Martin Luther

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des Glaubens betrifft.

      Mit solchen aufgeblasenen Worten verschaffen sich diese gottlosen Leute mit ihren Erfindungen einen guten Ruf und rühmen die Werke der Menschen, um den unverständigen Pöbel anzulocken, der durch den äußeren Schein der Werke für gewöhnlich zu einem starken Verlust des Glaubens, zum Vergessen der Taufe und zur Schädigung der christlichen Freiheit verleitet wird. Denn weil ein Gelübde gewissermaßen ein Gesetz ist und eine Auflage, werden, wenn die Gelübde vervielfacht werden, auch die Gesetze und Werke notwendigerweise vervielfacht; werden aber diese vervielfacht, so wird der Glaube ausgelöscht und die Freiheit der Taufe gefangen genommen. Mit solchen gottlosen Schmeichelreden nicht zufrieden, fügen einige noch hinzu, der Eintritt in einen Orden sei eine Art neue Taufe, die man so oft erneuern könne, so oft der Vorsatz zum mönchischen Leben erneuert wird. So haben sich diese Gelübdeanpreiser die Gerechtigkeit, die Seligkeit und den Ruhm allein zugeschrieben; den Getauften haben sie gar nichts übriggelassen, womit sie ihnen verglichen werden könnten. Der römische Bischof, Quelle und Hauptursache allen Aberglaubens, bestätigt, billigt und lobt jetzt diese Art zu leben mit herrlichen Bullen und Gnadenerweisen, während die Taufe niemand auch nur einer Erwähnung wert findet. Und mit diesem glänzenden Aufwand treiben sie – wie gesagt – das willige Volk Christi, wohin sie wollen, daß sie sich, undankbar gegen ihre Taufe, rühmen, mit ihren Werken etwas Besseres zu leisten als andere mit ihrem Glauben.

      Aber hier mag ein jeder das Seine darüber denken. Ich will das, was ich angefangen habe, fortsetzen. Weil ich für die Freiheit der Kirche und die Sache der Taufe eintrete, muß ich öffentlich den Rat geben, den ich durch den heiligen Geist gelernt habe. Darum rate ich zuerst den Vorstehern der Kirchen, daß sie all diese Gelübde oder die (Vorschriften für die) Lebensweise der Gelobenden abschaffen, oder daß sie sie weder billigen noch besonders herausstellen. Oder, wenn sie das nicht tun, rate ich allen, die mit größerer Gewißheit (als bisher) selig werden wollen, daß sie sich von allen Gelübden und besonders von den großen und lebenslänglichen enthalten, in Sonderheit die jungen Leute. Das rate ich erstens deshalb, weil solch eine Lebensweise, wie gesagt, kein Zeugnis noch Beispiel in der Schrift hat, sondern allein durch der Menschenpäpste Bullen – rechte Wasserblasen – aufgeblasen worden ist; weiter, weil sie wegen ihres äußeren Scheines und ihrer Besonderheit willen zur Heuchelei neigt. Von da kommen der Hochmut und die Verachtung des allgemeinen christlichen Lebens. Und wenn sonst keine andere Ursache wäre, solche Gelübde abzuschaffen, hätte doch diese allein Gewicht genug, daß durch sie dem Glauben und der Taufe Abbruch geschieht und Werke gerühmt werden, die ohne Verderben nicht gerühmt werden können. Denn unter vielen tausenden ist kaum einer, der in den Orden nicht viel mehr die Werke als den Glauben hochhält. In diesem Wahnsinn will noch ein jeder besser sein als der andere, wie die ›Strengeren‹ vor den ›Laxeren‹, wie sie sagen.

      Deshalb rate ich niemandem, ja ich rate vielmehr allen ab, in einen Orden oder Priesteramt zu treten, er sei denn mit dem Wissen ausgerüstet, daß er verstehe, daß die Werke der Mönche und Priester, wie heilig und hoch sie auch sein mögen, vor dem Angesicht Gottes in nichts unterschieden sind von den Werken eines Bauern, der auf dem Acker arbeitet, oder eines Weibes, das ihrer Haushaltung wartet, sondern daß alles vor Gott nach dem Glauben gemessen wird, wie Jeremia 5, 3 sagt: ›Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben‹, und Sirach 32, 27: ›Was du vornimmst, so vertraue Gott von ganzem Herzen. Denn auch das ist ein Halten der Gebote Gottes.‹ Ja, es kommt häufiger vor, daß ein häusliches und schlichtes Werk einer Magd oder eines Knechtes Gott wohlgefälliger ist als alle Fasten und Werke eines Ordensmannes und Priesters – wegen des fehlenden Glaubens. Weil demnach die Gelübde heutzutage wahrscheinlich nur zur Prahlerei und zur Anmaßung wegen der Werke dienen, steht zu fürchten, daß es nirgends weniger Glauben, weniger von der Kirche gibt als eben bei Priestern, Mönchen und Bischöfen, und daß sie rechte Heiden und Heuchler sind, die sich für die Kirche oder für das Herz der Kirche, ebenso für Geistliche und Leiter der Kirche halten, obwohl sie doch nichts weniger als das sind.

      Dies sei einstweilen genug von der Taufe und ihrer Freiheit. Später werde ich vielleicht die Gelübde ausführlicher behandeln, wie es wirklich dringend nötig wäre, sich mit ihnen besonders zu beschäftigen.

      Von dem Sakrament der Buße

      An dritter Stelle soll von dem Sakrament der Buße die Rede sein, über das ich bereits einige kleine Traktate und Disputationen veröffentlicht und damit bei vielen genug Anstoß erregt habe; ich habe dort zur Genüge auseinandergesetzt, was ich davon halte. Jetzt brauche ich das nur kurz zu wiederholen, um die Tyrannei zu enthüllen, die hier nicht weniger als im Sakrament des Brotes überhand genommen hat. Denn in diesen beiden Sakramenten hat, weil hier Gewinn- und Geldsucht ihren Platz fanden, die Habsucht der Hirten unglaublich gegen die Schafe Christi gewütet, obwohl, wie wir schon in bezug auf die Gelübde gesehen haben, auch die Taufe bei den Erwachsenen erbärmlich darniederliegt, damit der Habsucht gedient werde.

      Das erste und das Hauptübel bei diesem Sakrament ist, daß sie seinen Sakramentscharakter ganz abgeschafft haben, so daß keine Spur davon geblieben ist. Denn weil es, wie die beiden anderen Sakramente, auf dem Wort der göttlichen Verheißung und unserm Glauben steht, haben sie beides über den Haufen geworfen. Denn das Wort der Verheißung, wo Christus, Matth, 16, 19, sagt: ›Alles, was du binden wirst‹ usw., und Matth. 18, 18: ›Alles, was ihr binden werdet‹, und Joh. 20, 23: ›Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen‹ usw. – Worte, durch die der Glaube derer, die Buße tun, erweckt wird, um die Vergebung der Sünden zu erlangen – haben sie ihrer Tyrannei angepaßt. Denn in all ihren Büchern, Lehren und Predigten haben sie sich nicht bemüht zu lehren, was den Christen in diesen Worten verheißen ist, was sie glauben sollen und wieviel Trost sie darin haben, sondern wie weit, wie lang und wie tief sie selbst mit Macht und Gewalt Tyrannei treiben könnten, bis schließlich einige sogar anfingen, auch den Engeln im Himmel zu gebieten; sie prahlen mit unglaublicher und rasender Ruchlosigkeit, sie hätten mit diesen Worten das Herrschaftsrecht im Himmel und auf Erden empfangen und besäßen die Macht, auch im Himmel zu binden. So lehren sie nichts von dem das Volk rettenden Glauben, sondern sie faseln nur von der tyrannischen Gewalt der Päpste, obwohl doch Christus nichts in bezug auf die Gewalt, sondern alles in bezug auf den Glauben behandelt.

      Denn Christus hat nicht Reiche, nicht Gewalten, nicht Herrschaften, sondern Dienste in seiner Kirche gestiftet, wie wir vom Apostel gelernt haben, der da sagt (1. Kor. 4, 1): ›Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse.‹ Ebenso hat die Stelle, wo Christus sagt (Mark. 16, 16): ›Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden‹, den Glauben derer erweckt, die getauft wurden; durch dieses Wort der Verheißung soll der Mensch, wenn er getauft wird und glaubt, gewiß sein, daß er selig wird. Hier wird schlechterdings nichts an Gewalt verliehen, sondern lediglich ein Dienst an denen, die getauft werden sollen, eingerichtet. Ebenso ist es auch hier. Wenn er sagt: ›Alles, was du binden wirst‹ usw., erweckt er den Glauben des Büßenden, daß er durch dieses Wort der Verheißung gewiß sei: wenn er im Glauben losgesprochen würde, daß er im Himmel wahrhaftig losgesprochen sei. Da wird eindeutig nichts von Gewalt, sondern der Dienst dessen berührt, der da losspricht. Und es ist verwunderlich genug, was jenen blinden und anmaßenden Menschen widerfahren sein muß, daß sie sich nicht auch aus der Verheißung der Taufe eine Tyrannei angemaßt haben; oder wenn sie sich diese nicht angemaßt haben, warum sie es sich dann bei der Verheißung der Buße herausgenommen haben, wo doch bei beiden Sakramenten der gleiche Dienst, eine ähnliche Verheißung und gleiche Art von Sakrament gegeben ist. Man kann also nicht leugnen: wenn die Taufe Petrus nicht allein zugehört, daß dann auch die Schlüsselgewalt nur mit gottloser Tyrannei für den Papst allein in Anspruch genommen wird.

      Desgleichen, wenn Christus sagt: ›Nehmet, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, das ist der Kelch in meinem Blut‹ usw., erweckt er den Glauben derer, die da essen, daß mit diesen Worten ihr Gewissen durch den Glauben befestigt wird und sie gewiß seien, sie empfangen die Vergebung der Sünden, wenn sie davon essen. Und auch hier verlautet nichts von Gewalt, sondern allein vom Dienst. Aber die Verheißung der Taufe ist einigermaßen nur den Kindern geblieben, die Verheißung des Brots und des Kelchs ist ausgelöscht und in die Knechtschaft ihrer Habsucht verschleppt worden, und aus dem Glauben ist ein Werk, aus dem Testament ein Opfer