zum Stürzen gebracht. Sie stürzte auf die Erde. Sie stand schnellstens wieder auf den Beinen. Kein Wolf. Wo war er?
Plötzlich sprang er genau vor ihre Füße und kam sehr nah, so dass sie seinem Atem riechen konnte. Fäulnisgeruch strömte aus seinem Maul. Rubina zitterte am ganzen Körper. Ihr Atem stockte. Sie machte sich zum Sterben bereit. Der Wolf setze zum finalen Todesbiss an, als im letzten Moment ein lautes Gebrüll die Aufmerksamkeit des Wolfs erlangte.
Der Störenfried war Amberius. Er stand dort mit seinem Einhänder. Zitternd. Amberius hielt es als sei es ein Zweihänder. Rubina lag wie angewurzelt da. Der Wolf begann sich knurrend und Zähne fletschend in Amberius Richtung zu bewegen.
„Komm‘ schon.“ forderte Amberius ihn heraus. Er wollte auf keinem Fall Schwäche zeigen, wenngleich er innerlich am Sterben war. Sein Adrenalin durchschoss seinen Körper. Er glühte. Der Wolf fing an zu laufen. Amberius wich zurück.
Die Situation spielte sich für Rubina in Zeitlupe ab. Der Wolf setzte zum Sprung an. Er befand sich in der Luft, riss sein breites Maul auf und war im Begriff Amberius zu zerreißen. Amberius schloss, ohne es kontrollieren zu können, seine Augen und zielte grob in die Richtung, aus der er den Wolf vermutete. Es folgte eine Wucht, die ihn nach hinten und von den Beinen riss.
Er knallte auf den Boden. Der schwere und keuchende Wolf folgte ihm und landete direkt auf dem Torso von Amberius. Für einen Moment hauchte dieser Druck das Leben aus seinem Körper und er verschwendete den Gedanken daran, dass es ein Ende gefunden hätte. Amberius sollte sich irren. Obgleich er ohnmächtig wurde.
Rubina beobachtete in einem schockartigen Zustand die Szene als sich ihr Geliebter Amberius dem Wolfe stellte. Ihr Schockmoment endete als sie dachte, Amberius sei tot. Zügig raffte sie sich auf und rannte zu ihrem Geliebten. Sie konnte ihn nicht sehen- nur den Wolf, der regungslos da lag. Als sie am Kopf des Tieres vorbei war, entdeckte sie Amberius.- der Wolf hatte ihn nahezu bedeckt.
Amberius kein Lebenszeichen von sich. Sie versuchte, den Wolf von Amberius zu stemmen. Es gelang ihr nicht. Sie suchte nach einem Stamm. Rubina fand einen und nutzte die Hebelwirkung, um den Wolf herunter zu heben. Sie steckte all ihre Kraft in diese eine Handlung. Mit Mühe und Not gelang es ihr, den Wolf von Amberius zu entfernen. Der Wolf schien nicht leblos zu sein. Er schnaufte und wollte aufzustehen. Es fiel ihm schwer, da das Schwert in seiner Schulter steckte. Rubina rappelte sich mit letzter Energie auf, zog das Schwert aus der Schulter des Untiers, stieß einen heftigen Schrei aus und trennte den Kopf vom Rumpf des Wolfs und brach zusammen.
Rubina erwachte und schaute direkt in die Augen ihres Liebsten. Sie dachte, sie würde träumen. Aber ihr wurde bewusst, dass es real war. Amberius lebt! Sie weinte vor Freude und Erleichterung.
„Ich liebe Dich.“ platze es aus Amberius heraus.
„Ich liebe Dich.“ schluchzte sie.
Sie umarmten sich. Nachfolgend schaute sich Rubina Amberius genauer an- er hatte keine einzige Wunde. Dabei lag dieser Dunkelwolf auf ihm. Sie dagegen hatte ein paar Kratzer, die Amberius behandelte.
„Wir gehen nach Süden- wir gehen nach Sonnenglut.“ bestätigte sie ihrem Liebsten. Amberius nickte.
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Im Nordwesten von Matera lag die Stadt Gottesfurcht. Dort lebten, neben den Bewohnern der Stadt, die Anhänger des Ignisclans.
Ein Ignis glaubte an die alten Elemente. Dazu gehörten Feuer, Wasser, Erde, Wind, Energie und Matergie. Die Anhänger dieses Glaubens nutzten das Element als Magie. Sie zu erlernen dauerte Jahre, manchmal Jahrzehnte. Matergie war die seltenste Art, die alle Elemente vereinte.
Der Clan der Ignis glaubte an die Kraft des Feuers. Zudem waren sie Paladine. Das bedeutete, sie waren im Kampfe, wie in der Magie kundig. Ritter des Glaubens sozusagen.
Seth war einer von ihnen. Ein ranghoher Paladin, der schon in der Mitte seines zu erwartenden Lebensalters angekommen war. Seth saß in seinem Gemach und studierte den alten Glauben als plötzlich ein Knappe in die Räumlichkeiten stürmte.
„Meister,… Meister, ich habe eine Botschaft für Euch!“ hechelte der Knappe.
Seth mochte es nicht, dass die Etikette vernachlässigt wurde, auch wenn eine Nachricht wichtig für den Boten erschien. In ein Gemach eines Paladins stürmte man nicht hinein. Ein Knappe hatte Anstand zu wahren, anzuklopfen und um Erlaubnis zu bitten. Sollte sich ein Paladin in Lebensgefahr befinden, dann sei dies die einzige Ausnahme. Seth war dementsprechend ungehalten:
„Was erlaubt ihr Euch? Hier einfach rein zu trampeln…?!“ brüllte er.
Der Knappe hielt ad hoc inne und wirkte erstarrt.
„Der Sapiens schickt mich.“ gab er bekannt.
Seth stockte. Der Sapiens sendete diesen Laufburschen? Seth hielt nicht viel von der Arbeit eines Sapiens. Diese waren ehemalige Paladine, die im Kampfe fast gefallen wären, aber, so glaubten es die Ignis, vom Gott des Feuers- Igneus- errettet und somit erwählt wurden.
Meist sahen diese Gestalten furchterregend aus. Sie waren verstümmelt, verbrannt oder hatten abgetrennt Gliedmaßen. Es gab stets nur einen, der für kurze Zeit seines Amtes waltete, denn meist erlagen sie ihren Verletzungen, manchmal erst nach Monaten. Sapiens hatten seherische Fertigkeiten und galten als sehr weise.
Seth war ein Mann des Kampfes und nicht des Sehens. Trotzdem war eine Vorhersehung eines Sapiens Folge zu leisten. Das war Gesetz.
„Wo ist Ariel?“ fauchte Seth den Boten an.
„In seinen Räumlichkeiten.“ antwortete der Bote.
Seth machte sich sofortig auf den Weg und ließ den Knappen stehen. Vor den Räumlichkeiten des Sapiens standen Wachen. Der Clan schützte seinen Weisen mit aller Macht. Nachdem er den Wachen erklärt hatte, weshalb er den Sapiens sprechen wollte, ließ man ihn gewähren. Die Räumlichkeiten eines Sapiens waren sehr prunkvoll, nahezu überzogen von Gold.
Der Sapiens Ariel lag in seinem Bett. Neben ihm saß ein weiterer Knappe. Es schien als sei die Zeit von Ariel dem Ende nahe. Ariel erblickte Seth. Sein Gesicht zeigte eine gequälte Freude. Seth stellte sich hin und erwartete die Botschaft. Der Sapiens richtete sich auf. Der Knappe half ihm dabei. Als er in Position war, gab er dem Knappen ein Zeichen. Dieser verließ die Räumlichkeiten. Seth war ungeduldig.
„Seth, es kommt Großes auf euch zu.“ röchelte der Sapiens. „Ihr werdet euch nach Schmidmund begeben und dort einen alten Bekannten aufsuchen. Ihn werdet Ihr begleiten bis zum Saphirsee.“
„Wer soll dieser Bekannte sein?“ wollte Seth wissen.
Ariel stutzte für einen Augenblick.
„Es ist Milos.“ gab er preis.
„Milos!?“ wunderte sich Seth. „Milos, der Verräter?“
Seth wandte sich ab.
„Nein, das mache ich nicht. Ihr wisst, was Milos getan hat!“ fing Seth an. „Das ist unverzeihlich und er ist außerdem ein Verräter.“
Seth betonte dabei das Wort „Verräter“, da er das Gefühl hatte, der Sapiens hatte es vergessen.
„Ich weiß.“ entgegnete Ariel. „Dennoch hat er eine wichtige Aufgabe. Er ist berufen.“
Seth war fassungslos. Wie konnte Milos berufen werden? Ein Verräter? Seth zweifelte. Die Wege des Glaubens waren unergründlich, aber in diesem Falle sinnlos. Seth würde alles tun für den Willen seines Gottes Igneus, aber diesmal verlangte er zu viel. Ariel bemerkte und wusste von den Gedanken des Paladinmeisters. Gerade deshalb wurde er erwählt!
„Seth, wenn Ihr Euch weigert, dann wisst Ihr, was dies für Konsequenzen hat?“ bemerkte Ariel, denn er wusste, dass gehorsam einer der Tugenden des Seth war, wenn nicht der Glaube.
Seth war im Klaren darüber, was geschehen würde. Man würde ihn kopfüber kreuzigen und ausbluten lassen! Dies war unehrenhaft.
„Wenn ich bis zum Saphirsee