griff ihn etwas an- eine dunkle Gestalt. Instinktiv zückte er seine Verobur.
Diese Waffe war eine Art Peitsche, die metallisch und magisch war. Sie konnte einen Stab darstellen, wenn sie fest blieb, aber auch gelockert werden, um als Peitsche verwendet zu werden. Zudem bestand sie aus Magicum, einem stahlähnlichem magischen Metall, das diesen Wandel möglich machte. Es galt es unzerstörbar.
Als die Kreatur aus dem Hinterhalt wiederholt zum Angriff ansetzte, drehte Dyako sich, zog seine Verobur und spannte sie zu einem Stab.
Das Wesen wurde voll getroffen. Es schien, als verspürte es nichts. Das Kamel war aufgebracht und riss an seiner Befestigung.
Die Kreatur hielt inne und war bereit, erneut einen Angriff zu starten, da löste Dyako seinen Stab und setzte die Funktion der Peitsche ein.
Diese schlang sich um die Kreatur und Dyako zog fest. Es stieß einen Schrei aus, welcher in den Ohren schmerzte. Dann verschwand es.
Dyakos Kamel war inzwischen geflüchtet. Stille zog wieder ein. Dyako machte sich nicht viel aus Gedanken. Venatoren galten nicht als Empathieträger, weshalb er dem Kamel nicht nachtrauerte.
Am nächsten Tag wanderte Dyako weiter. Auf dem Weg entdeckte er sein Kamel, welches aber völlig erschöpft da lag. Ein Tier hatte es wohl gerissen und hier liegengelassen, damit das Kamel ausblutete.
Dyako erstach es. Nicht, um es zu erlösen, sondern, weil das gestrige flüchten aus seiner Sicht als Verrat galt.
So musste Dyako seinen Weg zum Gaardes weiterhin zu Fuß bestreiten. Die Sonne ließ die Wüste zum Siedepunkt werden. Es dauerte eine weitere Nacht, bis Dyako auf einen Fremden traf. Es handelte sich dabei um einen reisenden Händler.
Es gab sie zuhauf in der Wüste, weil sie vom Süden aus Aerta, einer Hafenstadt in den Norden der Wüste, zur Stadt Volto reisten. Volto lag am Friedensberg.
Die Händler verdienten eine Menge, da sie wertvolle Dinge bei sich hatten. Aus diesem Grunde lohnte sich für sie dieser anstrengende und meist tödliche Weg. Ihre Route bestand aus kleinen Wagen, welche sie mit Wüstenpferden bestritten.
Zunächst ignorierte Dyako den Händler. Als er diesen fast passierte, fiel ihm Dyako auf, dass an dem Wagen des Händlers eine Kette hing, die Dyako zu kennen glaubte.
„Händler, woher habt Ihr diese Kette?“ polterte Dyako.
Der Händler blieb stehen.
„Welche Kette.“ fragte er mit rauchiger Stimme.
Dyako zeigte auf sie. Der Händler stieg von seinem Pferd, stieg geruhsam ab und ging zur gezeigten Kette.
„Woher habt Ihr sie?“ Dyako verleitete seiner Stimme Nachdruck.
In den Augen des Händlers funkelte es. Dyako machte sich diesbezüglich zum Kampf bereit.
„Ich weiß es nicht.“ log der Handler.
Dyako bemerkte dies.
„Ihr seid doch ein Venator, nicht wahr?“ die Stimme des Händlers hatte etwas hinterlistiges, etwas Totes. Dyakos Instinkte rieten ihm, sehr vorsichtig zu sein. Er wollte keine Schwäche zeigen.
„Was wollt Ihr?“ wollte Dyako wissen.
„Ein Geschäft.“ grinste der Händler.
„Und wer seid Ihr.“ Dyako gefiel der Gedanke nicht, dass der Händler wusste, was oder wer er war, während er sein Gegenüber nicht kannte.
„Ein Händler, der Euch ein Geschäft vorschlagen möchte.“ gab der Händler an.
Dyako hätte ohne dieses Angebot den Händler wahrscheinlich bedroht und unter Umständen auch getötet und ihm die Kette abgenommen, aber ein Venator konnte einem Geschäft nicht widerstehen.
„Meine Wenigkeit ist bereit“, begann der Händler, „Euch 10.000 Taler zu geben, wenn Ihr einen Mann für mich tötet. Zudem gebe ich Euch diese Kette, die Euch sehr zu interessieren scheint.“
Ein Venator fragt nicht, warum irgendjemand einen anderen töten lassen wollte. Es ging Venatoren nur um das Geld oder Gold, gleichgültig, ob moralisch vertretbar oder nicht. Dabei war das Angebot des Händlers mehr als verlockend. Diese Summe war das höchste, was er je erhalten hatte.
Meist waren die Beträge bei etwa 1000 Talern. Eine Falle konnte Dyako nicht wittern, denn Venatoren hielten sich für unbesiegbar. Der Händler holte indes einen Sack mit dem Geld hervor.
„Sind wir im Geschäft?“ wollte sich der Händler vergewissern.
„Ja, wir sind im Geschäft.“ antwortete Dyako.
Danach übergab der Händler dem Venator das Geld und die Kette.
„Wen soll ich töten?“ erkundigte sich Dyako.
„Reitet nach Norden, zum Saphirsee, dort findet Ihr den Mann. Er hört auf den Namen Milos.“ verriet der Händler. „Und erwartet Gegenwehr.“
„Und der Beweis?“ wollte Dyako wissen. Venatoren brachten den Auftraggebern stets einen Nachweis für den Auftrag.
„Ich weiß, wenn es soweit ist.“ antwortete der Händler. Danach spannte er sein Wüstenpferd und es trabte weiter. Dyako ging Richtung Norden.
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Das Schloss von Edengaard, in dessen der Herzog von Edengaard residierte, war das schönste in ganz Matera. Der Vater vom Herzog von Edengaard ließ es einst erbauen, um seine Macht zu demonstrieren. Diese konnte er nicht ausbauen, da er vor Jahren einem Attentat zum Opfer fiel.
Der jetzige Herzog war ein junger Nachfolger seines Vaters- er war gerade im Erwachsenenalter.
Das Gesetz in Edengaard sah vor, auch im Falle eines frühen Todes des Herzogs, dass sein männlicher Nachfolger das Amt übernahm.
Sollte es keinen geben, so folgte ein weiblicher. War dieser ebenso nicht vorhanden, dann wurden sogenannte „Kämpfe zur Thronfolge“ ausgefochten. Teilnehmer konnten alle Verwandten zweiten Grades sein.
Seit der Ernennung zum Herzog strebte Wilhelm, so nannte ihn sein Vater, die Herrschaft über Matera an. Es fehlte seiner Armee an angemessener Größe.
In jüngster Zeit war der Herzog damit beschäftigt, seine Frau und ihren Geliebten jagen zu lassen. Er konnte nicht verkraften, dass seine eigene Frau einen Geliebten hatte!
So stellte sich sein Cousin Friedrich zur Verfügung, der Land im Norden von Edengaard Ländereien besaß. Friedrich machte es sich zu einer Aufgabe, Rubina und ihren Geliebten zu finden.
Mittlerweile war das Kopfgeld auf 10.000 Taler angehoben. Friedrich sollte es bisher nicht gelingen, die Frau des Herzogs und ihren Geliebten zu finden.
Der Herzog wirkte dementsprechend angespannt. Bei negativen Berichten kam es vor, dass er sein Mobiliar zertrümmerte. Doch nun hatte Friedrich eine Spur.
Am Morgen kam eine Eule zur Burgwache geflogen, die eine Nachricht bei sich trug. Der Absender war unbekannt. Adressiert war sie an den Herzog von Edengaard. Da die Mitteilung durch die Hände von Friedrich glitt, gerieten die Informationen zu ihm.
Der Inhalt besagte, dass Rubina und der Geliebte auf den Weg zum Saphirsee sein sollten. Friedrich war bewusst, dass eine Nachricht, überbracht von einer Eule nicht ausreichend gewesen wäre, um Wilhelm zu überzeugen, denn er witterte in Allem eine Falle. Friedrich hingegen war erpicht darauf, endlich einen Erfolg zu haben. Erfolg bedeutete Ruhm. Ruhm bedeutete Macht.
Er fälschte den Brief und unterschrieb mit dem Namen Arthur von Blauwasser, ebenfalls ein Cousin von dem Herzog.
Artur stand in der Familienrangfolge nicht weit oben und war schon immer geltungsbedürftig, wenn es um die Gunst des Herzogs von Edengaard ging.
Friedrich trat vor dem Herzog und präsentierte das Werk. Der Herzog las den Brief. Er schaute Friedrich an, schlenderte zum Fenster und sah hinaus. Nach einer kurzen Weile