Wolf- Dieter Erlbeck

Unser Fräulein Doktor Teil 2


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fabrizieren willst bleibt mir noch schleierhaft.“

      „Dachte ich mir, da du nicht über die erforderliche Fantasie für Ausnahmefälle verfügst!“

      „Du Spinner, aber du?“

      „Aber ich, genau!“

      „Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.“

      „Siehst du vor deinem geistigen Auge den Adventskranz an der Decke?“

      „Ständig! Ich träume schon nachts davon.“

      „Du ziehst mein Gedankengut schon wieder in das Lächerliche!“

      „Im Augenblick dachte ich an einen blöden an der Decke baumelnden Adventskranz und nicht an dein Gedankengut!“

      „Schon gut! Ich dachte mir den Adventskranz etwas zu manipulieren, zum Beispiel an der Aufhängung!“

      Hartmut starrte mich an als habe ihm gerade jemand gesagt, er habe heute Morgen vergessen die Hose anzuziehen als er zur Schule ging!

      „Nun mach den Mund wieder zu sonst erkälten sich deine Zähne“, sprach ich und setzte meine Überlegungen fort, „nun müssen wir Ede nur so dirigieren, dass er unter dem Kranz zum Stehen kommt und bei seiner ständigen Fuchtelei mit dem Zeigestock müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn er dabei nicht irgendwann einmal den Adventskranz trifft, der dann rummms....“

      „Genial“, war alles was über Hartmuts Lippen kam, dann knallte er seine rechte Pranke so anerkennend auf meine Schultern, dass ich unvermittelt in den Knien einknickte und erschrocken vor ihm kniete!

      „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich heiße Dieter und nicht Wolfgang!“

      „Entschuldige“, sprach er und zog mich wieder hoch, „ich war für Sekunden tief beeindruckt von deinem Ideenreichtum! Wird niemals wieder vorkommen!“

      „Idiot!“

      Wir standen uns lachend gegenüber und klatschten uns ab, was zur Folge hatte, dass Wolfgang unser „Adonis“ sofort auf uns zukam, sein Mundwerk in voller Größe öffnete, also von der linken bis zur rechten Backe, seine quittegelben, lückenhaften Zähne zeigend fragte:

      „Was führt ihr wieder im Schilde?“

      Donnerwetter, er hatte unser Abklatschen einmal ausnahmsweise richtig gedeutet, was bei seiner sprichwörtlichen Einfältigkeit sehr viel bedeutete.

      „Na gut“, sprach Hartmut, „eigentlich ist es noch geheim, aber du sollst es als erster erfahren!“

      „Ja“, fragte Wolfgang?

      „Morgen fängt der Tag wieder in aller Frühe an!“

      „Verarschen kann ich mich allein“, entgegnete Wolfgang wütend, wieder einmal übertölpelt zu sein.

      „Dann tu es doch, aber verschone uns dabei“, gab ich meinen Senf dazu.

      Nachdem er endlich wieder abgezogen war fragte Hartmut:

      „Und wann soll es steigen?“

      „So schnell wie möglich, ich dachte morgen an die dritte Stunde! Ich gehe in der großen Pause auf die Toilette, schleiche mich dann in das Klassenzimmer zurück und hänge den Kranz entsprechend auf!“

      „Lass dich nur nicht dabei erwischen!“

      „Ich werde schon aufpassen. Allerdings müssen wir Babsi und Rüdiger noch einweihen!“

      „Warum dieses“, fragte Hartmut?

      „Na aus dem einfachen Grund, weil die beiden rechts und links vom Gang sitzen und Ede dorthin locken und entsprechend aufhalten und reizen müssen!“

      „Genial“, kam Hartmuts Lieblinswort erneut, aber diesmal trat ich schnell einen Schritt zurück, damit er mich nicht schon wieder niederschlagen konnte.

      Erneut klatschten wir uns lachend ab was sofort wieder Wolfgang auf den Plan rief:

      „Ich weiß schon, der Abend hört spät auf“, dachte er grinsend uns auszutricksen!

      „Ein Glück, dass die Häuser nicht im Freien stehen“, ergänzte Hartmut und gluckernd vor Lachen ließen wir einen erneut verwirrten Wolfgang zurück.

      „Irgendwie tut er mir manchmal richtig leid“, flüsterte ich Hartmut zu, „aber auf der anderen Seite kannst du niemanden so herrlich veräppeln wie ihn.“

      „...und das soll auch so bleiben“, ergänzte Hartmut kichernd.

      Später nahm ich mir Babsi zur Seite und informierte sie über mein Vorhaben!

      „Du siehst nicht nur gut aus“, versuchte sie zu flirten, „du hast auch immer wieder umwerfende Ideen! Können wir das nicht heute Abend bei Kerzenschein und einem kleinen Drink besprechen?“

      Die Alarmglocken eins bis drei begannen zu läuten! Jetzt war äußerste Vorsicht geboten, wollte ich nicht nur unsere Beziehung kaputt machen, sondern auch die Durchführung meines Planes gefährden.

      „Dein Angebot klingt unglaublich verlockend, aber leider habe ich heute Abend Boxtraining!“

      „Na großartig, dann hole ich dich dort ab und nehme dich zu einem Schlummertrunk mit nach Hause.“

      Ihr Unternehmensgeist imponierte mir, aber ich vermutete, dass mich Monika nach dem Training abholen würde, wie sie es fast immer, seit unserer Klassenfahrt tat. Also musste ich die Schublade mit Diplomatie aufziehen um nicht wieder in alle möglichen Fettnäpfe zu treten!

      „Na prima“, versuchte ich es zaghaft und fiel doch wieder wie der Elefant in den Porzellanladen, „dann können wir ja zu dritt ein Schlückchen hinter die Binde kippen!“

      „Zu dritt?“

      „Ja, zu dritt! Monika wollte mich auch abholen!“

      Für einen Moment glaubte ich eine Gemütsbewegung zu erkennen, aber sie hatte sich sofort im Griff.

      „Auch gut! Bis später dann!“

      Ich glaubte die Angelegenheit gut erledigt zu haben und ahnte nichts Böses. Mit der weiblichen Psyche kannte ich mich auf Grund meines knabenhaften Alters noch nicht ausreichend aus, so dass ich auch nichts Außergewöhnliches ahnte und erwartete. Babsi dagegen, mit allen Wassern gewaschen, integrierte einmal mehr äußerst raffiniert und zielbewusst, wie ich erst viel später durch Monika erfuhr!

      Zunächst rief sie einmal in aller Freundschaft bei ihr an und plauderte belangloses Zeug um schließlich zu verkünden, heute abend nach dem Training, mit ihr und mir ein paar Dinge besprechen zu wollen. Dann gab sie eine kleine verschwiegene Eisbar an, wo sie sich mit Monika treffen wollte, um mich dann gemeinsam abzuholen. In der Eisbar ließ sie sich dann von irgendwem anrufen und verkündete anschließend bedauernd, ich hätte unsere Verabredung gerade abgesagt, da ich mich nicht gut fühle. Eigentlich keine ungewöhnliche Sache und auch schon hin und wieder so vorgefallen, so dass Monika nicht den geringsten Verdacht schöpfte und traurig nach Hause ging, während Babsi zur Sporthalle ging und mich Ahnungslosen abholte!

      Zum Schein wartete sie noch ein paar Minuten mit mir auf Moni, die selbstverständlich nicht kam, hakte sich dann bei mir ein und sprach:

      „Dann gehen wir eben allein!“

      Schweigend trippelte sie neben mir her, schmiegte sich aber an mich, dass ich Mühe hatte, geradeaus zu gehen. Ich legte freundschaftlich meinen Arm auf ihre Schultern und zog sie leicht an mich. Sie musste das als Signal verstanden haben, blieb auf der Stelle stehen, schlang ihre dünnen Ärmchen um meinen Hals und zog mich herunter und presste ihre Lippen auf die meinen, dass mir zunächst einmal alle Sinne schwanden. Ihre Zunge öffnete ohne Umschweife meinen Mund und ihre nach Himbeeren schmeckenden Lippen schlossen meinen Mund, dass ich kaum noch Luft bekam.

      Ich hätte sie jetzt einfach wegstoßen können und die Geschichte Babsi wäre damit ein für alle Mal erledigt gewesen, aber ich besaß nicht die Kraft dazu, oder anders herum gesagt, es war atemberaubend