Wolf- Dieter Erlbeck

Unser Fräulein Doktor Teil 2


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      Die inzwischen mit einem Tablett und vier Gläsern zurückgekehrte Mama sagte:

      „Und damit beenden wir das Thema Boxen und widmen uns den Kindern.“

      Babsi hatte sich inzwischen neben mich gesetzt und kuschelte förmlich in mich hinein, was mir irgendwie Sicherheit verlieh.

      Nachdem jeder sein Glas in Händen hielt, sprach ihr Papa bedächtig und uns beide abwechselnd ansehend:

      „Für uns völlig überraschend klärte uns Babsi nach unserer Rückkehr darüber auf, dass sie jetzt einen Freund hat, den sie nie mehr verlassen möchte. Nachdem wir dich lieber Dieter schon seit einigen Jahren kennen- und schätzen gelernt haben, kam diese Aussage für uns doch völlig unerwartet. Noch vor einigen Monaten, nach eurer riesigen Klassenfahrt schimpfte und wetterte sie gegen dich und man hatte eher das Gefühl, sie wollte dich umbringen. Heute nun sagt sie, das war Wut, weil du allen anderen Röcken hinterher schaust nur nicht hinter ihrem. Du wirst verstehen lieber Dieter, dass wir als Eltern deiner neuen Freundin ein paar Fragen an dich richten möchten?“

      Er holte tief Luft und blickte mich ernst und streng an.

      „Wie denkst du denn über Babsi und was hältst du von ihr?“

      Ich sah zuerst Babsi, dann ihre Mama und dann wieder Babsi an, bevor ich stockend und unsicher begann:

      „Was soll ich da jetzt sagen? Babsi schien mir immer unerreichbar. Immer wenn ich sie sah, befand sie sich in Begleitung. Ich glaubte bei ihr keine Chance zu haben. Irgendwann kam mir die Idee sie eifersüchtig zu machen. Aber der Schuss ging völlig daneben. Auf unserer, schon von Ihnen angesprochenen Klassenfahrt, wo ich es zugegebenermaßen recht arg trieb, gestand sie mir plötzlich und völlig unerwartet ihre Liebe. Ich werde ihren Kuss den sie mir gab nie im Leben vergessen! Vielleicht hätte ich mich danach um sie bemühen sollen, aber ich musste meinem Freund Hartmut versprechen, nichts aber auch gar nicht zu unternehmen, um sie zu erobern. Unsere Liebe kam vorgestern zum Ausbruch, eingefädelt von Babsi durch eine kleine Intrige.“

      Ich spürte ihren kleinen Knuff:

      „Das hättest du ihnen ja nicht erzählen müssen“, flüsterte sie noch immer aufgekratzt.

      „Wir kennen unsere Tochter“, sprach Mama Weinert, „und so etwas sieht ihr ähnlich. Warst du denn mit ihrer Intrige einverstanden?“

      „Ich wusste ja gar nichts davon, war ihr aber im Nachhinein nicht böse.“

      „Und was passierte danach“, wollte ihre Mama wissen?

      „Wir...Ja, wir stellten eben fest, dass wir uns sehr, sehr gern haben, dass wir uns lieben, eigentlich schon länger als ein Jahr und dies nur durch Missverständnisse unterdrückt hatten!“

      „Und dann“, blieb ihre Mutter hartnäckig am Ball?

      „Darüber möchte ich nicht reden“, antwortete ich etwas verlegen.

      Statt meiner antwortete Babsi:

      „Dann haben wir uns geliebt...bis zum Morgengrauen!“

      Donnerwetter, dachte ich, jetzt schmeißen sie dich raus!

      Aber es geschah nichts. Babsis Worte hingen wie eine Dunstglocke über uns!

      Den Schritt in die Offensive schienen ihre Eltern zunächst nicht Ernst zu nehmen.

      Papa Weinert war der Erste, der das Schweigen brach.

      „Schön, dann haben wir das auch geklärt. Wie soll es nun weitergehen? Habt ihr auch mal an eure Zukunft gedacht? Was soll geschehen wenn bei eurem Liebesabenteuer etwas schiefgegangen ist?“

      „Dann heiraten wir eben eher“, antwortete Babsi trotzig.

      „Ich glaube mit siebzehn gehört da noch die Einwilligung der Eltern dazu? Wissen deine Eltern von Babsis Stellung in deinem Leben?“

      „Natürlich“, log ich und dachte, dass dies nur eine Frage der Zeit sein konnte. Schließlich war ich zwei Tage nachts nicht mehr zu Hause gewesen.

      „Was schwebt dir eigentlich beruflich mal vor? Oder willst du Profiboxer werden?“

      „Das weiß ich heute noch nicht. Das Boxen betreibe ich aus Gründen der Selbstverteidigung und Spaß am Sport. Dafür benötigt man auch kein Abitur. Wenn alles gut geht werde ich studieren.“

      „Mit welcher Fachrichtung?“

      „Maschinenbau!“

      „Das ist gut! Dann könntest du die Maschinentechnik im Betrieb übernehmen!“

      Schlagartig hatte ich bei Papa Weinert gewonnen.

      „Was sagt eigentlich euer Fräulein Doktor zu eurer Beziehung“, wollte Babsis Mama wissen, „ihr legt doch sonst immer einen hohen Wert auf ihr Urteil?“

      „Die ist begeistert, dass ihre Lieblingsschüler endlich zueinander gefunden haben“, teilte Babsi freudestrahlend ihren Eltern mit.

      „So? Wann hat sie das denn gesagt, wenn ihr erst seit zwei Tagen ein Paar seid?“

      „Gestern, bei unserem Treffen im Partykeller.“

      „Was sie war hier bei euch?“

      „Ja, mit Dias vom Schulfest und der Klassenfahrt.“

      Ich rutschte inzwischen etwas unruhig hin und her, denn ich wollte nach Hause.

      Babsis Eltern schienen es bemerkt zu haben und erhoben sich fast gleichzeitig. Dann wollen wir dich nicht länger aufhalten und danke dass du sofort gekommen bist. Das ist auch nicht üblich bei der heutigen Jugend“, sprach Papa Weinert und gab mir die Hand, „auf das wir uns in Zukunft immer gut verstehen.“

      Als ich auch Mama Weinert die Hand geben wollte, nahm die mich spontan in die Arme und hauchte mir so etwas wie einen Kuss auf die Wange, der mich sichtlich verlegen machte.

      „Schulze steht noch vor der Tür und bringt dich nach Hause“, rief mir Herr Weinert noch hinterher, dann war ich endlich wieder allein mit Babsi.

      „Machen das deine Eltern mit jedem deiner Freund“, wollte ich wissen?

      „Nein, du bist der Erste und wie ich hoffe auch der Letzte dem diese Ehre gebührt!“

      Danach küssten wir uns im Hausflur im Schutz der Dunkelheit, bevor ich das Haus verließ und von ihren Chauffeur nach Hause gebracht wurde.

      Utes Erklärung

      Die folgenden Tage entschloss ich mich, wegen der eisigen Kälte und dem andauernden Schneefall, mit dem Bus zur Schule zu fahren.

      Am Freitag hatte ich mich gerade fröstelnd im Bus niedergelassen, als Ute ihn außer Puste gerade noch erreichte und nachdem sie sich kurz umgeblickt hatte, zielstrebig auf mich zusteuerte, und ohne zu fragen, neben mir Platz nahm.

      „Guten morgen du Schwerenöter“, begrüßte sie mich lauernd.

      „Guten morgen Ute“, erwiderte ich zaghaft und überrascht, sie plötzlich, nach Wochen der Schweigsamkeit und der Abstinenz, neben mir sitzen zu sehen.

      „Dich sieht man ja gar nicht mehr“, begann sie vorsichtig, „gehst du mir aus dem Weg oder ist das Zufall?“

      „Ich hatte eher das Gefühl du meidest mich“, antwortete ich der Wahrheit entsprechend.

      „Warum sollte ich das tun? War ich auf Klassenfahrt und habe alles genommen was nicht schnell genug auf die Bäume kam, oder du?“

      Donnerwetter, der Angriff saß!

      „Ich hatte zweifelsfrei und unstrittig ein Mädchen kennengelernt und eine schöne Woche genossen, aber inzwischen ist das aus und vorbei, wie immer wenn man räumlich getrennt wohnt.“

      „Und Monika und Babsi?“

      Ich überlegte einen Moment und entschloss