Akt der Schöpfung, die Erschaffung der Dualität und der Materie. Grausamkeit ist eine Tatsache in Daath – die Grausamkeit der Schöpfung. Sieht man genau hin unter der Fragestellung, was ist Schöpfung und warum wird von der Grausamkeit der Schöpfung gesprochen? Schöpfung ist die erste große Tatsache der Existenz, ohne die Manifestation unmöglich ist. Schöpfung ist Formgebung, Begrenzung und Verdichtung von Energie.
Die Quelle ist die ungebändigte, ewig fließende alles umfassende Energie, ohne Begrenzung und Beschränkung, ewig und unsterblich. Sie ist nicht gebunden an Gesetze, Moral oder Beschränkungen. Nun kommt die Schöpfung über diese allgegenwärtige Kraft, die aus sich selbst heraus ist und entreißt ihr einen Teil. Einen Teil, der wie die Quelle selbst ist – ewig ungebändigt und unbeschränkt und gibt ihr eine Form. Die Ewigkeit wird begrenzt durch ein viel zu enges Korsett aus Existenz, Gesetz und dem Joch der Materie. Deshalb kann man Grausamkeit der Schöpfung sagen, denn wie wird es für die Ewigkeit sein, in Trennung zu sich selbst, begrenzt und gebunden allein zu existieren, auf sich selbst beschränkt, ohne die Verbindung zum Alles?
Was ist der Schleier der Täuschung, die Ewigkeit stirbt im Bewusstsein der Endlichkeit, sie kann in ihr nicht existieren und deshalb muss ihr dieses Bewusstsein genommen werden. Der Schleier der Täuschung ist die Gnade in der Grausamkeit der Schöpfung, er ist der einzige Liebesdienst unter dem Joch der Manifestation, den die Ewigkeit sich selbst erweisen konnte, doch das Gewebe des Schleiers ist Angst.
Angst ist im Kontext von Daath ein sehr wichtiges Thema, auf dass immer wieder zurückkommen werden muss, denn die Angst wird die gesamte Reise über der treuster Begleiter des Adepten sein. Sie wird ihn führen und vorantreiben, während sie ihn von seinem Weg abzuhalten versuchen wird und ihm immer wieder neue Steine in den Weg legen wird. Bei der Reise über den Abgrund wird Angst, die einzige Konstante sein, auf die er sich allezeit verlassen kann, sie wird zur einzigen Wahrheit werden, die sich allgegenwärtig in jedem Bild, und jedem Wort und jedem Eindruck, den er erfahren wird, offenbaren wird. Diese Angst will dem Adepten etwas sagen, sie ist seine einzige Wahrheit. Angst ist die wichtigste Maxime auf dieser Reise, denn ohne sie, ist er auf dem falschen Weg und erliegt einer Selbsttäuschung. Es geht auf den ersten Schritten hinein in die Sephirah Daath darum die Angst zu Umarmen und willkommen zu heißen, denn nur dann kann der Schritt ins Unbekannte gewagt werden, nur dann kann der Schleier gesehen werden, hinter dem sich Daath verbirgt. Deshalb muss Angst den Adepten leiten auf der Reise hinein ins Reich zwischen den Sphären, denn in tiefster Angst berühren seine Finger das Gewebe des Schleiers hinter dem die Wahrheit verborgen ist, dass wir nichts als Lüge sind. Und dies ist die ewige Trinität von Daath: die Grausamkeit der Schöpfung, das Joch der Manifestation und der Schleier der Täuschung.
Die obere Triade des Sephiroth
Doch man darf bei der Betrachtung von Daath nicht die beiden Sephiroth Chokmah und Binah vergessen. Gleiches gilt auch für die Sephirah Kether, die Krone, die Einheit, die unendlich viele Namen und Bezeichnungen hat. Alles, was man irgendwie mit einer Gesamtheit vergleichen kann oder was im spirituellen Sinn eine Ganzheit hat, kann als Synonym für Kether verwendet werden. Aus dieser Sephirah wächst Daath, mit all seinen Ebenen, mit all seinen Abgründen.
Die Sephirah Kether zeigt ihre Wirkung in der Erschaffung der Dualität, wobei man bei genauerem Hinsehen nicht von Chokmah und Binah ausgehen muss, sondern von Sephiroth und Qlippoth – auch wenn dies in Bezug auf die höchste Ebene nur Illusion ist. Um dem Tagesbewusstsein und dem Intellekt eine Möglichkeit des deduktiven Verstehens zu geben, soll die klassische Sicht sich erst einmal auf Chokmah und Binah beziehen. Chokmah ist der Vater, die männlich-aktive, positive und „lichte“ Seite des Sephiroth. Als Antipode steht Binah, die Mutter, die weiblich-passive, negative und „dunkele“ Seite des Sephiroth. Die Begriffe „Licht“ und „Dunkel“ greifen hier aber nicht, denn der Sephiroth ist Licht, der in sich Schatten werfen kann, wenn man das Licht aus einem egolastigen Blickwinkel betrachten möchte. Wenn man etwas als dunkel in der Dualität sehen möchte, dann den Qlippoth.
Die Energie, die aus Chokmah und Binah resultiert und die auch in Chokmah und Binah entsteht, erschafft den Abgrund und die Allwissenheit, sie erschafft die Sphäre des Abstieges und des Aufstieges, sie erschafft die gestaltete Dunkelheit, die mit Licht erfüllt ist, sie erschafft Daath und Choronzon. Genau diese Zusammenstellung von Chokmah, Binah und Daath ist die eigentliche obere Triade, denn Kether ist alles, aus Kether kommt alles, jede Sephirah und jede Triade. Doch die Sephirah Daath ist nicht für einen Geist zu erkennen, der nicht seine eigenen Schatten und Dunkelheiten erkannt und als einen Teil seiner gesamten Existenz begriffen hat. Die Sephirah Daath ist eine Sephirah, die etwas außerhalb der eigentlichen Schwingung des Sephiroth liegt. Sie schwingt auf der Frequenz der non-förmlichen Energie-Existenz, auf der Ebene der axiomalen Energien, die auf der einen Seite starke Bänder zum Sephiroth haben, auf der anderen Seite auch zum Qlippoth. Bildlich kann man es sich so vorstellen, dass die Sephirah Daath zwischen beiden „Existenz-Bäumen“ (Sephiroth und Qlippoth) schwingt, wobei in Kether beide Bäume harmonisch vereint existieren.
Die Sephirah Kether ist die All-Einheit, die Krone, die in sich alles vereinigt, was dual ist. Dieser Umstand vereitelt, dass der Qlippoth etwas Ähnliches wie Kether hat, denn der Qlippoth ist eine Seite der Dualität, so wie auch der Sephiroth eine Seite der Dualität ist. Ferner ist es nicht richtig, dass die obere Triade aus Kether-Chokmah-Binah besteht. Kether ist die obere Triade, sowie auch die mittlere und die untere Triade, da aus Kether alles entspringt.
Somit ist es nicht richtig, dass Kether „nur“ die Spitze des Sephiroth ist, nein, es ist die Krone, die über dem Sephiroth thront, darüber, nicht an seiner Spitze.
Wenn man sich dazu auch noch mal die Sephirah Daath holt, erkennt man, dass man in Daath eine Einigung erfährt, die den Weg zur Sephirah Kether öffnet. Daath ist nicht mehr dual, es ist die beginnende Verschmelzung der Dualität, deswegen steht Daath nicht zwischen Binah und Chokmah, sondern über ihnen, da wo im „normalen Sephiroth“ die Sephirah Kether steht.
Kether gebiert sich aus Daath, d. h. Daath transformiert sich zu Kether, d. h., es gibt keinen Pfad von Daath zu Kether, da Daath Kether wird, und Kether alles ist.
Somit ist der Lebensbaum im Grunde falsch gezeichnet.
Vielmehr müsste er so aussehen:
Wobei auch dieser „falsch“ ist, denn Kether ist letztlich als bildliche Sphäre falsch. Sie umschließt und durchdringt den Sephiroth und den Qlippoth. Dies könnte man so darstellen, dass man einfach über den Sephiroth „Kether“ schreibt. Das würde aber wieder mehr Verwirrung als Klarheit bringen – zumindest in dieser Phase der Transformation.
Wenn man es sich überlegt, dann bekommt sogar das Prinzip des „Flammenschwertes“ hierdurch eine andere Gewichtung.
Das Flammenschwert ist wie folgt aufgebaut, beginnend mit dem Griff des Schwertes: Kether – Chokmah – Binah – Chesed – Geburah – Tiphereth – Netzach – Hod – Yesod – Malkuth, die Spitze.
Die Energie (Kether) beginnt und ist die Allwissenheit (Daath), welche zum Willen (Chokmah) wird, der durch Transformation im weiblichen Urbild (Binah) die duale Form annimmt. Dieser geformte Wille wird durch die Macht des Lichtes und der Liebe einen Ebenensprung erfahren und findet in der Barmherzigkeit (Chesed) die spezifische duale Schöpfung. Die Schöpfung verbindet sich mit der Stärke (Geburah), mit dem Intellekt, dem Sieg der Liebe. Diese lebende (liebende), willens- und seelenstarke Schöpfung durchfließt die Sonne, das Zentrum der Dualität (Tiphereth), das Licht, die Information, um dann in der Beständigkeit, Standhaftigkeit (Netzach) einzudringen. Dies führt dazu, dass diese neue, lichtvolle Schöpfung im majestätischen Glanz einer intelligenten Kreativität (Hod) aufgeht. Dies führt durch weitere Transformationen zum Grundstein der dritten Dimension (Yesod), welcher seine Energie in die Erde ergießt (Malkuth).
Das Flammenschwert dient als Werkzeug, es dient als Weg, es