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Sieglinde Breitschwerdt
Ein Flaschengeist in Wanne-Eickel
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Inhaltsverzeichnis
Wie ein Flaschengeist in die Frieda-Straße kam...
Tanball und Bamase hecken etwas aus
Doppelter Anschlag auf Frau Würggriff
Eine Waschmaschine hat keine Lust mehr
Ein gefährliches Selbstgespräch
Tante Eulalia schließt Waffenstillstand
Der Oberdshinni gibt klein bei
Wie ein Flaschengeist in die Frieda-Straße kam...
Tanball ist nicht jemand wie Herr Meier oder Herr Müller von nebenan. Er trägt keinen Anzug, sondern eine Pluderhose, ein Westchen und ein Käppi mit einem lustigen Bommel. Außerdem ist er am ganzen Körper blau, und wenn er wütend wird, läuft er giftgrün an.Das machen alle Flaschengeister, wenn sie sich aufregen, jedenfalls die, die ich kenne. Und das sind - na ja, um ehrlich zu sein - nur drei: der Dshinni aus Aladin und die Wunderlampe, Tanball aus der Frieda-Straße in Wanne-Eickel, und der Oberste aller Dshinnis, aber zu dem kommen wir erst später.
Tanball, das bedeutet auf Deutsch „faul“, gerät in einen Strudel von komischen, aber manchmal auch ziemlich gefährlichen Abenteuern. Und das hat er meist Tante Eulalia und seinem Erzfeind, dem roten Kater Luzimops, zu verdanken.
Jetzt fragt ihr sicher, wie kommt ein Flaschengeist aus dem fernen Orient in die Speisekammer von Tante Eulalia in Wanne-Eickel? Das fragt ihr mit Recht, und ich werde euch das ganz kurz erklären:
Fabian lebt meistens bei seiner Tante, weil seine berühmten Eltern viel auf Reisen sind. Fabians Mutter ist die Opernsängerin Ala vin ten Ton und sein Vater der berühmte Tenor Giovanni Scali. Mit bürgerlichem Namen heißen sie Lina und Erich Schmidt.
Angefangen hat die ganze Geschichte vor ein paar Tagen, als Fabians berühmte Eltern wieder einmal auf Europa-Tournee gingen.
Giovanni Scali unternahm mit seinem Sohn einen Angelausflug an den Rhein-Herne-Kanal. Neben einem alten Stiefel, einer Plastiktüte und einem drei Meter langen Hecht, der mindestens 150 Pfund wog und eine ganze Gefriertruhe füllte (das jedenfalls behauptete Fabians Vater), zogen sie auch eine blaue Flasche an Land. Nachdem alle diese eigenartige Flasche hinreichend bestaunt hatten und keiner etwas damit anzufangen wusste, wanderte sie in den Sammelkarton für den Glascontainer in Tante Eulalias Speisekammer. Von diesem Tag an geschahen dort seltsame Dinge: Kartoffeln und Äpfel waren angeknabbert, Marmeladen- und Gurkengläser leer genascht, sogar aus der Packung mit Luzimops Trockenfutter verschwanden immer wieder auf wundersame Weise zahlreiche herzförmige Leckerchen.
Aber mehr will ich euch nicht verraten, ebenso wenig über Tanballs Freundschaft mit Fabian und der Fliege Bamase. Wenn der kleine Flaschengeist aufgeregt ist, verwechselt er oft Wörter oder setzt sie falsch zusammen, und dass er zudem manchmal stottert, werdet ihr selbst schnell feststellen.
Auch soll das Vorwort nicht verraten, dass Luzimops, ein verwöhnter fauler Kater, dem kleinen Wicht das Flaschengeisterleben richtig schwer macht - besonders seit Tante Eulalia ihm das Versprechen abgeknöpft hat, nicht mehr zu zaubern, weil eine Katastrophe nach der anderen geschah. Moderne Flaschengeister zaubern heutzutage nicht mehr, die setzen ihren Verstand ein, basta (so Tante Eulalia aus Wanne-Eickel).
Das Schmatzen in der Nacht
Fabians Eltern waren wieder auf Tournee. Das Abendessen verlief schweigend. Das Küchenradio spielte leise im Hintergrund. Tante Eulalia stand am Herd und zauberte einen goldgelben Pfannkuchen nach dem anderen aus der Pfanne. Obwohl sich Fabian heute Pfannkuchen gewünscht hatte, schmeckten sie nicht so gut wie sonst.
Luzimops strich bettelnd um Tante Eulalias Füße. Hin und wieder gab sie ihm etwas ab, das er sogleich gierig verschlang.
„Möchtest du noch einen?"
Fabian schüttelte den Kopf, rollte den Pfannkuchen lustlos auf seinem Teller ein und wieder aus und streute noch mehr Zucker darauf.
„Fabian, nun sei doch nicht so traurig! In ein paar Wochen sind Ferien! Dann besuchen wir deine Eltern in London."
„Aber erst in vier Wochen! Das ist 'ne megalange Zeit!"
Maulig schlug er mit der Gabel nach einer Fliege, die in engen Spiralen um seinen Kopf kreiste.
„Wo kommt denn bloß diese Fliege her und das zu dieser Jahreszeit?"
„Weiß nicht!"
„Na gut!"
Die Tante seufzte und beschloss, ihren Neffen in Ruhe zu lassen.
Es war jedes Mal dasselbe: Wenn Fabians Eltern auf Tournee gingen, dann war mit dem Jungen tagelang nichts anzufangen. Sie holte einen kleinen Drahtkäfig aus der Schublade und legte ein Stückchen Käse hinein.
„Haben