S. N. Stone

Die Grauen Krieger


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Caleb schüttelte den Kopf. Tascha wusste auch, dass er selbst nur wenig Geld zur Verfügung hatte.

      „Zu mir, wir fahren zu mir, Tom kommt erst morgen zurück. Du kannst duschen und dich umziehen und dann schläfst du bei mir und wir gehen zur Polizei. Morgen erzählen wir Schmidt, was geschehen ist.“ Bevor er protestieren konnte, parkte sie vor ihrem Wohnhaus ein und stieg aus dem Wagen aus. Er folgte ihr und nahm aus dem Kofferraum einen Seesack und einen länglichen Gegenstand, Natascha erkannte in ihm ein Schwert in einer Rückenscheide. Sie dachte daran, wie er mit dieser Waffe Menschen getötet hatte.

      Caleb war ins Bad gegangen und Natascha war dabei eine Kleinigkeit zu Essen zuzubereiten, Salat und Rinderfilet, ein bisschen Baguette. Sie hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen und jetzt war es bereits 18 Uhr. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie war mit dem Mann in ihrer Wohnung zusammen, den sie einst so sehr geliebt hatte und den sie nun so sehr hasste. Es war, als wäre er ein anderer Mensch als damals.

      O.K, er war kein Mensch, aber nichts schien ihn daran zu erinnern, dass sie miteinander gelacht hatten, das Bett geteilt hatten und ein Paar gewesen waren. Obwohl sie ihn für das abgrundtief verachtete, was er getan hatte, fühlte sie sich mit ihm verbunden und es war ihr selbstverständlich erschienen ihn mit hierher zu nehmen, in die Wohnung die sie sich mit Tom teilte.

      Penny, ihre Katze, streift um ihre Beine und miaute. Sie gab ihr Futter und neues Wasser und goss sich ein Glas Orangensaft ein. Plötzlich zerbarsten sämtliche Fensterscheiben, die Glastür die zur Terrasse führte, die Spiegel, die Gläser, Vasen und Tassen, das Geschirr, einfach alles in Millionen von Teilen mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Natascha warf sich instinktiv zu Boden und suchte Schutz hinter dem Tresen, der die Küche vom Wohnraum trennte. Dann herrschte absolute Stille. Vorsichtig lugte sie hervor und sah Caleb, die Haare noch nass, nur in Hose, das Schwert in der Hand, die Schusswaffe im Holster, herbeigerannt kommen.

      „Komm zu mir!“, schrie er.

      Bevor sie lange überlegen konnte, gab sie ihre Deckung auf und rannte in den kleinen Flur, wo er sich eilig die Schuhe anzog und ein Shirt aus seinem Seesack riss. Ein leises Summen setzte ein. Es wurde lauter und lauter, Tascha hielt sich die Ohren zu, sie hatte Angst. Caleb fasste sich an den Kopf, verzog schmerzverzerrt das Gesicht und stöhnte auf. Dann packte er sie und zog sie mit sich. Aus dem Augenwinkel sah sie Gestalten durch ihre Wohnung streifen, Gänsehaut! Caleb schnappte sich die Autoschlüssel, die auf einer Kommode lagen, riss die Wohnungstür auf und schleifte Natascha hinter sich her. Sie rannten die Treppe hinunter und er stieß sie ins Auto. Er schmiss seinen Pullover hinterher und rannte zur Fahrerseite um den Wagen zu starten und davonzurasen. Nataschas Herz pochte wie wild. Sie zitterte am ganzen Körper. Penny! Sie war noch in der Wohnung! Tränen liefen ihr über die Wangen, sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie weinte, ihre Wohnung!

      Caleb fuhr ein paar Straßen weiter rechts ran und schaltete den Wagen aus. Er ließ seine Hände am Lenkrad und starrte durch die Windschutzscheibe hinaus.

      „Du kannst nicht bei mir bleiben!“

      „Und ob ich das kann!“ Wo sollte sie sonst hin?

      „Nein ich bringe dich jetzt zur Polizei und verschwinde. Wir werden die Sache alleine Regeln, es ist zu gefährlich!“

      Mit einem Mal war Natascha ganz gefasst und ruhig. „Was war das?“, fragte sie.

      Er überlegte und antwortete dann: „Ich weiß es nicht. Ich habe eine Ahnung, aber ich bin mir nicht sicher. Wenn meine Annahme zutrifft, dann wird es nicht leicht werden das zu überleben.“

      Natascha schluckte.

      „So“, er startete den Wagen wieder, „ich fahre dich jetzt-“

      „Nein!“ fiel sie ihm ins Wort, „Du wirst mich gar nichts! Ich bleibe bei dir!“

      Er drehte sich zu ihr herüber, „Sicher nicht!“, funkelte er sie kalt an.

      „Sicher doch!“, äffte sie ihn nach. „Glaubst du allen Ernstes du kannst wieder in mein Leben treten, es durcheinanderbringen, mich beinahe umbringen lassen, nur um mich dann beiseitezuschieben und so zu tun, als wäre das alles nicht passiert? Oh nein mein Freund, keine Chance! Du hast mich da reingeritten und ich bleibe bei dir, bis die Sache gegessen ist.“

      Er starrte sie an und Natascha war selber über sich erstaunt.

      „Außerdem“, stotterte sie nun los, „außerdem habe ich viele Fragen an dich, die ich beantwortet haben möchte und du bist es mir einfach schuldig!“

      Er lachte auf. „Ich bin was? Es dir schuldig? Nichts bin ich dir schuldig!“

      „Doch das bist du, ich habe dich damals gehen lassen.“

      „Glaubst du ehrlich ich hätte mich festnehmen lassen? Du hast nicht auch nur die geringste Ahnung wer ich bin!“

      „Das will ich raus finden.“

      „Nein!“ Er fuhr den Wagen aus der Einfahrt, in die er sich gestellt hatte.

      „Du nimmst mich mit, basta! Ich lasse mich nicht noch einmal so von dir abservieren!“ Sie lenkte ein, ihr Ton wurde weicher.

      „Nur du kannst auf mich aufpassen.“

      „Wenn ich nicht bei dir bin, bist du nicht in Gefahr, sie wollen mich.“

      „Sie haben sich auch Sarah geholt.“

      „Weil ich hätte da sein sollen.“ Es klang bitter.

      „Caleb bitte, du hast mich da rein gezogen, ich werde dich verraten, wenn du mich nicht bei dir bleiben lässt!“

      „Dann werde ich dich töten!“ Kälte!

      Natascha schluckte den Klos herunter, der in ihrem Hals steckte, nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte. „Nein, das wirst du nicht. Wenn du das wolltest, hättest du es schon längst getan.“

      Sie hatte recht, er würde sie nicht töten. Warum konnte er nicht sagen, er konnte es einfach nicht und er würde sie mit sich nehmen, auch das wusste er. Sie war so besessen davon, genauso wie damals, als sie nicht aufgehört hatte ihm und seinesgleichen nachzuspionieren und letztendlich hinter sein Geheimnis gekommen war.

      „Wo wollen wir jetzt hin? “

      „Weiß nicht.“ Er zuckte mit den Schultern.

      „Was ist mit einer kirchlichen Einrichtung, einem Kloster oder so?“

      Er schnaufte verächtlich. „Selbst wenn ich mich in die Obhut der Kirche begeben würde, wir sind da nicht so gerne gesehen“, sagte er sarkastisch.

      „Aber die Kirche hat Euch doch geschickt, dann wird sie doch auch dafür sorgen, dass ihr irgendwie versorgt werdet, wenn ihr Hilfe braucht.“

      „Die Kirche wird nicht helfen.“

      „Weil sie euch nämlich nicht geschickt hat, hab ich recht?“

      Sie fuhren ohne Ziel durch die Straßen Berlins.

      „Wir haben eine Vereinbarung, wenn sie uns brauchen, stehen wir ihnen zur Verfügung, ansonsten lassen sie uns in Ruhe und wir sie. Es gibt einen Kardinal der, frag mich nicht wieso, auf unserer Seite steht und der hat den Kontakt zu eurer Kripo aufgenommen, um uns einzuschleusen.“

      Auf Seiten der Kirche hatte es viele Verluste gegeben, aber nicht mehr lange und die Grauen Krieger wären vernichtet worden, sie waren am Ende gewesen. Holster hatte sich für sie eingesetzt, hatte dafür gesorgt, dass die Kämpfe beendet wurden. Ab und zu „arbeiteten“ sie für den Vatikan, aber das waren Ausnahmen.

      Caleb bog ab und verließ das Zentrum Berlins.

      „Wo willst du hin?“, fragte Natascha.

      „Zur Fabrik.“

      „Aber da ist nichts mehr.“

      „Ich weiß.“ Einst war die Fabrik ihr Domizil gewesen, ihr Anlaufpunkt in Berlin. Hier hatten sie die sieben Heiligtümer hingebracht, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Natascha