Evi Huter

Stigmata der Verdammten


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      Daraufhin legte Hakim seinem kleinen Bruder die Hand auf die Schulter, und antwortete mit seiner kraftvollen Stimme:

      "Ben, du wirst das alles schon schaffen. Wir bleiben in Kontakt, und

      ich werde dich natürlich auch besuchen. Du musst mir nur eines Versprechen.

      Lerne fleißig für die Schule, halte dich von jedem Ärger fern, trainiere hart, und vorallem vergiss niemals, dass du etwas ganz besonderes bist. Lass dir ja niemals von anderen einreden, dass du nichts wert bist. Hast du mich verstanden??"

      Ben hörte den Worten von Hakim aufmerksam zu, und während er nickte, kullerte eine kleine Träne an seiner Wange runter, die er gleich mit der Hand wegwischte. Er wollte stark sein. Hakim konnte die Traurigkeit in seinem Herzen fühlen. Er nahm Ben in seine starken Arme, während auch ihm eine Träne entkam.

      Am Tag der Entlassung von Hakim bedankte sich Ben für alles was er für ihn getan hat. Dann sah er seinem großen Bruder zu, wie dieser den Weg in die Freiheit antrat. Ben hielt sein Versprechen, dass er Hakim gab. Er lernte für die Schule, trainierte seinen Wurfarm. Zudem nahm er an sämtlichen Therapiemaßnahmen teil, die dazu dienten seine Vergangenheit aufzuarbeiten.

      Hakim besuchte Ben auch so oft er konnte. Die Zeit verging wie im Flug, und Ben war mittlerweile 18 Jahre alt. Nun hatte er die Chance den Rest seiner Strafe auf Bewährung abzuleisten. Nachdem die Bewährungskommission den Antrag auf vorzeitige Entlassung genehmigte, fing für Ben ein ganz neues Leben an.

      Und draußen wartete Hakim Jackson auf seinen kleinen Bruder Ben Youngblood....

      -Kapitel 1- Falscher Verdacht

      Hakim hatte ein kleines Apartment in Queens. Ben konnte vorerst bei ihm zur Untermiete wohnen. Als die beiden jungen Männer dort ankamen, stellte Ben seine Tasche auf den Boden, und sah sich erst mal in seiner neuen Behausung um. Er strich sich durch sein kurz geschorenes blondes Haar, und lächelte etwas unsicher dabei.

      " Hast du Angst?", fragte Hakim.

      "Ja, etwas.", antwortete Ben schüchtern.

      Hakim lachte, und sagte:" Kleiner Bruder, das ist ganz normal. So ist es mir anfangs auch ergangen. Die Angst vergeht, du wirst es erleben."

      "Na, dein Wort in Gottes Ohr." erwiderte Ben.

      Hakim zeigte Ben sein Zimmer. Nachdem Ben sich etwas eingerichtet hat, vernahm seine Nase etwas, was er schon so lange nicht mehr gerochen hatte. Frisch zubereiteten Hackbraten aus der Küche. Der Duft war unwiderstehlich. Ben kam in die Küche, und sah wie Hakim den eben wahrgenommenen Hackbraten aus dem Ofen holte. Ben´s Magen knurrte so laut, dass es ihm schon fast peinlich war.

      Hakim lachte wieder, und sagte:" Die Frage, ob du Hunger hast, hat sich ja wohl erübrigt. Komm setze dich hin, und hau rein!"

      Das lies sich Ben nicht zweimal sagen, setzte sich hin und fing an zu essen. Das war der beste Hackbraten, den er je gegessen hat. Er konnte sich nicht erinnern, dass er schon vor seiner Gefängniszeit so was leckeres in seinen Magen bekam. Für Ben war das die erste Mahlzeit in Freiheit, und dann noch soo lecker. Besser konnte der Start in sein neues Leben gar nicht sein.

      Ben´s Bewährungshelfer Jim Moreno beschaffte ihm ein paar Tage später einen Job als Lagerist in einer Speditionsfirma. An seinem ersten Arbeitstag hatte Ben sich vorgenommen genau aufzupassen, und alles richtig zu machen. Der Vorarbeiter Mr. Randolf Jenkins hatte gewisse Vorurteile Ex Knakis gegenüber. Seine Einstellung war einmal ein Penner immer ein Penner. Das lies er Ben auch spüren. Aber Ben blieb ruhig. Er war nur froh dass er eine Arbeit hatte.

      Mr. Jenkins war ein kleiner aber stattlicher Mann um die 50. Seit 25 Jahren arbeitete er schon als Lagervorarbeiter bei der Firma Robinson Transport Ltd. In der Mittagspause kam Mr. Jenkins auf Ben zu, bauschte sich vor ihm auf und sagte in einem sehr gehässigen Unterton:

      "Ich warne dich! Wenn du glaubst hier krumme Dinger zu drehen, dann bist du schneller wieder dort von wo du her gekommen bist. Ich kenne Typen wie dich. Die glauben die können sich einfach alles nehmen was sie wollen. Aber nicht mit mir."

      "Aber...", versuchte Ben zu unterbrechen, aber ohne Erfolg.

      " Sei still! Ich bin ein rechtschaffener Bürger. Wenn es nach mir ginge, würdet ihr alle auf dem elektrischen Stuhl landen. Stattdessen muss ich das Gesindel mit meinem Steuergeld durchfüttern." schnaubte der Vorarbeiter.

      Dann kam er Ben so nah, sodass Ben das hasserfüllte Zittern des Mannes spüren konnte. Mr. Jenkins Gesicht wurde dunkelrot, Ben hatte Angst dass sein Kopf gleich explodiert.

      Er hob seinen Zeigefinger und sprach mit zitternder Stimme:" Ich hab dich im Auge, Penner!"

      Dieses Verhalten flößte Ben große Angst ein. Er wusste nicht wie er sich nun seinem Vorarbeiter gegenüber verhalten soll. Den Rest des Arbeitstages verbrachte Ben schweigend, und tat das was ihm befohlen wurde. Zuhause erzählte er Hakim alles was er an diesem Tag erlebt hat. Er konnte das ganze nicht richtig einordnen. Für seine Taten in der Vergangenheit hat er doch gebüßt.

      Noch lange an diesem Abend beschäftigte Ben das was Mr. Jenkins zu ihm sagte. Er sprach mit Hakim darüber. Dieser gab ihm den guten Rat, erst mal nichts zu unternehmen, vielleicht war das eine einmalige Sache. Das hoffte Ben sehr, denn er freute sich über diese Arbeit, und er war auch gewillt von nun an sein Leben in den Griff zu bekommen. Am nächsten Tag stand Ben schon eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn in der Firma. Er wollte einen guten Eindruck erwirken, aber genau das Gegenteil war der Fall. Als Mr. Jenkins die Firma betrat, ging dieser gleich zielstrebig auf Ben zu. Bevor Ben Guten Morgen sagen konnte, schrie Jenkins schon los.

      " Was soll das? Was machst du schon hier? Hab ich dich beim auskundschaften erwischt? Sag mir nur einen plausiblen Grund, warum du jetzt schon da bist!!!"

      Etwas eingeschüchtert gab Ben zur Antwort: " Ich dachte nur, wenn ich etwas früher da bin, dann kann ich eher mit der Arbeit beginnen. Ich wollte einen guten Eindruck machen."

      " Einen guten Eindruck machen, pah! Das ich nicht lache! Du führst was im Schilde. Ich spüre das. Aber wenn du schon da bist, dann kannst du diese leeren Paletten ins Lager räumen! Los! Fang schon an!", brummte Mr. Jenkins vor sich hin.

      Ben schüttelte den Kopf, und begann mit der Arbeit die ihm aufgetragen wurde. Er fragte sich dabei immer wieder, was er Mr. Jenkins nur getan hat, weshalb er so böse auf ihn ist.

      Im Laufe des Tages kam dann Jim Moreno vorbei, um zu sehen wie es seinem Schützling bei der Arbeit erging. Ben ließ sich nicht anmerken, dass er Probleme mit seinem Vorarbeiter hatte. Doch Jim war ein Profi in seinem Beruf, und erkannte sofort dass Ben etwas auf dem Herzen hatte. Deshalb bat er Ben in das Büro des Geschäftsführers, wo die beiden ungestört miteinander reden konnten.

      Als Ben das Büro betrat, bat Jim ihn darum sich zu setzen. Nachdem Jim sich dann zu ihm setzte fing er an zu fragen.

      " Na, Ben? Wie gefällt es dir hier?"

      " Sehr gut, es ist alles bestens.", gab Ben wie aus der Pistole geschossen zur Antwort.

      Die nächste Frage war:" Es läuft hier für dich also alles bestens? Du kommst mit allen Kollegen in dieser Firma klar? "

      " Ja!", sagte Ben etwas entnervt und energisch.

      Jim sah Ben musternd an, und fragte weiter:" Warum hab ich aber das Gefühl, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht? Du weißt schon, dass du mir alles erzählen kannst? Ich kann dir helfen, und ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet. Alles was du mir erzählst bleibt unter uns. Also, jetzt spuck´s schon aus. Wo drückt der Schuh?"

      Jim Moreno sah Ben immer noch musternd an, doch Ben wich seinen Blicken ständig aus. Allerdings war Ben klar, dass es besser war ihm die Wahrheit zu sagen. Verzweiflung kam in ihm hoch. Er spürte wieder diese alten Gefühle,