Wolf- Dieter Erlbeck

Unser Fräulein Doktor Teil 2


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wartete.

      Meine Mutter erkannte ihren aufgekratzten Sohn gar nicht wieder, denn eigentlich eilt mir der Ruf eines fiesen Morgenmuffels voraus. Ich beruhigte sie keinen Arzt zu holen und erklärte ihr der Weg von Hartmut hierher durch die morgendliche Frische habe bereits alle meine Geister geweckt.

      Mit frisch gemachten Butterbroten in der Tasche verließ ich das Haus, gerade rechtzeitig um Ute nicht zu begegnen, die kurz hinter mir das Haus verließ. Ich nahm Babsi schnell zur Seite und versteckte mich mit ihr, bis Ute vorbei war und dann setzten wir händchenhaltend den Weg fort.

      Erst jetzt fiel mir wieder Monika ein. Was sollte ich ihr sagen? Ich habe entgegen meinen Versprechungen heute Nacht mit Babsi geschlafen? Nein, das ging ohnehin nur Babsi und mich an! Aber ich musste ihr sagen, dass ich mich unsterblich verliebt habe!

      „Was hast du auf einmal“, hörte ich Babsis besorgte Stimme neben mir?

      „Ach ich dachte eben nur an Monika und wie ich es ihr sage, dass ich mich in dich verliebt habe?“

      „Du willst es ihr sagen?“

      „Ich muss es ihr sagen!“

      „Alles?“

      „Nicht alles!“

      „Du sagst ihr nichts von heute nacht, oder?“

      „Nicht dass wir zusammen geschlafen haben. Das geht nur dich und mich etwas an.“

      „Ich danke dir. Du wirst es auch den Jungen in der Klasse nicht erzählen?“

      „Natürlich nicht, was denkst du von mir?“

      „Auch deinem Freund Hartmut nicht?“

      Ach du lieber Gott, daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Ausgerechnet Hartmut, der bis über beide Ohren in Babsi verliebt war, und dem ich zuletzt während unserer Klassenfahrt versprechen musste, mich nicht um Babsi zu bemühen.

      „Hartmut“, begann ich vorsichtig, „um Himmels willen. Wenn ich ihm erzähle wir sind ein Paar seit heute, dann bringt er mich um!“

      „Hartmut, dein bester Freund dich umbringen? Das musst du mir erklären.“

      Ich schilderte ihr nur das Wesentliche und sie sah mich erstaunt an:

      „Warum hast du mir das nie erzählt?“

      „Warum sollte gerade ich dir erzählen dass mein bester Freund in dich verliebt ist? Das entbehrt jeder Logik.“

      „Da hast du Recht, aber vielleicht hätte ich mich ihm gegenüber dann anders verhalten. Ich habe ja manchmal auf Teufel komm raus mit ihm geschäkert, um dich Eisberg eifersüchtig zu machen.“

      „Da könntest du Recht haben. Aber vergessen wir das, da müssen wir beide jetzt durch.“

      Sie sah mich verschmitzt an und flüsterte als könnte es jemand hören, dem es nichts angeht:

      „Auch du wirst es von heute ab schwer haben und niemand von den Jungen wird dich bei der nächsten Klassensprecherwahl wählen, wenn sie erfahren dass du mein Lover bist.“

      „Vielleicht auch umgekehrt, dass dich keiner mehr wählt, weil du den blöden Dieter als deinen Lover gewählt hast.“

      „Auch möglich“, lachte sie laut in den kalten Wintermorgen, „übrigens gebe ich für dein Vorhaben in der dritten Stunde grünes Licht. Darüber wollten wir uns doch gestern Abend unterhalten, oder?“

      Ich lachte laut auf.

      „Das du daran noch gedacht hast, nach einer so herrlichen, atemberaubenden Nacht?“

      „Ich denke nur an Dinge die mir dir zusammenhängen.“

      Wir hatten inzwischen den Schulhof erreicht und hielten uns gedankenverloren noch immer an den Händen. Ausgerechnet Wolfgang entdeckte uns so! Garantie, dass es noch vor Unterrichtsbeginn die ganze Klasse wusste.

      „Seid ihr jetzt ein Liebespaar? Ich dachte immer ihr mögt euch nicht“, sprach er uns an.

      „Daran hat sich auch nichts geändert lieber Wolfgang“, antwortete ich ihm, „ich musste nur ihre Hand festhalten weil sie mir eine runterhauen wollte und das kann ich als Mann doch nicht zulassen, oder?“

      „Nee, sie wollte dir eine...? Schade dass ich das nicht gesehen habe.“

      „Siehst du Wolfgang“, sagte ich, „nun kannst du allen erzählen Dieter hatte die böse Hand von Babsi fest umklammert weil sie ihn schlagen wollte!“

      „Das werde ich gleich tun“, sprach es und rannte in Richtung Rüdiger, der gerade den Schulhof betrat.

      Babsi gluckste schon wieder vor Lachen und ergriff erneut meine Hand. Ich sah mich um und vergewisserte mich, dass uns niemand beobachtete und drückte ihr schnell meine Lippen auf den Mund und ging dann getrennt von ihr in Richtung Schulgebäude.

      Als mich jemand auf die Schulter tippte, drehte ich mich erschrocken um. Vor mir stand Hartmut.

      „Wenn du das nächste Mal bei irgendeiner deiner Damen nächtigst, verständige mich bitte vorher, dass ich mich nicht verplappere wenn deine Mutter anruft!“

      „Wann hat sie denn angerufen?“

      „Na gestern Abend! Ich glaube es handelte sich nur um einen Kontrollanruf, aber wenn meine Mutter am Apparat gewesen wäre, die hätte nicht so schnell geschaltet.“

      „Ich danke dir, du bist halt mein bester Freund, auf den ich mich verlassen kann! Wollte sie mich sprechen?“

      „Na klar! Ich habe ihr gesagt wir waren noch am Computer und dann bist du vor Müdigkeit vom Boxtraining eingeschlafen und bist schon im Bett.“

      „Und wenn sie verlangt hätte mich zu sprechen?“

      „Es gibt doch noch so etwas wie Telefonstörungen! Aber erzähle dem Onkel Hartmut lieber wie es heute Nacht war und mit wem vor allem?“

      „Du kennst doch mein Prinzip! Der Kavalier genießt und schweigt!“

      „Oller Spaßverderber!“

      Das Läuten der Schulhofglocke zeigte uns an dass es Zeit war sich dorthin zu begeben.

      „Hast du übrigens noch mit Babsi gesprochen, wegen der Aktion Adventskranz?“

      „Na klar. Sie spielt mit. Aber bitte nimm das Wort Adventskranz nicht mehr in den Mund, sonst verraten wir uns noch selber!“

      Beim Betreten der Klasse merkte ich sofort, dass Wolfgang ganze Arbeit geleistet hatte, aber offensichtlich nicht in meinem Sinne. Argwöhnische Augen verfolgten jede meiner Bewegungen und Monika beachtete mich überhaupt nicht, ja, sie sah sogar weg wenn ich ihren Blick suchte. Das konnte ja was werden. Zum Glück benötigte ich für mein Vorhaben nur Babsi und Rüdiger, den ich noch gar nicht eingeweiht hatte und es auch nicht mehr beabsichtigte. Babsi musste reichen, Ede Paul unter den Kranz zu bringen und dort aufzuhalten.

      Die erste Unterrichtsstunde verlief dann ruhig und gesittet. Kein Wunder, unsere Klassenlehrerin und Lieblingslehrerin Frau Lerche, oder auch unser Fräulein Doktor stand vor uns und sie genoss bei Allen höchsten Respekt und war so etwas wie eine Autoritätsperson. Trotz größtem Interesse an ihrem Unterricht, sie bereitete uns in Deutsch und Englisch auf das Abitur vor, wirkte ich heute leicht unkonzentriert und erwischte mich immer wieder dabei, wie ich von der vergangenen Nacht mit Babsi träumte. Ich suchte auch immer wieder ihren Blick und wir warfen uns dann, wie wir glaubten heimlich, Luftküsse und Augenzwinkern zu. Auch Lerche schien dies bemerkt zu haben und rügte mich:

      „Dieter konzentriere dich bitte auf den Unterricht und nicht auf die Mädchen in unserer Klasse!“

      Minuten später die gleiche Rüge an Babsi:

      „Barbara vielleicht konzentrierst du dich jetzt mehr auf den Unterricht und unterbrichst vorrübergehend deine Kommunikation mit Dieter!“

      Dieser Satz hatte allgemeine Heiterkeit zur Folge, bis auf zwei, die sich mit