Victoria M. Castle

Joayna


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       Joayna

      Hinter den Schatten

      2. Auflage

      Deutsche Erstausgabe September 2016

      Victoria M. Castle, Joayna: Hinter den Schatten

      Umschlaggestaltung: © Cover by Linda Wippermann

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

       Impressum

      Mirjam Eichmann, Eckstraße 18c, 67678 Mehlingen

      [email protected]

      © 2016, Victoria M. Castle

      facebook.com/Victoria-M-Castle-1711042495833072/

      

      

      

      

      

       Hey, Sünder,

       Entzündet das Feuer, erhellt den Raum.

       Hey, Vertraute,

       entzündet das Feuer, erhellt den Raum.

      

       Hey, Mörder,

       Entzündet das Feuer, erhellt den Raum.

       Hey, Kinder,

       Entzündet das Feuer, lasst heute Nacht das Licht an.

      

       Denn unter eurem Bett lebt ein Monster,

       flüstert euch leise ins Ohr.

       Ein Engel, mit der Hand auf meinem Kopf,

       sagt mir, dass ich nichts zu befürchten habe.

      

       Ich habe Angst vor der Dunkelheit,

       denn die Dunkelheit gehört mir.

       Ich kann es kaum glauben,

       die Dunkelheit ist das, was mich ausmacht.

      Prolog

      Der Wind blies kräftig gegen die Bäume eines kleinen Waldes, ließ die Äste aus der Wurzel heraus erschaudern, riss dabei das ein oder andere schwache Blatt unbarmherzig zu Boden oder schickte es auf eine weite Reise in die Ferne. Hinweg über einen großen See aus leichtem Grün, vorbei an den hellen, glatten Mauern eines großen, beeindruckenden Schlosses aus beigem Stein gebaut, welches tief verborgen hinter dem Wald auf einem kleinen Berg zu finden war.

      „Du musst mir versprechen, dass du gut auf sie aufpassen wirst, verstanden?“, durchbrach eine tiefe, aber recht junge Stimme das sanfte Rauschen des Windes.

      „Ja“, antwortete ein kleiner Junge mit dunkelbraunen Haaren, nicht unweit entfernt des kleinen Waldes, und unterdrückte nur schwer die Tränen, die über seine Wangen zu fließen drohten. Er durfte jetzt nicht weinen, er musste stark sein, denn sonst würde Gabriel nicht gehen.

      Und er musste doch gehen.

      Sein großer Bruder mit den hellblonden Haaren, aber den gleichen markanten Gesichtszügen wie der kleine Junge sie hatte, strich dem Kleinen sanft über den Kopf.

      Er warf einen Blick nach oben entlang der hellen Steine des Schlosses hinauf zu einem der Fenster, von dem er wusste, dass dahinter friedlich im Bett ein junges Mädchen schlafen würde.

      „Komm, Angelos“, sagte eine ruhige, bärige Stimme hinter dem Kleinen und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

      Gabriel, der sich hinab zu seinem jüngeren Bruder gebeugt hatte, richtete sich nun wieder auf, blickte zielstrebig in das Gesicht des Mannes hinter Angelos und nickte diesem leicht zu.

      „Du weißt, wofür du das tust“, sagte dieser nur an den gerade einmal sechzehn Jahre alten Gabriel gewandt und dieser nickte erneut.

      Gabriel wandte sich von beiden ab und ging auf eine Gruppe von Männern in braunen Leinenmänteln zu, alle die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und mit einem Schwert bewaffnet, auf dessen Klinge ein Wappen zu sehen war, welches einen Halbmond zeigte, dessen linke Seite mit der Sonne zu verschmelzen schien, die hell erstrahlte, während die Seite des Mondes düster wirkte. Ein Schwert, dessen Spitze auf den Mond gerichtet war, schien beinahe bedrohlicher als die düstere Seite des Mondes.

      Es war sein erster Außeneinsatz.

      Anfänglich wollte er nicht zu den Kriegern von Arthargo gehören, denn er verstand nicht, was sie taten, verstand nicht ihre wertvolle Aufgabe für die Mönche im Kloster, die Bewohner des nahegelegenen Dorfes Thagor, wenn er auch dennoch zu ihnen aufsah.

      Es waren mutige Männer, die das Kloster von Arthargo vor Dämonen beschützten.

      Solche Dämonen, die damals das Dorf, in dem Gabriel aufgewachsen war, heimgesucht und niedergebrannt hatten und ihm und seinen beiden Geschwistern alles nahmen, was ihnen wichtig gewesen war.

      Bei dem heutigen Außeneinsatz, bei dem Gabriel seine Fähigkeiten endlich unter Beweis stellen durfte, ging es um einen dieser Dämonen, der zur Vernichtung von Geysin beigetragen hatte. Der genauer gesagt der Mörder seiner Eltern gewesen war, so hatten es ihm die Krieger von Arthargo gesagt.

      Das war das entscheidende Argument für Gabriel gewesen, sich den Kriegern letzten Endes doch anzuschließen.

      Er wusste, normalerweise würde man erst mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahres sich den Kriegern offiziell anschließen und seinen ersten Einsatz haben dürfen, doch Gabriel war ehrgeizig und er schien der Einzige zu sein, dem man in diesen jungen Jahren genügend Reife zugetraut hatte.

      Er war stolz darauf, denn mit den Jahren war Arthargo der einzige Sinn für ihn geworden, nachdem seine beiden Geschwister und er das Kloster als Zuflucht gefunden hatten.

      Gabriel zog den Mantel fester um seine Brust und schnürte die dicke Leinenschnur um seine Taille noch etwas enger, denn der Mantel war ihm noch etwas zu groß und löste sich schnell wieder, hatte er trotz der Schwertkampf- und Tai Chi Ch'uan-Stunden nicht die Größe und Muskeln erreicht, die üblich für einen Krieger gewesen waren. Beides war in Arthargo ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung.

      Während der Schwertkampf alles über den Angriff lehrte, brachten die Tai Chi Ch’uan-Stunden die Verteidigung, Balance und die Ruhe, welche für den Kampf nötig waren.

      Hinter ihm rief der Kleine noch einmal seinen Namen, doch Gabriel schloss nun die Augen.

      Er musste seine Eltern rächen.

      „Er ist noch viel zu jung, Matthäus“, flüsterte eine Stimme hinter Angelos dem Bruder, dessen Hand noch immer auf seiner Schulter ruhte, zu.

      „Du weißt, wieso es wichtig ist, ihn jetzt an Arthargo zu binden“, raunte dieser nur und zog Angelos unsanft an der Schulter zurück ins Kloster.

      Der Kleine hatte die Worte der Mönche kaum wahrgenommen, versuchte er doch, die Trauer und Angst in seiner Brust zu unterdrücken, hoffte er, Gabriel würde wohlbehalten zu ihm zurückkehren.

      Die Luft wurde stickiger, der Sauerstoff immer knapper.

      Kaum mehr ein Lichtstrahl durchdrang die tiefe Finsternis der Felswände unter der Erde an diesem schmutzigen Ort, der mit einigen Fackeln mühselig erleuchtet war.

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