Ronald Trump

Sexual Magie auf über 200 Seiten


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durchaus existierenden Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Sexualität zwar stets eingehen, wo dies geboten erscheint, aber fürs erste möge

      es genügen, dass wir hier keine wertende Unterscheidung zwischen den Geschlechtern machen werden, ja nicht einmal machen dürfen, weil dies der ganzen Philosophie der Sexualmagie zuwiderliefe. Denn die Sexualmagie ist

      nicht in erster Linie für den Mann oder die Frau, für den Asiaten oder den Europäer, den Eingeweihten oder den Unerlösten usw. gedacht - sondern für

      den Menschen selbst, ohne Ansehen rassischer, konfessioneller, gesellschaftlicher oder geschlechtlicher Unterschiede.

      Dennoch war die Sexualmagie noch nie etwas für die große Masse und wird es wahrscheinlich auch niemals sein. Vergessen wir nicht, dass der menschliche Umgang mit der Sexualität, auf den wir im nächsten Kapitel noch ausführlicher eingehen werden, von seiner emotionalen Sprengkraft her dem Gebrauch mit

      einer Handgranate gleichkommt! Keine Kraft, kein Trieb beherrscht uns so vollständig, so scheinbar irrational und so ausschließlich wie die Sexualität, kein Instinkt mußte so sehr als Sammelbecken existentieller Urängste und Unsicherheiten herhalten. Die Sexualmagie aber ist mehr als nur der rituelle Umgang mit Sexualität, sie will zur Überwindung der Grenzen führen, von

      denen unsere Sexualität einerseits geprägt ist und die sie uns andererseits sehr

      oft selbst wiederum setzt. Insofern packen wir mit der Sexualmagie tatsächlich ohne jede Übertreibung ein "heißes Eisen" an.

      Wer also Sexualmagie praktizieren will, braucht zunächst einmal Mut - den

      Mut, auch sexuell über den eigenen Schatten des Gewohnten zu springen, seinen sexuell bedingten Ängsten ins Auge zu blicken und sie zu überwinden, ohne sie jedoch zu verdrängen oder kurzerhand auszumerzen. Diese Bereitschaft (und sie wird im Laufe der Praxis immer wieder auf die Probe gestellt werden!) ist unabdingbar, ohne sie kann die Sexualmagie tatsächlich zu einer wahren

      seelischen Hölle werden.

      Das wäre wie ein angehender Autofahrer, der sich weigert, sich im

      Straßenverkehr dem allgemeinen Tempo des Verkehrsflusses anzupassen, der völlig willkürlich und unberechenbar mal anhält, mal Gas gibt er gefährdet nur sich selbst und alle anderen. Doch bedeutet das nun nicht, um im Bild zu

      bleiben, dass jeder sofort Rennfahrerambitionen entwickeln muss! Die Sexualmagie hat nichts mit Hochleistungssport zu tun, und wenn ein Mensch

      das Gefühl hat, nun sei es genug, mehr könne er im Augenblick wirklich nicht verkraften, so wäre es der Gipfel der Torheit, seine Entwicklung mit Gewalt forcieren zu wollen. Andererseits lernt man das Schwimmen jedoch nur durch den Sprung ins Wasser wirklich, und so muss jeder zu seinem eigenen

      Ausgleich zwischen Härte und Sanftheit gegenüber sich selbst finden. Man darf sich in der Sexualmagie ebenso wenig unter - wie überfordern. Findet man aber in diesem Punkt zum Mittelweg, also zur eigenen Mitte, so stehen einem Tür

      und Tor zum Erfolg offen.

      Zweitens verlangt die Sexualmagie nach Zielbewusstheit. Sie wird, zumindest in

      der ersten Zeit, nicht allein um ihrer selbst willen ausgeübt, der eindeutige, einspitzige Willenssatz muss ihr vorausgehen, will man nicht einfach nur einen etwas bizarren Umgang mit Sexualität pflegen, ohne die eigentliche Magie dabei jemals wirklich zu berühren. Doch warum sollte ein Mensch sich zur

      Sexualmagie entscheiden? Dafür kann es viele verschiedene Gründe geben, von denen einige hier stichwortartig aufgezählt werden sollen: das allgemeine

      Interesse an einer erweiterten, durch den magischen Umgang mit den Kräften

      der Seele und des Universums gesteigerten Sexualität; das Interesse an

      einer besonders wirkungsvollen magischen Technik; Forschergeist; das Verlangen, die eigenen Grenzen auszuweiten; Interesse am bewussten Umgang

      mit Ängsten und Gefühlen; der Wunsch, die eigene magische Entwicklung zu vervollkommnen und abzurunden; Vergnügen am magischen Umgang mit Sexualität; die intuitive "Baucherkenntnis", dass dies der eigene Weg ist usw. Bevor Sie sich daranmachen, die Sexualmagie zu praktizieren, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, warum Sie dies tun wollen. Das hat psychologische wie technische Gründe: Erstens werden Sie sich dadurch, sofern Sie bei der Selbstbetrachtung hinreichend tief in sich hineinblicken, über Ihr eigenes Verhältnis zu Sexualität und zur Magie klar; und zweitens können Sie dann mit sichererer Hand jene Untergebiete der Sexualmagie verstärkt bearbeiten, die

      Ihren Anliegen am meisten entsprechen.

      Bitte beachten Sie auch, dass hier keine Vorgaben gemacht werden, welches nun

      "edle, richtige" und welches "unedle, falsche" Motive für den Umgang mit der Sexualmagie sind! Es geht zunächst nur darum, sich ihrer überhaupt bewusst zu werden. Allerdings möchte ich hier auch auf Motive hinweisen, die sich erfahrungsgemäß eher problematisch auswirken dürften: Wenn Sie in der Sexualmagie einen Ausgleich, ja einen Ersatz für eine frustrierte Sexualität

      suchen sollten, so werden Sie einige Schwierigkeiten bekommen. Die

      Sexualmagie verlangt zwar nicht nach einem Magier, der bereits, jenseits von

      Gut und Böse, völlig frei von menschlichen Bedürfnissen und Regungen ist,

      aber sie ist auch kein Ersatz für nicht ausgelebte Sexualität! Wir hoffen, dass im Laufe dieser Ausführungen deutlich wird, dass Sexualmagie nicht dasselbe ist

      wie Sexualität - ein wichtiger Punkt, der nicht oft genug betont werden kann! Es

      soll hier nicht behauptet werden, dass Sie die Finger von der Sexualmagie lassen müssen, wenn Sie in ihr lediglich eine Ersatzbefriedigung suchen oder gar die Möglichkeit, endlich auf "legitime" Weise all das praktizieren zu dürfen, was

      Sie sich sonst nicht trauen würden (z.B. Gruppensex, Partnertausch, Homosexualität usw.). Auch dies kann eine hinreichende Triebkraft sein, die schließlich zur echten Sexualmagie führt - doch müssen Sie sich in diesem Fall

      vor allem und sehr eindringlich mit der vorbereitenden Praxis beschäftigen, der

      wir noch manche Seite widmen werden. Tun Sie das nämlich nicht, so werden

      Sie feststellen, dass die Sexualmagie die Sammlung Ihrer Enttäuschungen nur

      noch um einige weitere, möglicherweise besonders "hässliche" erweitert! Die Sexualmagie arbeitet zwar mit der Lustenergie, aber deshalb bereitet sie

      keineswegs immer Vergnügen, sondern ist im Gegenteil oft recht anstrengend.

      Wer an die Sexualmagie Erwartungen stellt, die eigentlich an die Adresse der

      eigenen sexuellen Verklemmtheit gerichtet werden müssten, dem wird sie den

      Ball unaufgefordert und gnadenlos wieder zurückspielen.

      Anders als das östliche Tantra arbeitet die westliche Sexualmagie sehr betont

      mit dem männlichen wie weiblichen Orgasmus. Von daher ist die Orgasmusfähigkeit des Praktikanten natürlich auch eine notwendige

      Voraussetzung für das Ausüben dieser Kunst. Dies gilt zumindest für körperlich

      - sexuell gesunde, also organisch orgasmusfähige Menschen. Wer aus psychosomatischen Ursachen heraus Orgasmusschwierigkeiten hat, dem bleibt

      der Pfad der Sexualmagie deshalb noch lange nicht verschlossen; er oder sie

      muss freilich für die so genannten "höheren" Stufen diese Fähigkeit (wieder) erschließen, wozu in diesem Werk auch entsprechende Hinweise gegeben

      werden.

      Orgasmusvermeidende Praktiken wie Tantra, Tao Yoga, Carezza usw. haben

      zwar in der Sexualmagie als Hilfsdisziplinen durchaus ihren Platz, doch

      verlangen,