Klaus Sebastian

Elefantenfieber


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      Klaus Sebastian

      Elefantenfieber

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Cover-Gestaltung: Anupap Kiatkerdsook

      2014

      „Wenn man in die Wüste entflieht, schreit einem die Stille ins Ohr.“

       Graham Greene

      

      

      

      

       Vorbemerkung

       Alle Figuren in diesem Roman sind frei erfunden. Allerdings borgte ich mir ganz schamlos einige Orte auf der thailändischen Insel Koh Chang, um meine Romangestalten dort auftreten zu lassen.

       Wenn in diesem Krimi Personen im Zusammenhang mit Elefanten zu Tode kommen, so bedeutet das nicht, dass jeder Ausritt auf einem Dickhäuter mit Lebensgefahr verbunden ist.

       Die Wahrscheinlichkeit, beim Ausritt mit einem Elefanten zu Schaden zu kommen, ist statistisch deutlich geringer als die Chance, bei einem Autounfall verletzt zu werden.

       Vor allem mit den Betreibern und den Mahouts des Baan Chang Thai habe ich im Laufe von mehreren langen Aufenthalten herzliche Freundschaften geschlossen und im Camp wertvolle Informationen über das Zusammenleben mit den thailändischen Elefanten erhalten.

       Dennoch sollte man insbesondere beim Ausritt oder beim Baden mit männlichen Tieren vorsichtig sein. Bei den Elefantenbullen - meist zu erkennen an den großen Stoßzähnen - t ritt ungefähr einmal im Jahr eine Phase der Aggressivität auf, die als „Musth“ bezeichnet wird. Das aggressive Verhalten wird durch einen Testosteron-Schub ausgelöst. Arbeitselefanten sind in dieser Musth-Phase kaum kontrollierbar. Sie werden deshalb traditionell mit dicken Seilen festgebunden und erhalten nur minimale Futtermengen. Unter solchen Bedingungen endet die Musth nach kurzer Zeit von selbst. Dass Elefanten trotz dieses gefährlichen Zustand im Touristenbetrieb zum Einsatz kommen, ist normalerweise ausgeschlossen. Es hat aber immer wieder Berichte gegeben, dass Urlauber in Asien von männlichen Elefanten schwer verletzt worden sind.

       Es liegt also nicht in meiner Absicht, den Camps auf der Insel zu schaden. Jedem Touristen sei das harmlose Vergnügen eines Ausflugs mit einem Elefanten von Herzen gegönnt.

       Die Geschichte ist fiktiv - könnte sich aber unter ungünstigen Umständen so ähnlich zugetragen haben.

      

      

       Thailand, Koh Chang, Montag, Regenzeit

      Die erste Leiche des Tages fand Inspektor Chaichet von der Koh-Chang-Police um zwei Uhr nachts auf den feuchten Holzdielen seiner kleinen Terrasse. Der Polizist war von einem unheimlichen Schrei aus dem Schlaf gerissen worden. Er wusste zunächst nicht, ob er nur schlecht geträumt hatte, oder ob dieser Laut ganz real aus der Wirklichkeit dort draußen gekommen war. Schlaftrunken warf er das dünne Bettlaken beiseite und öffnete die blau gestrichene Eingangstür. Er scheuchte eine schwarze Libelle mit riesigen Augen auf, die wie ein Spielzeughubschrauber vom Boden seiner Terrasse abhob. Da unten lag ein wunderschön gemusterter, blaugelber Gekko, der von einem Raubtier in zwei Stücke gerissen worden war. Während der große Kopf des Gekko am äußersten Rand der Veranda abgelegt worden war, befand sich der Körper mit dem langen Schwanz direkt auf der Fußmatte.

      Chaichet spürte, wie ihm das Chang-Bier vom Vorabend hochkam. Er schlurfte zurück ins Haus, ging zum Kühlschrank und trank einen großen Schluck Wasser direkt aus der Flasche. Er konnte sich denken, wer der Mörder der Echse war. Nie hatte er einen Fall schneller gelöst. Da kam wohl nur die schwarzweiße Katze in Betracht, die sich seit einer Woche bei ihm einschmeichelte, um seine Beine strich, wenn er erschöpft vom Dienst kam und die er, gutherzig wie er war, hin und wieder mit Essensresten fütterte. Sie hatte ihm den Gekko vermutlich als tierischen Treuebeweis auf die Matte gelegt.

      Das hatte er nun von seiner Tierliebe. Der Inspektor ging wieder nach draußen, warf noch einen Blick auf die schöne Echse, schnappte sich dann den Besen, der an einem Haken an der Wand hing und fegte die Leichenteile von der Terrasse. Den Rest würden die Ameisen erledigen.

      Wie die meisten Thais glaubte auch Chaichet an düstere Vorzeichen, die man als Warnung vor einem drohenden Unheil nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Er erinnerte sich noch sehr gut, wie er den letzten toten Gekko vor etwa vier Jahren auf seiner Veranda gefunden hatte. Am selben Tag war er mit seinem Motorrad in einer Kurve am White-Sand-Beach auf ein paar matschigen Durian-Früchten ins Schleudern gekommen und gegen einen Lichtmast aus Beton geprallt. Eine Narbe auf seiner Stirn erinnerte ihn bis heute an diesen Unglückstag. Chaichet war also gewarnt.

      Er legte sich wieder ins Bett, brauchte aber fast eine Stunde, bis er in einen leichten Schlaf gefallen war. Bald darauf wurde er wieder geweckt. Er tastete im Dunkeln nach seinem Handy, dessen Leuchtziffern ihm die Uhrzeit anzeigten. 4:10. Innerlich fluchend ging er ran. Was ihm der Anrufer mitteilte, bestärkte den Inspektor in seinem Glauben an Zeichen und Vorahnungen. Denn nun hatte er es mit einer echten Leiche zu tun. Ein Mann war zu Tode gekommen. Mitten in der Nacht – in einem Elefantencamp.

       Koh Chang, Montag, Nacht, 30 Minuten vorher

      Die urzeitliche Szenerie war in ein fahles Licht getaucht, da der Mond sich hinter dem Vorhang einer dunklen Wolke verborgen hatte. So gab es keine Zeugen, als das staubbedeckte Erdungeheuer seinen rechten Stoßzahn noch einmal in den leblosen Körper des halbnackten Mannes rammte.

      Boy George, der große Elefantenbulle, sah aus, als wäre er geradewegs aus der Erde gekrochen. Seine dicke Haut war mit einer Schicht aus ockerfarbenem Sand paniert. Der Elefant liebte es, die trockenen Erdbrocken mit seinem Rüssel aufzunehmen und sie dann in einer lässigen Bewegung