Günther Frühmorgen

ESCAPER Stories / Band 1


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veranlasste, den Camaro wieder nicht mehr voll zu tanken.

      Im Lauf der Jahre wurde es immer schlimmer.

      Bei feierlichen Anlässen lief er herum und zeigte die Stars & Stripes. Marlboro bot ihm eine Unsumme, wenn er auf seiner Stirn für sie Werbefilmchen ablaufen lassen würde.

      Letztendlich brauchte er nur in einen Spiegel zu schauen, wenn er etwas vergessen hatte. Einen Namen, eine Adresse, eine Telefonnummer, sein Passwort beim Foxy Lady Club. Oder was er noch einkaufen sollte. Okay, irgendwann reklamierte dann seine Frau, dass sie nun 97 Packungen Kakao zuhause hätten.

      Kottan

      Ich glaube, jeder bekommt so ziemlich die gleichen Anrufe zum Geburtstag. So wie ich gestern. So wie der von meinem Schulfreund Klemens Kellermann. Klemens ist Kakaoexperte und gerade in Kinshasa. Klemens hat Kummer mit Ehefau Klaudia. Ich knall die Kurtisane ab, kläfft er. Ah, komm, Klemens, kontere ich, krieg dich ein!

      Sie betrügt mich, bellt er ins Telefon. Bestimmt nicht, blas es aus Deinem Kopf. Komm, Karl, beweis es mir, sagt er da. Wie - ich? Ich denke, du wärst ihr Typ, sagt er, verführ sie, dann werden wir ja sehen was sie macht.

      So, das wird für mich ein gutes neues Jahr, ich habe mit 25 noch das ganze Leben vor mir, und ich tu Klemens den Gefallen. Bin schon im Lift ihres Wohnblocks. Vierter Stock kahler Neubau. Und wieder liegt meine Brille im Auto unten. Bravo. Ich quietsche den Gang entlang und versuche, die winzigen Namensschilder zu entziffern. Mann! Kellermann oder Hellmeier oder - ? Ah, komm. Ich klingle. Hochhackige Schritte. Die Tür schwingt auf, sie steht da, schwarzweiß, in Rock und Bluse. In einer straffen Bluse, in einer Bluse, die oben rum ziemlich strapaziert ist. Ich verstehe: Nonnenfarben.

      "Hi," sage ich. "Ich bin ein Kollege von Ihrem Mann – ich, am, ich soll ein Kottan-Video abholen."

      "Komiker!" sagt sie.

      "Ihr Mann – "

      "Kusch!" Ein kühler Wink mit dem Kopf. "Komm rein."

      Kilometer weit weg von einem Kuß, denke ich. Das gibt nur einen knappen Kaffee auf dem Kanapé. Kwatsch reden. Den Kottan krallen. Case closed. Klemens, du Klown, denke ich, katapultier deine ka-o-tischen Ideen ins kurze Eck.

      "Wodka? Whiskey? Wir trinken uns etwas Mut an, meinst Du nicht?" Sie klappt einen chinesischen Kasten auf. "Mein Mann darf allerdings nichts davon erfahren."

      "Oh." Ich keile mich in die Kouch, kreuze die Knie.

      "In zwei Stunden muß es über die Bühne sein." Sie kippt Wodka in klobige Gläser.

      "Zwei Stunden - ?" Klemens, Klemens, denke ich. Deine Kakaonase trügt dich also doch nicht. Und mein schöner roter Astra steht nun zwei Stunden unten in der Feuerwehreinfahrt.

      "Auf daß es flutscht!" Sie biegt sich eng neben mich hin, reicht mir die Wodkabombe. "Ich sag Dir´s ehrlich – ich find es Klasse, dass Du so gut gebaut bist. Bodybuilder, hm?"

      Wir stoßen klackend an. Ich hangle mich mit Blicken haltsuchend die Wände entlang. Himalayahöhen im Hemlockrahmen, die Hengste von Franz Marc, Heizkörper.

      "Es ist nicht Dein erstes Mal – oder?" Flammrote Fingernägel an meinen Arm.

      "Zwei, dreimal hab ich es schon gemacht." Ich nippe Wodka.

      "Paßt!" sagt sie. "Stell dir vor, mein Mann will, dass ich vorher Koks nehme, aber das macht mich unberechenbar."

      Kakao-Klemens und Koks? Was? "Und hast Du?"

      "Ja." Sie streckt unberechenbare Beine aus dem Rock. "Soeben - und wieder zuviel erwischt."

      Über mir hängt ein Klunker-Lüster, krakenhaft.

      "Also!" Klaudia steht auf, kippt wackelig auf ihren Hacken.

      "Okay!" Ich schiebe das Glas an die Tischkante.

      Sie schwingt ins Schlafzimmer. Kommt zurück mit einem Aktenkoffer, knallt ihn etwas heftig auf den Tisch, kippt ihn auf. Hält mir einen Nylonstrumpf hin.

      Ich streife den Strumpf durch meine Finger. "Oh!"

      "Mein Mann meinte, Du würdest schwarze auch am besten finden."

      Mir wird kalt. Komm, Klemens, was wird das jetzt? Werde ich hier für ein Spiel benutzt? - Ohne mich!

      "Handschellen und eine Pistole." Sie klackert damit auf dem Couchtisch herum.

      "Ah – ja." Ich stemme die Fäuste in die Couch, schaue mich nach der Tür um. Sehe brave Biedermann-Einrichtung. Eine aufgeräumte Küche mit Müsli-Schachteln. Harmlose Funkuhr-Illustrierte haufenweise neben dem TV-Kasten.

      "Jetzt sollten wir aber mal." Sie steht auf, kippelig. Sieht mich herausfordernd an. "Nimm die Sachen!"

      Okay. O-kay! Ich nehme die Pistole, wiege sie in der Hand. Gutes Imitat einer Walther 7.65 würde ich sagen. Gaspistole mit Platzpatronen, denke ich mal. Ich halte die Handschellen, lasse sie schwingen.

      Sie geht ein paar Schritte, dreht sich ruckartig um. "Oder sagen wir - ich bin eine Geisel. Jetzt zeig mal was!"

      Oh-ka-ey. Wenn sie das so will – das kannst Du haben, du Vamp. Ich reisse die Pistole hoch in Don-Johnson-Manier.

      "Uuhhh." Sie weitet die Augen, weicht zurück.

      "Hände nach hinten und umdrehen," rasple ich. Rauh.

      Sie wendet sich, ihr Blick flackert über die Schulter.

      Ich möchte sagen, halt mal die Pistole. Drehe sie sanft-ruppig zur Wand, schiebe die Pistole in meinen Hosenbund, schnappe ihr die Schellen an die Hände. Ziehe sie herum zu mir.

      Sie atmet mir Wodka ins Gesicht, hebt mir ihre Bluse entgegen.

      "Vorwärts!" Ich packe sie an der Schulter, schubse. Sie stockt, unsere Körper kommen aneinander, eng.

      "Los jetzt!" Sanft brutal stoße ich sie vorwärts. Ein Badezimmer. "Rein da!"

      "Und jetzt?" Sie streicht mit der Zungespitze über ihre Lippen.

      Es ist eng drin, Wäsche liegt auf dem Boden. Ich stehe bis zu den Knöcheln in einem Flauschteppich. Ein Frottémantel hängt über einen Hocker. Ich zerre den Gürtel heraus, umschlinge ihre Arme, binde sie rücklings an ein Rohr. "Kusch!" raunze ich.

      "Pah!" Sie haucht mir ins Gesicht, russisch und: reiß mich!

      Ich baue mich vor ihr auf, berühre mit der Pistole ihre Bluse, ziehe mit dem Lauf leicht an den oberen Knöpfen.

      Zwei Knöpfe springen auf. Klaudia öffnet ihre Lippen, hechelt. "Hey!"

      Ihr BH offen im Ausschnitt – üppig und weiß. Mit beiden Händen ratsche ich ihre Bluse auf. Knöpfe fliegen. Ich packe sie um die Hüfte. Ihre Zunge ist zwischen meinen Zähnen bevor unsere Lippen sich berühren.,

      "Wah!" Sie windet sich an mich

      "Rrrrrh!" Ich reibe mich an sie, wie ein Reptil.

      "Mach!" Sie beißt mich, nass, in den Hals.

      Ich lasse die Pistole fallen, umgreife Klaudia mit beiden Händen, fingere nach dem Reißverschluß ihres Rocks. Er hakt, ich reisse. Sie steigt kokett aus dem Rockgebausch am Boden, kickt ihn weg. Ich knie vor ihr, mein Gesicht an ihrem Slip, ihr Schamhaar dunkelt durch schummriges Weiß.

      Dann ziehe ich mir Hemd und Hose herunter. Ich sehe Lust in ihren Augen. Sie sieht Lust in meinen Boxershorts.

      Ich steige aus meinen Shorts, ramsche meine Kleider zu einem Bausch, werfe sie macho über meine Schulter.

      "Oh," sagt sie. Reckt den Hals.

      Ich blecke die Zähne, lächle, blicke um. Da ist ein Fenster. Ein Fenster im vierten Stock des Wohnblocks. Das Fenster ist offen, und ich habe soeben all meine Kleidung hinaus geworfen.

      "Heeeey!" macht sie.

      "Elviiiira!!!" Eine Tür schlägt. Barsche