Claus Beese

Der perfekte Angler


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entgegen wehen, die Dauer der Rückfahrt würde sich entsprechend verlängern. Noch war die See ruhig, und einige Angler konnten nicht verstehen, warum man nicht noch ein Stündchen Dorsche angeln konnte.

      Es dauerte nicht lange, da fingen sie an zu begreifen, warum Droste so zeitig auf Heimatkurs gegangen war. Die Flaggen über dem Ruderhaus begannen im Wind zu knattern, Wellenberge türmten sich vor dem Bug des Kutters auf, Gischt fegte über das gesamte Schiff. Die kleine Kajüte platzte fast aus allen Nähten, als die Angler versuchten, sich vor der Nässe in Sicherheit zu bringen. Wer keinen Platz mehr fand, versuchte sich hinter Aufbauten und dem Ruderhaus in Deckung zu begeben, aber wer kein Gummizeug dabei hatte, erlebte, wie nass die Ostsee sein konnte. Ich hatte keinerlei Schlechtwetterzeug dabei, und verkrümelte mich in das Ruderhaus. Hier auf der Brücke war es nicht nur warm, sondern auch trocken, und man bekam alle Infos aus "erster Hand". So war ich der Erste, der den aus dem Maschinenraum aufsteigenden Qualm bemerkte. Im Nu war der Maschinist unten, hämmerte und rumorte, dann entfuhr ihm lauthals ein übler Fluch. Der Diesel fiel im gleichen Moment stark in der Leistung ab, er tuckerte nur noch vor sich hin. Seelenruhig nahm Kapitän Droste den Fahrthebel zurück, ließ den Kutter mit mäßiger Geschwindigkeit laufen, zog eine Bierkiste heran und stellte mich darauf. Er deutete aus dem Fenster und meinte trocken: „Da lang!"

      Dann verschwand er ebenfalls im Maschinenraum.

      Was für ein Glück, dass ich mich so oft auf Booten und Schiffen herumtrieb. Sogar auf unserer Autofähre, die ein Weserufer mit dem anderen verband, hatte ich schon auf der Brücke gestanden. Jetzt allerdings wurde mir der Mund etwas trocken. Neptun sei Dank,

      fand ich mich gut zurecht, schaute auf den Kompass, der mir den Kurs vorgab. Auf alten Seekarten hatte ich bereits Kompasskurse geübt. Das kam mir nun zugute, weil ich so wenigstens eine Vorstellung davon hatte, wohin ich steuern musste. Mir blieb auch keine wirkliche Wahl, ich musste den Bug des Schiffes genau in die Brecher halten, die das Kutterdeck unter Wasser setzten. Ein Querschlagen des Schiffes hätte unweigerlich zum Kentern geführt, doch ich legte mich mit aller Kraft in die Speichen des Steuerrades, um genau das zu verhindern. Im Maschinenraum rumorten sie nun zu zweit, während ich verzweifelt den Kurs durch die hoch gehende See hielt.

      „Halt die Kiste ruhig!", schrie einer von unten, obwohl ich doch schon bemüht war, die Wellen so zu nehmen, dass der Kutter nicht ins Rollen geriet. Mit wenig Fahrt über Grund standen wir vor dem Sturm, nur gelegentlich schaute Droste kurz herauf, warf einen Blick auf den Kompass und das Meer, knurrte irgendetwas in seinen Bart und verschwand wieder. Ich hatte das Gefühl, dass wir kaum vom Fleck kamen, es hätte mich auch nicht gewundert, wenn der Wind uns tatsächlich wieder in Richtung Dänemark gedrückt hätte. Inzwischen war ich auch ohne die Gischt sprühenden Wellen dort draußen bis auf die Haut durchnässt. Ich schwitzte vor Angst und Anstrengung und schielte nach dem Sprechfunk. Aber MAYDAY ohne Befehl vom Kapitän kam nicht in Frage. So stampften wir lange Zeit über die Ostsee, bis vor uns für einen Moment der Wasservorhang aufriss und ich den Kieler Leuchtturm genau voraus erkannte. Ich musste nun das Schiff auf einen neuen Kurs legen, doch welches war der richtige? Voraus sah ich eine grüne Tonne mit der Nummer 1 auf dem Meer tanzen, auf die ich einfach zu hielt. Ich wusste, es war die äußere Tonne der Fahrrinne in die Förde hinein, es würden weitere folgen. Wenn ich einfach von Tonne zu Tonne steuerte, landete ich zwangsläufig im Hafen von Kiel. Droste kam nach oben, wischte sich die ölverschmierten Hände in einem Lappen ab, schaute sich um und klopfte mir anerkennend auf die Schulter.

      „Sauber, Söhnchen! Wenn Du mal nen Job aufm Schiff willst, melde dich bei mir!“

      Sie hatten die Maschine wieder so weit klar bekommen, dass wir etwas mehr Fahrt ins Schiff bekamen. Ich stieg von der Kiste und machte dem Kapitän Platz, der sein Ruder nun wieder selbst übernahm. Ich zitterte vor Anstrengung. Die Angst löste sich, ich sank mit wackeligen Knien auf die Kiste, auf der ich kurz zuvor noch gestanden und den Kutter gesteuert hatte. Dankbar nahm ich die Cola, die Droste mir hinhielt. Ich trank in tiefen Zügen und die Limo tat ihre Wirkung. Langsam kehrten meine Lebensgeister zurück und ich wurde ruhiger.

       Die „Seeschwalbe“ passierte ordnungsgemäß den Zoll in Laboe, der Warenschrank wurde wieder bis zur nächsten Ausfahrt verplombt und der Kutter lief zurück an seinen Liegeplatz im Kieler Hafen. Bevor die Mannschaft die Angler von Bord ließ, passierte etwas Großartiges. Kapitän Droste hielt eine kleine Ansprache, in der er mich zum tapfersten 13jährigen Rudergast ernannte, den er je gehabt hatte. Er schenkte mir als Zeichen seiner großen Wertschätzung eine Flasche irischen Whisky. An die Auflage, mit dem Trinken bis zu meinem 16. Geburtstag zu warten, habe ich mich allerdings nicht gehalten. Irgendwann, als ich meinen Freunden das Abenteuer meiner mir mutig verdienten Seemannsbeine erzählte, fiel sie Bodo, Joachim und mir zum Opfer. Ich denke aber, Kapitän Droste wird mir deswegen nicht gram gewesen sein.

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