ich meine Ihr Misstrauen... Auf alle Fälle hat er Ihre vorzüglichen Würstchen, auf die ich Acht geben sollte, einfach verzupft und vermopst! Er hat sie einfach verschluckt! Ratzefatz! Und er hat mir nix abgegeben! Nicht ein stückiges Winzchen! Jawohl!"
Vor lauter Zorn verfärbte sich seine Geisterbläue in giftgrün.
Eulalia Mehlmanns Gesicht verfärbte sich ebenfalls. Sie lief knallrot an und glich einem Feuermelder. Luzimops, dem es nur ein bisschen schwindelig gewesen war, verhielt sich ganz still. Er genoss es, dass Eulalia voller Sorge um ihn war. Ein klägliches Miau zitterte zwischen seinen Schnurbarthärchen hervor und stahl sich in ihr großes Herz.
„Oh, mein Schnuckelchen, das ist aber schön, dass es dir wieder besser geht! Was hat er dir nur angetan, mein armes süßes Häschen! Och, mein Schimmeräffchen!"
„Miau", wimmerte Luzimops, verdrehte die Augen und schenkte Eulalia ein wehleidiges Blinzeln. Liebevoll drückte sie ihn an ihren mächtigen Busen und kraulte sein Köpfchen. Selbstgefällig spreizte er seine linke Pfote und zeigte dem Geist hemmungslos die Mittelkralle.Tanball war außer sich.
„O bitte, eulige Tante, Ihr Schnuckelchen verdings—bumst...!"
„Halt die Klappe, du nichtsnutziger Wicht!", wetterte Eulalia Mehlmann und erwischte den Flaschengeist am Kragen.
Tanball zappelte erbittert mit seinen Beinchen. „Das werd' ich meinem Meister melden!", kreischte er.
„Tu das!", schrie sie, stand abrupt auf und watschelte zum Kühlschrank. „So, da hinein, bis deine Bosheit erfroren ist!"
Sie knallte die Kühlschranktür so heftig zu, dass die Kochbücher im Regal zitterten. In diesem Augenblick betrat Fabian die Küche.
„Wir sollen ihr die Tube Senf nach dem Essen wieder-bringen, hat Frau Würggriff gesagt!"
Die Tante hatte sich auf den Küchenstuhl gesetzt. Luzimops kauerte auf ihrem Schoß und schnurrte. Hingebungsvoll sah er sein Frauchen an und zwinkerte von Zeit zu Zeit. Er wusste: Sein sanftes Schnurren und sein verschämtes Blinzeln wirkten auf Eulalia unwiderstehlich!
Suchend sah sich Fabian um und fragte: „Wo ist Tanball?"
Sofort keifte die Tante los: „Der hat so lange Hausarrest, bis seine Boshaftigkeit erfroren ist!"
Sprachlos starrte Fabian seine Tante an. Er konnte es nicht glauben und stammelte: „Du hast ihn doch nicht etwa in den Kühlschrank...?"
„Hab' ich!", schnitt sie ihm das Wort ab.
Fabian riss die Kühlschranktür auf. Bamase, die die ganze Zeit wie eine Wahnsinnige vor der Tür auf und ab und rauf und runter gebrummt war, landete im Sturzflug auf seiner Nase.
„O heiliger Oberdshinni! Tanball ist wahrscheinlich schon erfroren."
„Er hätte beinahe Luzimöpschen umgebracht!", verteidigte sich die alte Dame.
„Miau", trumpfte Luzimops auf und fand es großartig, dass ihn Eulalia gegen diesen grässlichen Pimpf in Schutz nahm.
Genervt fegte Fabian die Fliege zur Seite.
„Tanni, komm raus! Ich bin's!"
Ein blaues bibberndes Etwas kroch mit steifen Bewegungen hinter dem Joghurtbecher hervor. Hastig nahm ihn Fabian in beide Hände und rieb ihn.
„Oh, brrh... Meisterrrr... du hast mich gerettet!", zitterte der Kleine und genoss die warmen Hände seines Meisters. „Was machst du bloß für Sachen!", seufzte Fabian, nahm das Geschirrhandtuch, das über der Heizung hing, und wickelte den kleinen Wicht darin ein.
„Mirr... isss... soooho... kaaakaakalt...", schnatterte Tanball, und Fabian hauchte ihn wärmend an.
„Und dieser Dingsbums", keifte Tante Eulalia, „bekommt zur Strafe kein Würstchen! Das kriegt mein armes Schnuckelchen!"
Zärtlich kraulte sie Luzimops unterm Kinn. Der Kater schnurrte erfreut und streckte Tanball die Zunge heraus.
Bevor sich der Flaschengeist erneut aufregte,rief Fabian: „Aber Tante, das kann doch nur ein Missverständnis..."
„Ist es auch!", ereiferte sich Tanball. „Diese katzige Blöde hat nämlich..."
„Nun ist aber Schluss! Basta!", wetterte Eulalia Mehlmann.
Fabian seufzte. Wenn die Tante diesen Ton anschlug, war es besser, ihr nicht zu widersprechen. Schweigend verließ er die Küche und ging in sein Zimmer. Flink brummte Bamase hinterher.
„Oh, mein mistiger Großer", murmelte Tanball. „Ich habe diesen fressigen Flohsack, diese katzige Blöde..., ich..."
„Erzähl mal ganz in Ruhe", beruhigte Fabian das aufgeregte Kerlchen und hörte ihm schmunzelnd zu.
„Alles klar", kicherte er. „Und jetzt ab in die Flasche! Später, wenn die Luft rein ist, bring' ich dir ein Würstchen!"
Gerührt verschränkte der kleine Flaschengeist seine Ärmchen vor der Brust und verneigte sich. Mit einem Luftzug verschwand er in der Flasche. Bamase folgte ihm mit einem eleganten Looping.
Tanball und Bamase hecken etwas aus
Auch am nächsten Tag hatte sich der kleine Flaschengeist noch nicht beruhigt. Wutschnaubend, die Ärmchen auf dem Rücken verschränkt, wanderte Tanball in seiner Flasche hin und her. Plötzlich blieb er stehen und stampfte zornig mit seinem Füßchen auf.
„Eine Schämtverheit ist das! Eine riesensauergroße, schweinebackige Gemeinheit! Diese katzige Blöde! Ich..., o ich werde sie...!
„Beim Barte des Propheten", brummte Bamase gereizt. „Du läufst ja schon wieder giftgrün an! Schreib ein bisschen Tagebuch, das beruhigt!"
„Buch!", kreischte der kleine Flaschengeist und schnellte wie ein Flummy durch seine Flasche.
„Wo ist mein Zauberbuch? Ah, hier!"
Missmutig setzte er sich auf die Hängematte und blätterte darin.
„Zauber... Zauber... Zauberspruch für Blitz und Donner..., Zauberspruch für das Auflösen von Gegen-ständen...", brabb Rache wird grauselich und gruselsam sein, so wahr ich ein Dshinni bin!"
Kummervoll beäugte Bamase ihren Freund.
„Sei bloß vorsichtig! Hinterher geht wieder was schief, und dann sitzt du mit deinem luftigen Hintern im..."
„Hier ist ein Zauberspruch für fliegende Nerven, ich meine, für nervende Fliegen", knurrte Tanball und sah seine Freundin böse an.
„Warum machst du mir keinen Mut, hä?! Ah hier! Hier ist was für die katzige Blöde!", schrie er begeistert: „Hier! 'Ein Zauberspruch für Katzen, die Flaschengeister fressen wollen'!"
„Beim Barte des Propheten“, surrte Bamase, „mir schwant Schreckliches!"
Sie hockte sich auf das Zauberbuch, fuhr mit den Fühlern über die Zeilen und murmelte:
'Wüstensand und Katzendreck
zaubern alles Böse weg.
Ziehst die Katze du am Schwanz,
murmelst 'schöner Firlefanz',
zwickst ins Ohr sie ganz schön viel,