Hugo von Velocia

Ein Lindwurm unter Wölfen


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mutig war. Doch irgendwie hatte er Gefallen daran gefunden, als er von diesem Lindwurm abgeschleckt wurde und dieses Lindwurmmaul fand er auch sehr faszinierend. Aus diesem Grund spielte er auch bei diesem Spielchen mit.

      Der Lindwurm lächelte und öffnete dann leise zischelnd sein Maul so weit es ging. „Na dann komm rein, kleiner Wolf. Wenn du dich traust, dann werde ich dich auch noch ein wenig zur Belohnung abschlecken. Das wird dir bestimmt gefallen.“

      Ohne zu zögern machte Velyne alles was der Lindwurm von ihm verlangte. Begleitet von Ungewissheit, weil er einfach nicht verstand, was der Lindwurm von ihm wollte. Aber das war dem jungen Wolf in diesem Moment egal. Willig kroch er in das Maul des Lindwurms hinein. Es störte ihn dabei auch nicht, dass sein Fell schon bald ziemlich mit Sabber bedeckt wurde. Es gefiel ihm einfach, dieses Lindwurmmaul mal ganz aus der Nähe sehen zu können und es bereitete ihm sogar Freude.

      Gierig schleckte der Lindwurm über das Fell des Wolfes. Es schmeckte hervorragend. Wie jeder Wolf, der bisher vom Lindwurm gefressen wurde. Nun, da er ihn schon mal in seinem Maul hatte, würde er ihn ganz sicher nicht mehr gehen lassen. Doch er wollte es so lange wie möglich genießen. Schließlich kam es nur selten vor, dass ein Wolf tatsächlich freiwillig in sein Maul kletterte. Die Wahrheit war, dass so etwas bis zum heutigen Tag noch nie passiert war.

      Genauso wie der Lindwurm genoss es auch der kleine Wolf. Er hätte nie gedacht, dass in einem Maul zu sein und dort abgeleckt zu werden, ihm so eine Freude bereiten könnte. Er wälzte sich hin und her und rief nicht nach seinem Bruder und versuchte auch nicht zu fliehen. „Das Spiel gefällt mir“, sagte Velyne und lächelte.

      Der Lindwurm lächelte auch und dachte sich: Ob es ihm wohl auch noch gefällt, wenn ich ihn verschlinge? Vorsichtig und ganz langsam schloss der Lindwurm sein Maul hinter dem Wolf und schleckte ihn noch einmal gründlich ab, damit es dem Wolf nicht gleich auffiel, dass er langsam immer weiter auf Lindwurms Rachen zurutschte. Ganz langsam beförderte der Lindwurm den Wolf weiter nach hinten.

      Velyne mochte es noch immer und dachte gar nicht an eine Gefahr. Der junge Wolf schloss seine Augen. Er bemerkte was der Lindwurm nun vorhatte. Doch es schien ihm nicht zu stören, denn ansonsten hätte er sich spätestens jetzt zur Wehr gesetzt. Er entspannte sich und genoss weiterhin das ganze Geschehen.

      Der Lindwurm schnurrte jetzt leise und genüsslich, wie immer, wenn er eine Beute verschlang. Und dieser Wolf gefiel ihm. Vorsichtig brachte er den Wolf mit seiner Zunge in eine passende Position, um ihn leichter schlucken zu können. Mit dem Kopf voran, dachte er sich, denn so war es von außen nicht so leicht zu hören, falls der Wolf doch anfing zu schreien. Der Wolf wurde nun langsam von Lindwurms Schlundmuskeln erfasst und glitt Stück für Stück immer tiefer in ihn hinein.

      Velyne wurde nun langsam bewusst, dass er gerade verschlungen wurde und das er wahrscheinlich nicht mehr lebend hinauskommen würde. Aber die Glücksgefühle, die er noch immer empfand, blockierten alle anderen Gefühle und vor allem sein logisches Denken. Es gefiel ihm einfach, als er immer weiter in den Schlund des Lindwurms rutschte. Außerdem merkte Velyne auch, dass der Lindwurm es ebenfalls mochte und daran Freude hatte. Denn sein Schnurren war kaum zu überhören.

      Mittlerweile war auch Velynes ganzes Fell mit Speichel durchnässt, was dem Wolf aber auch nicht störte. Es war wenigstens schön warm. „Ich liebe dein Spiel“ rief er noch zum Lindwurm.

      Der Lindwurm lachte leise. „Das freut mich, Kleiner. Hoffentlich wird es dein Bruder auch mögen. Denn der kommt nach dir dran.“ Gierig schluckte der Lindwurm und der Wolf rutschte nun seine Speiseröhre hinab und beulte dabei Lindwurms Hals deutlich sichtbar aus. Doch sein Hals war sehr dehnbar und eindeutig dafür geeignet auch noch weit größere Beute zu verschlingen. So ein Wolf war keinerlei Problem.

      Der Lindwurm schnurrte nur noch lauter als er spürte, wie der Wolf seinen Hals hinunterrutschte.

      Velyne konnte sich nun kaum noch einkriegen vor lauter Freudengefühl. „Um ehrlich zu sein, ich hätte niemals geglaubt, dass es so ein gutes Gefühl ist, gefressen zu werden.“ Velyne versuchte noch weiter mit dem Lindwurm zu sprechen, während er schon tief in dessen Hals war, vielleicht konnte er ihn ja noch hören.

      Da der Lindwurm ein erstaunlich gutes Gehör hatte, konnte er jedes Wort verstehen. Der Wolf wurde nun in Lindwurms Magen gepresst, in dem glücklicherweise keine Überreste einer früheren Mahlzeit mehr zu finden waren. „Darf ich deinen Bruder auch fressen, Kleiner? Vielleicht gefällt es ihm ja auch“, fragte der Lindwurm, doch er würde es natürlich auf jeden Fall tun, egal was der Wolf antwortete.

      „Ich glaub nicht, dass es ihm so gefällt wie mir“, sagte Velyne glücklich. „Er würde dir mehr Probleme bereiten als sonst irgendwer und bitte sag nicht dass ich mich habe fressen lassen. Er würde es nicht verstehen.“

      „Ehrlich gesagt, verstehe ich das auch nicht. Noch nie hat sich ein Wolf einfach so ohne jeden Widerstand von mir verschlingen lassen. Hast du denn gar keine Angst?“ Dieser Wolf war merkwürdig, dachte sich der Lindwurm. Es war doch nicht normal so zu reagieren, wenn man gerade verschlungen wurde. Fast tat der Wolf dem Lindwurm ein wenig leid. In seinem Magen würde es der Wolf sicher einige Minuten, vielleicht sogar eine halbe Stunde aushalten, bevor ihm die Luft ausgehen und er ersticken würde. Ob der Lindwurm diesem Wolf vielleicht eine Chance geben sollte? Normalerweise hatte er keinerlei Mitleid mit seiner Beute, doch dieser Wolf machte ihn ein wenig nachdenklich.

      Velyne schmiegte sich an die Magenwände und lauschte dem Schnurren des Lindwurms. Währenddessen wurde White Fang langsam skeptisch. „Wo steckt er nur so lange?“

      „Keine Sorge. Ich werde ihm nichts sagen. Aber er wird auf jeden Fall merken, dass ich dich gefressen habe. Spätestens, wenn er bei dir ankommt. Aber verhalte dich bitte still, damit er nicht zu früh Verdacht schöpft. Wenn ich ihn überraschen kann, kann ich ihn leichter überwältigen“, sagte der Lindwurm und schnurrte noch immer genießend. Die Aussicht auf einen zweiten lebenden Wolf im Magen, ließ ihn gleich noch etwas mehr sabbern.

      „Bitte nicht. Ich will nicht, dass er mich so sieht. Er soll nicht wissen, dass ich es mag.“ Velyne fing wieder an, davon zu schwärmen, wie toll es sich doch anfühlte, verschlungen zu werden und er war vor Begeisterung schon fast besessen. „Versprich mir, dass du ihn nicht frisst, du hattest mich und wenn es dir nur darum geht etwas verschlingen zu wollen, kannst du mich jederzeit wieder hoch würgen und nochmals schlucken, ich hätte nichts dagegen“, meinte Velyne.

      „Oh... das mache ich gerne, Kleiner. Wenn du willst, dann werde ich deinen Bruder erst fressen, wenn er dich nicht mehr in mir vorfinden wird. Und bis dahin spiele ich noch ein wenig mit dir, kleiner Wolf. Du bist der erste, dem es gefällt von einem Lindwurm verschluckt worden zu sein. Und du hast dich ganz freiwillig schlucken lassen. Dafür sollte ich dich belohnen und dir mehr als einmal die Gelegenheit geben, verschlungen zu werden.“ Normalerweise würgte der Lindwurm seine Beute zwar nicht wieder hoch, doch in diesem Fall machte er eine Ausnahme, da es dem Wolf wirklich gefallen hatte. Und der Wolf könnte wirklich ein nettes Spielzeug für den Lindwurm sein. Der Lindwurm liebte es, lebende Wölfe oder andere Tiere zu verschlingen. Und hier hatte er zum ersten Mal in seinem langen Leben ein Wesen gefunden, dass sich tatsächlich freiwillig verschlingen lassen wollte und es auch noch genießen konnte. Es dauerte nicht lange, bis sich der Wolf wieder in Lindwurms Maul befand.

      Velyne winselte leise, als ihn der Lindwurm wieder hoch würgte. Er spürte, wie sich der Magen zusammenzog und er wieder nach oben befördert wurde. Langsam aber stetig. Es war fast wo, als würde er den Verschlingvorgang noch einmal rückwärts erleben. „Ich habe mich noch nie so gut gefühlt wie jetzt“, freute sich der kleine Wolf und lächelte. Als er in Lindwurms Maul ankam wartete er gespannt was der Lindwurm nun tun würde.

      „Lust auf einen zweiten Durchgang, Kleiner? Keine Sorge. Ich habe eben beschlossen, dich am Leben zu lassen. Du bist der netteste Wolf, der mir je begegnet ist. Einen Wolf wie dich habe ich noch nie getroffen. Und es wäre eine Schande, wenn du sterben würdest.“

      „Du... du wirst mich leben lassen?“

      „Ja. Ich mag dich nämlich.“

      Der Lindwurm drehte den Wolf um und hatte jetzt vor, ihn diesmal mit