Volker Gerding

10 Mythen der Geldanlage


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DWS Akkumula

      Monatliche Einzahlung : 200 Euro

      Startdatum : Januar 1985

      Enddatum : Januar 2000

      Ausgabenaufschlag : 5 %

      Summe der Einzahlungen : 36.200 Euro

      Depotwert : 122.897,02 Euro

      Performance:

       Gewinn in Euro : 86.697,02 Euro

       Prozentuale Wertsteigerung insg. : 696,09 %

       Prozentuale Wertsteigerung pro Jahr : 14,84 %

      (Quelle: Fondsweb)

      Das Ergebnis ist beeindruckend. Marcel und Ann-Kathrin könnten zum Auszahlungszeitpunkt über den, in ihren glänzenden Augen Riesenbetrag von 122.897 Euro verfügen. Dies würde rund 61.000 Euro für die Berufsausbildung jedes ihrer Kinder bedeuten, womit gewiss ein großer Teil der Ausgaben z.B. für ein Studium abgedeckt wären.

      14,84 % Wertsteigerung pro Jahr über einen Zeitraum von 15 Jahren? Die Zahlen sind nicht fingiert, sondern zeigen, dass so etwas unter glücklichen Umständen möglich ist.

      Aber geht es immer gut?

      Ist der Cost-Average-Effekt der Garant für hohe Renditen? Können die Anleger bei einer konservativ ausgerichteten Aktienstrategie, die auf exotische Zertifikate (s. 9. Mythos) oder der Investition in Schwellenländer verzichtet, darauf vertrauen, dass die regelmäßige, langjährige Geldanlage so erfolgreich wie im ersten Beispiel ist? Der Erfolg einer risikobehafteten Investition, wie der Kauf von Aktienfonds, ist dann gegeben, wenn der Ertrag deutlich höher ausfällt, als z.B. bei der Sparkassen- oder Volksbank-Festgeldanlage.

      Wir bleiben beim oben aufgeführten Beispiel, der Fonds und die Zeitdauer werden beibehalten und nur der Beginn des Ansparens geändert. Dadurch ergibt sich folgendes Bild:

       DWS Akkumula

      Monatliche Einzahlung : 200 Euro

      Startdatum : Januar 1997

      Enddatum : Januar 2012

      Ausgabenaufschlag : 5 %

      Summe der Einzahlungen : 36.200 Euro

      Depotwert : 40.788,83 Euro

      Performance:

       Gewinn in Euro : 4588,83 Euro

       Prozentuale Wertsteigerung insg. : 26,23 %

       Prozentuale Wertsteigerung pro Jahr : 1,56 %

      (Quelle: Fondsweb)

      In dieser Berechnung hätte im Januar 2012, wenn die Kinder von Marcel und Ann-Kathrin das Geld brauchen, die Rendite lediglich 1,56 % pro Jahr betragen. Dieser Gewinn rechtfertigt aber nicht das hohe Risiko, dass mit einer Anlage in einen Aktienfonds verbunden ist. Diese Wertsteigerung wäre in dem genannten Zeitraum mindestens bei der Festgeldanlage oder dem Kauf von Bundeswertpapieren erreichbar gewesen und zwar sicher, ohne die Gefahr eines möglichen Verlustes. (Ganz große, in der Bundesrepublik Deutschland noch die da gewesene Katastrophen sind hiervon selbstverständlich ausgenommen).

      Wenn auch die prozentuale Wertsteigerung in dem Beispiel gering ist, so ist immerhin ein positiver Ertrag zu verzeichnen. Dass dies aber nicht immer so ist, zeigt die nächste Berechnung.

      Nehmen wir an, die beiden wollten ihre gesamte Geldanlage und Versicherung in eine Hand geben und wären von ihrem Bankberater dahingehend beraten worden, einen europäischen Fond der Allianz-Gruppe zu erwerben.

      „Der Fonds enthält überwiegend Aktien europäischer Unternehmen, die dem Shareholder-Value-Ansatz Rechnung tragen. Insofern investiert das Fondsmanagement in Titel von langfristig überdurchschnittlichen Eigenkapitalrenditen erwirtschaftende Unternehmen, die sich zudem möglichst auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Darüber hinaus wird auf eine aktionärsfreundliche Informationspolitik sowie eine eindeutige, zielgerichtete Unternehmensstrategie Wert gelegt“. (Fondsprospekt)

      Hört sich gut an, oder? Der Fond ist in Europa aktiv, also in demokratischen Ländern mit überwiegend guter wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Zudem erfolgt die Aktienauswahl von Profis, die mit Sicherheit über ein überragendes Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge verfügen und die Investition in die einzelnen Unternehmen nach den neuesten Erkenntnissen der Portfolio-Theorie streuen.

      Was spricht also für Ann-Kathrin und Marcel dagegen, für die Ausbildung der Kinder monatlich 200 Euro in diesen soliden europäischen Fonds zu investieren und den Cost-Average-Effekt mitzunehmen?

      Die monatliche Einzahlungssumme sowie das Start- und Enddatum bleiben zum obigen Beispiel unverändert.

       Allianz EuropaVision A

      Monatliche Einzahlung : 200 Euro

      Startdatum : Januar 1997

      Enddatum : Januar 2012

      Ausgabenaufschlag : 5 %

      Summe der Einzahlungen : 36.200 Euro

      Depotwert : 26.061,64 Euro

      Performance:

       Gewinn in Euro : - 9938,36 Euro

       Prozentuale Wertsteigerung insg. : - 49,37 %

       Prozentuale Wertsteigerung pro Jahr : - 4,44 %

      (Quelle: Fondsweb)

      Wenn Anne-Kathrin und Marcel das Geld einfach im Safe verstaut hätten, könnte jedes Kind nach 15 Jahren monatlichen Sparens über rund 18.000 Euro verfügen.

      Obwohl die beiden eine relativ konservative Anlageform wählten und den Cost-Average-Effekt ausnutzten, muss sich jedes Kind jetzt mit 13.000 Euro begnügen und dies aus einem einzigen Grund: Anne-Kathrin und Marcel – und damit ihre Kinder – hatten einfach Pech. Sie mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. Zeitraum verkaufen und dieser erwies sich leider als ungünstig.

      Sie können selbständig viele Beispiele durchrechnen. Ich empfehle Ihnen den Fondsrechner auf www.fondsweb.de, mit dessen Hilfe alle Berechnungen der Wertentwicklung von Fonds in diesem Buch erfolgen.

      Mit Hilfe dieses Rechners können Sie z.B. kalkulieren, was passiert wäre, wenn Sie im Februar 1997 in einem auf Bankaktien spezialisierten Fonds investiert hätten oder einem als konservativ bezeichneten Dachfonds usw. Viel Spaß.

      Die Postbank z.B. schreibt, ehrlicherweise in dem oben zitierten Text weiter:

      „In den meisten Fällen ist der Cost-Average-Effekt für Sie von Vorteil. Einzige Ausnahme: Wenn in den letzten Jahren der Sparplanlaufzeit die Preise ständig fallen. Dann verliert das Vermögen an Wert, und es bleibt keine Zeit mehr, die angefallenen Verluste einzuholen. Daher sollten Sie unbedingt Ihre Anlagestrategie überprüfen und ggf. eine Anpassung z. B. einen Wechsel zu einem wachstums- bzw. sicherheitsorientierten Fonds vornehmen. Sind dagegen zu Beginn der Sparplanlaufzeit die Kurse niedrig, stehen die Chancen nicht schlecht, dank Cost-Average-Effekt langfristig eine attraktive Rendite zu erzielen“. (Postbank)

      „Einzige Ausnahme“ heißt nichts anderes, als sich auf ein Glückspiel einzulassen. Aber wollen Sie tatsächlich mit der Bildung Ihrer Kinder spielen, Ihrem meist sinnvollen Traum von Eigenheim oder dem würdigem Leben im Alter.

      Eine weitere Frage, die Sie, lieber Leserin, sich stellen sollten ist, wer weiß, wann die Kurse niedrig sind?

       Der Börsenorakeltest

      Testen Sie bitte auf den nächsten zwei Seiten Ihre Fähigkeit als Börsenorakel, indem Sie sich in folgendes, reales Szenario hineinversetzen:

      Im Januar 2008 ist der DAX®von 8100 auf