Allie Kinsley

Fire&Ice 13 - Alex Altera


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in die Gefahr begeben, dass sein Herz von ihr in Stücke gerissen wurde.

      "Hattest du einen schönen Tag?", fragte er, als er ebenfalls im Auto Platz genommen hatte.

      "Ja, ich habe das Wellnessangebot ausgenutzt." Das verspielte Grinsen in ihrem Gesicht machte sein Herz nicht gerade leichter.

      Die gesamte Fahrt über erzählte sie von dem eindeutig homosexuellen Masseur, der aus ihrer Sicht ein klein wenig Ähnlichkeit mit Captain Jack Sparrow hatte. Alex war ihr beinahe dankbar dafür, denn dadurch hatte er Zeit, seine eigenen Gedanken und Gefühle wieder auf die Reihe zu bekommen.

      Im Restaurant angekommen führte der Kellner sie zu dem reservierten Tisch.

      Seine Gefühle hatte er noch immer nicht unter Kontrolle. Alles in ihm drängte ihn, die Chance am Schopf zu packen und zu sehen, ob noch immer etwas zwischen ihnen war.

      Aber es war nicht das, was er tun sollte. Er sollte einfach nur versuchen, einigermaßen mit Cat klarzukommen, um seine Freundschaft mit Ryan wieder geradezubiegen.

      Von sich selbst genervt drehte er an der Lünette seiner Rolex. Ein nervöser Tick, den er sich zusammen mit dieser Uhr zugelegt hatte.

      "Ist sie neu?"

      Verwirrt sah Alex auf. "Wie bitte?"

      Cat nickte zu seiner Uhr. "Die Uhr, hast du sie neu?"

      Beinahe wehmütig lächelte er auf die Uhr hinab. "Nein, ich habe sie von meinem Dad geerbt."

      Cat sah ihn mit großen, weit aufgerissenen Augen an. "Das tut mir sehr leid für dich, Alex. Wann ist er denn gestorben?"

      Alex verzog ironisch das Gesicht. "Darf ich dich daran erinnern, was du mir gesagt hast, nachdem deine Mum gestorben ist?"

      Cat schien wirklich nicht zu wissen was er meinte, aber Alex hatte die Worte eins zu eins behalten. Wie fast alles, was Cat ihm jemals gesagt hatte. All die Momente mit ihr hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt.

      "Du hast gesagt: 'Hör endlich auf mit diesen Floskeln!'"

      Cat schüttelte entschieden den Kopf. "Das habe ich nicht gesagt. Es ist einfach höflich, sein Beileid zu bekunden, die Menschen erwarten das von einem."

      Alex lächelte schief. "Das war übrigens mein Part bei diesem Gespräch damals. Also ich habe gesagt, dass es einfach nur höflich ist und es erwartet wird. Daraufhin hast du mir die Standpauke meines Lebens gehalten."

      "Ich habe dir nie eine Standpauke gehalten", wehrte sich Cat.

      "Und ob. Du sagtest: 'Es wird erwartet, weil wir es so gelernt haben. Aber sei doch mal ehrlich, niemand von uns möchte nach so einem Verlust reden. Es gibt keine Worte, die diesen Schmerz heilen können. Warum müssen wir die anderen dann mit unseren Beileidsbekundungen noch ständig an ihren Schmerz erinnern?' Und du hattest recht. Richtig verstanden habe ich es erst, als ich jeden Tag eine neue Karte und einen neuen Anruf bekam, der mich daran erinnerte, dass die wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht mehr bei mir sind."

      Cats Gesichtsausdruck wurde trauriger und weicher zugleich. Dann nickte sie. "Ich erinnere mich an dieses Gespräch."

      Alex hätte gerne geantwortet, dass er sich an jedes Gespräch mit ihr erinnerte, ließ es aber sein. Er wollte nicht, dass sie mehr hineininterpretierte, als wirklich zwischen ihnen war.

      Da er selbst keine Ahnung hatte, was genau gerade zwischen ihnen passierte, würde das alles sonst nur noch mehr verkomplizieren.

       CAT

      Das gesamte Essen verlief ungewöhnlich ruhig und völlig ohne Streitigkeiten. Es war fast so, als wären die letzten sieben Jahre nie passiert.

      Nur die Tatsache, dass sie beide lockere Themen wählten, zeigte, dass nicht alles völlig in Ordnung war, wahrscheinlich auch nie mehr sein würde.

      Deshalb entschied sie sich, einen Vorstoß zu wagen. "Meinst du … du könntest vielleicht mal zu Besuch kommen? Ryan … er würde sich wirklich freuen."

      Alex lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. "Nur Ryan?"

      Ihr Herz hatte schon bei der Frage extrem schnell geschlagen, jetzt schien es beinahe aus ihrer Brust zu springen.

      Sie konnte sich noch allzu gut an all die Nachrichten erinnern, die sie auf Alex' Mailbox hinterlassen hatte. Spürte die Verzweiflung und die Einsamkeit, als wäre es erst gestern gewesen.

      Sie wusste noch genau, wie es sich angefühlt hatte, als er sich einfach nicht mehr bei ihr meldete. Das Gefühl, als sie begriffen hatte, dass Alex sie gar nicht liebte und sie mit ihren Problemen im Stich gelassen hatte, war vollkommen unbeschreiblich gewesen.

      Sie sah aus dem Fenster, beobachtete zwei Vögel dabei, wie sie sich in einem kleinen Brunnen badeten. Selbst nach sieben Jahren war der Schmerz noch zu frisch, zu nah unter der Oberfläche.

      "Cat?" So sanft hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihr gesprochen. Der Ton schmerzte, erinnerte sie daran, was sie verloren hatten.

      Mit einem traurigen Lächeln im Gesicht sah sie ihn an. "Ich kann nicht, Alex."

      Verwirrung, Wut und Schmerz lösten sich so schnell hintereinander in seiner Miene ab, dass sie es beinahe nicht gesehen hätte.

      "Als Freunde, Cat."

      Sie sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. "Und du meinst, das können wir sein?"

      Er grinste ein wenig unsicher. "Ich würde es gern versuchen."

      Cat nickte. "Einen Versuch ist es wert."

      Der Kellner kam, räumte ihre Teller ab und brachte ihnen die Glückskekse.

      "Mach du deinen zuerst auf", sagte Cat und beobachtete ihn dabei, wie er auf diese ihm eigene ernste Art den Keks entzweibrach.

      "Eine unabänderliche Situation sollte man sich zum Freund machen", las er vor.

      Cat lachte. "Passt irgendwie gerade ziemlich gut."

      Alex grinste schief und nickte. "Jetzt du."

      Sie zog die Folie ab und brach den Keks in zwei Hälften.

      "Wahre Liebe endet nie, sie … macht nur Pausen." Die letzten Worte flüsterte sie nur noch.

      "Passt irgendwie", murmelte Alex kaum verständlich und Cat war mehr als nur froh, dass er kurz darauf aufstand, um zu bezahlen.

       ALEX

      Am darauffolgenden Nachmittag holte er Cat zu einem Spaziergang am Rhein ab. Aus irgendeinem Grund hatte er das Bedürfnis, ihr zu zeigen, wie schön seine Heimat sein konnte.

      Das knielange Kleid, das sie an diesem Nachmittag trug, war weicher und anschmiegsamer als die steifen Kostüme der letzten Tage.

      Nachdem er ihr in den Wagen geholfen hatte, lenkte er den Porsche in Richtung ihres Ziels.

      Den ganzen Vormittag hatte er auf seinem Balkon verbracht und hatte darüber nachgedacht, was zwischen ihnen alles schiefgelaufen war.

      Mehr und mehr ereilte ihn der Verdacht, dass alles, was zwischen ihnen geschehen war, nur auf Missverständnissen basierte.

      Auf Missverständnissen, einem ganzen Haufen verletzter Gefühle und gekränkter Eitelkeit.

      Nachdem er aus China zurückgekommen war, hatte er Cats unzählige Nachrichten auf seiner Mailbox vorgefunden.

      Der Schmerz in seinem Herzen war noch zu frisch, zu roh gewesen, um über den Tellerrand hinauszusehen.

      Er konnte ihre Stimme beinahe noch in seinen Gedanken hören, wie sie von Anruf zu Anruf verzweifelter klang.

       "Ich muss mit dir sprechen. Bitte ruf mich zurück."

       "Bitte, Alex, es ist wichtig."

       "Kannst du nicht wenigstens auf meine Anrufe reagieren?"