seelisch weiterzuentwickeln. Die nachstehende Skizze vom „Medizinrad der Heilung“ möchte einen Überblick über die vier Heilungsaspekte geben, die den vier Ebenen im Menschen entsprechen, wie sie weiter oben erläutert worden sind.

      In den folgenden vier Kapiteln werden diese vier Heilungsebenen näher entfaltet. Daher sollen an dieser Stelle nur einige grundsätzliche Anmerkungen im Überblick gemacht werden.

      Körperliche Heilung

      Im Süden des Lebensrades geht es um körperliche Heilung, dann wenn körperliche Symptome vorliegen. Bereits Luise Hay hat in ihrem Standardwerk „Gesundheit für Körper und Seele“18 darauf hingewiesen, dass unser Körper fast immer nur als ein Indikator für Konflikte oder Blockaden auf anderen Ebenen zu verstehen, das eigentliche Problem also nicht auf einer nur körperlichen Ebene zu suchen ist. Im Medizinrad der Heilung, wie es in der obigen Skizze dargestellt ist, soll die Gesamtheit des menschlichen Seins und seiner Heilungsmöglichkeiten symbolisch erfasst werden. Darin wird der Mensch als eine somatische, psychische, mental-systemische und spirituelle Einheit betrachtet. Alle vier Ebenen gehören zusammen, eine Unterscheidung ist im Grunde künstlich.

      Dennoch erscheint es mir als notwendig, diese Unterscheidung zu treffen, um die Vielschichtigkeit des Menschen, der in allen großen Religionen als göttliches Wesen gesehen wird, hervorzuheben. Zudem möchte ich mit diesem Buch Denkanstöße dafür geben, dass wir mehr sind als nur unser Körper, auf den die herkömmliche Medizin so sehr fixiert ist. Körper, Geist und Seele müssen als komplementär betrachtet werden. Wenn der Körper leidet, hat dies Einfluss auf unsere Psyche. Andererseits stecken hinter körperlichen Symptomen fast immer auch geistige, spirituelle oder psychische Probleme.

      Wenn wir uns um Heilung bemühen, kann uns das Medizinrad schneller auf mögliche oder wahrscheinliche Ursachen hinweisen, woher körperliche Symptome kommen. Das Runde des Rades hat zudem die Symbolik, dass es egal ist, auf welcher Ebene die Heilung beginnt. Ein Rad dreht sich immer weiter und schnell ist man bei den jeweils anderen drei Ebenen angelangt. Die Mitte des Medizinrads kann zudem die Ganzheit unseres menschlichen Seins und die Gesamtheit der Heilmaßnahmen auf allen vier verschiedenen Ebenen symbolisieren.

      Natürlich will auch unser Körper selbst zu seinem Recht kommen. Er will Beachtung und Zuwendung. Darum kann es sinnvoll sein, dem Körper Heilung durch materielle Substanzen wie etwa mit Aura-Soma-Produkten zu verschaffen. Sie enthalten wohlriechende ätherische Öle aus natürlichen farbigen Pflanzenextrakten, die unsere Sinne direkt ansprechen und auf den Körper zurückwirken können, der dadurch Heilung erfährt. Das heißt, dass ein leidender Körper eine Linderung auf materieller, körperlicher Ebene durch Heilsubstanzen bekommen sollte. Es ist aber sehr sinnvoll, wenn diese Medikamente zugleich dem eigentlichen Problem hinter dem körperlichen Symptom Rechnung tragen und das Potential in sich haben, neben der körperlichen auch auf die psychische, mental-systemische und spirituelle Ebene zu wirken.

      Lieber Leser, es ist meine bewusste Intention, in dem nachfolgenden dritten Kapitel einige Aspekte der alternativen Medizin darzustellen, wie sie heute von vielen Heilpraktikern und auch von immer mehr Ärzten praktiziert wird. Dabei habe ich jedoch mit den Schüssler-Salzen, den Bachblüten, mit Heilsteinen und Aura-Soma-Produkten exemplarisch nur einige von den vielen alternativen Heilsubstanzen ausgewählt, die uns heute zugänglich und grundsätzlich verfügbar sind.

      Psychische Heilung

      Der Westen im „Medizinrad der Heilung“ steht für die psychische Ebene im Menschen. Psychische Probleme wie etwa Depressionen sind heute viel mehr als Krankheit anerkannt als noch eine Generation zuvor. Dabei stellen „psychische Probleme“ nur einen Sammelbegriff für die vielfältigen Schwierigkeiten dar, in denen sich viele Menschen gerade in unserer westlichen Gesellschaft befinden. Daher würde es den Rahmen dieses Buches und auch meine Kenntnisse der Psychologie vollkommen überschreiten, wenn ich mich mit den vielfältigen psychischen Phänomenen im Einzelnen auseinandersetzen würde.

      Dennoch habe ich bei meinen Visionssuchen und bei meiner Arbeit als Initiations-Mentor eine erstaunliche Entdeckung machen können: Viele Probleme, mit denen sich Menschen im mittleren Alter auseinandersetzen müssen, rühren davon her, dass am Ende der Jugendzeit kein klar markierter Übergang ins Erwachsenalter und damit keine Initiation in diesen neuen Lebensbereich des Erwachsenseins stattgefunden hat. Bei genauerer Sicht und vor dem Hintergrund des uralten und zugleich höchst aktuellen Wissens um Initiation und Initiationsrituale kann man erkennen, dass viele unserer Mitmenschen unabgeschlossene Initiationen mit sich herumschleppen.

      Dies kann mehrere Konsequenzen haben. Viele Menschen hängen zumindest mit einem Teil ihrer Psyche immer noch in Kinderrollen fest und haben ihr Verhältnis zu ihren Eltern nicht sauber geklärt. Zudem frönt unsere Gesellschaft einem Jugendwahn, nach dem es chic erscheint, nie ganz erwachsen zu werden, sondern auch dann noch möglichst jugendlich zu wirken, wenn man ein Alter von 40 oder gar 50 Jahren schon überschritten hat. Eine Folge dieses Trends ist auch, dass Jugendliche in der Adoleszenzphase oder bereits junge Volljährige zwar die Rechte von Erwachsenen haben wollen, ihnen aber das Erwachsensein als charakterliche, psychische oder gar gesellschaftliche Größe gar nicht so sehr erstrebenswert erscheint.

      Außerdem bestehen in unserer pluralen, naturwissenschaftlich-technischen Gesellschaft keine klaren Vorstellungen darüber, was denn eigentlich Erwachsensein bedeutet und wie, das heißt mit welchen Zeremonien oder Ritualen, man erwachsen werden kann. Dann jedoch erscheint der Übergang von der Jugendphase ins Erwachsensein wie ein immerwährendes Kontinuum, das durch keine fest markierten Übergänge strukturiert wird. Die Folge ist ein Heer von nicht mehr jugendlichen, aber auch nicht erwachsenen Menschen, denen oft die Orientierung, gesellschaftliche Verantwortung und der tiefere Sinn ihres Daseins fehlt. Ich meine, dass Depressionen und Burnout genau darin eine entscheidende Ursache haben.

      Daher halte ich es in dem nachfolgenden Kapitel vier über psychische Heilung für sehr sinnvoll, einen Schwerpunkt genau auf diesen Gedanken zu legen: Viele psychische Probleme ergeben sich aus der Tatsache, dass nie adäquate und geeignete Übergangsrituale ins Erwachsensein stattgefunden haben oder Initiationsprozesse nicht abgeschlossen worden sind. Vereinfacht könnte man diesen Sachverhalt auch so ausdrücken: Viele Menschen in unserer Gesellschaft sind nie richtig erwachsen und selbständig geworden. In zwei Fallbeispielen sollen zwei Menschen im mittleren Alter zu Wort kommen, die Heilung bei Visionssuchen deswegen erfahren durften, weil sie dadurch endlich mit ihren unaufgelösten Vater- oder Mutterverhältnissen konfrontiert wurden. Ich möchte also bei der Reflexion über psychische Heilung besonders auf diesen Aspekt der Initiation, der initiatorischen Nachreifung der Persönlichkeit und des nachträglichen Erwachsenwerdens auch auf geistig-seelischer Ebene Wert legen.

      Systemische Heilung

      Die systemische Heilung wird im