George Eliot

Middlemarch


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53

       6. Buch

       Kapitel 54

       Kapitel 55

       Kapitel 56

       Kapitel 57

       Kapitel 58

       Kapitel 59

       Kapitel 60

       Kapitel 61

       Kapitel 62

       7. Buch

       Kapitel 63

       Kapitel 64

       Kapitel 65

       Kapitel 66

       Kapitel 67

       Kapitel 68

       Kapitel 69

       Kapitel 70

       Kapitel 71

       8. Buch

       Kapitel 72

       Kapitel 73

       Kapitel 74

       Kapitel 75

       Kapitel 76

       Kapitel 77

       Kapitel 78

       Kapitel 79

       Kapitel 80

       Kapitel 81

       Kapitel 82

       Kapitel 83

       Kapitel 84

       Kapitel 85

       Kapitel 86

       Finale

      Präludium

      Wer von Allen, denen daran gelegen ist, sich mit der Geschichte des Menschen bekannt zu machen und zu erforschen, wie dieses geheimnisvolle Wesen sich unter den mannigfachen Einwirkungen der Zeit entwickelt hat, hätte nicht einmal, wenn auch nur flüchtig, bei dem Leben der heiligen Therese verweilt und hätte nicht mild gelächelt bei dem Gedanken an das kleine Mädchen, das sich eines Morgens Hand in Hand mit seinem noch kleineren Bruder aufmachte, um nach dem Lande der Mauren zu gehen und dort ein Märtyrertum aufzusuchen? Fort trippelten sie von dem wilden Avila, die Augen weit geöffnet und hilflos aussehend wie zwei scheue Rehe, aber mit menschlich fühlenden Herzen, die bereits für eine große Idee schlugen, bis ihnen die raue Wirklichkeit in Gestalt eines Oheims entgegentrat, welcher sie von der Ausführung ihres Vorhabens zurückhielt. Diese kindliche Pilgerfahrt war für Therese ein angemessener Beginn ihrer Lebenslaufbahn. Ihre leidenschaftliche, ideale Natur verlangte nach einem tatenreichen Leben. Was konnten ihr vielbändige Ritterromane, was die gesellschaftlichen Erfolge, welche sie als glänzend begabtes Mädchen zu erwarten hatte, bieten? Die in ihr lodernde Flamme hatte so leichte Nahrung bald aufgezehrt und dürstete, von innen genährt, nach einer schrankenlosen Befriedigung, nach einem Lebenszweck, welcher, jede Erschöpfung ausschließend, die Verzweiflung der Seele an sich selbst durch das entzückende Bewusstsein eines über die Beschränktheit des eigenen Ich's hinausragenden Lebens überwinden würde. Sie fand das Epos ihres Lebens in der Reform eines geistlichen Ordens.

      Diese spanische Frau, welche vor dreihundert Jahren lebte, war gewiß nicht die letzte ihrer Art. Viele Theresen sind seitdem geboren, welche kein Leben für sich fanden, das ihnen zu unausgesetzter Entfaltung ihrer Tatkraft Gelegenheit gegeben hätte; – vielleicht nur ein Leben voll Enttäuschungen, wie sie aus dem unglücklichen Zusammentreffen einer gewissen Seelengröße mit der Kleinheit der Verhältnisse hervorgehen, vielleicht ein tragisch verfehltes Leben, welches keinen heiligen Sänger fand und unbeweint in Vergessenheit versank. Mit trüber Geisteshelle und in verwickelten Verhältnissen versuchten sie es, ihre Gedanken und ihre Handlungen in harmonischen Einklang zu bringen; den Augen gewöhnlicher Sterblicher erschien aber ihr Ringen nur als unzusammenhängend und gestaltlos. Denn diesen später geborenen Theresen stand kein einigendes Band eines gesellschaftlichen Glaubens und Ordens, welches für die glühend strebende Seele das Wissen hätte ersetzen können, helfend zur Seite. Die Glut ihrer Seele schwankte zwischen einem vagen Ideal und dem gemeinen Verlangen der weiblichen Natur unsicher hin und her, so daß das Eine als Extravaganz gemissbilligt und das Andere als Fehltritt verurteilt wurde.

      Manche haben geglaubt, daß diese in unsicherem Schwanken irrend verbrachten Existenzen ihren Grund in der unklaren Unbestimmtheit haben, mit welcher es dem höchsten Wesen gefallen hat, die weibliche Natur auszustatten. Wenn es ein Niveau weiblicher Unzulänglichkeit gäbe, das so scharf präzisiert wäre, wie die Fähigkeit, drei zu zählen und nicht weiter, so möchte sich das gesellschaftliche Los der Frauen mit wissenschaftlicher Sicherheit behandeln lassen. Aber die unklare Unbestimmtheit ist da, und die Grenzen, innerhalb deren dieselbe hin- und herschwankt, sind in der Tat viel weiter gesteckt, als diejenigen sich träumen lassen, die nur an die Gleichmäßigkeit weiblicher Frisuren und an die beliebten Liebesgeschichten in Prosa und in Versen denken. Dann und wann wird ein junger Schwan zu seinem eigenen Unbehagen unter den jungen Enten im trüben Teiche auferzogen und findet nie den lebendigen Strom, auf dem er in Gesellschaft der ruderfüßigen Genossen seines Geschlechts dahinschwimmen könnte. Von Zeit zu Zeit wird eine heilige Therese geboren, die nichts