Anne-Marie Schneider

Kinderwunsch


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und Risiken der jeweiligen Therapieform aufgeklärt, sondern lernen sicher auch die ein oder andere moderne Behandlungsmethode kennen, die Ihnen bisher noch unbekannt war.

      Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und natürlich viel Erfolg beim „Schwanger werden“.

      Ihre Anne-Marie Schneider

      Das Wunder der Zeugung ist einer der komplexesten natürlichen Prozesse, die es überhaupt gibt. Daher können auch viele unterschiedliche Faktoren eine Schwangerschaft verhindern – vom falschen Timing des Geschlechtsverkehrs, über schädliche Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, bis hin zu verschiedenen organischen Ursachen. Im ersten Kapitel werden die möglichen Gründe für die bisherige Kinderlosigkeit einmal etwas genauer unter die Lupe genommen – denn nur, wer die Ursachen kennt, kann auch was gegen sie unternehmen.

      Vorneweg sollte allerdings erst einmal geklärt werden, wann man überhaupt von Unfruchtbarkeit spricht. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde Unfruchtbarkeit einst so definiert: Wenn ein Paar ein Jahr lang regelmäßigen und ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, ohne dass sich eine Schwangerschaft einstellte, lag Sterilität vor.

      Später musste diese Definition korrigiert werden. Denn neuere Studien haben gezeigt, dass jedes dritte Paar länger als ein Jahr auf eine Schwangerschaft warten muss, obwohl keine Probleme mit der Fruchtbarkeit festgestellt werden konnten. Wenn Sie also erst ein paar Monate Ihrem Kinderwunsch aktiv nachgehen und das bisher zu keinem Erfolg geführt hat, müssen Sie sich deswegen keine Sorgen machen. Dennoch sollten auch Sie nicht an dieser Stelle aufhören zu lesen. Im Folgenden finden nämlich auch Paare ohne Fruchtbarkeitsprobleme zahlreiche Anregungen und Tipps, wie sie schneller zu ihrem Wunschkind kommen.

      Auch wenn Sie schon länger als ein Jahr auf eine Schwangerschaft warten, besteht kein Grund zu verzweifeln. Nur in den seltensten Fällen liegt bei einem der Partner wirklich eine „absolute Sterilität“ vor und selbst dann bietet die moderne Medizin noch Möglichkeiten, mit deren Hilfe der Kinderwunsch dennoch in Erfüllung gehen kann. Häufig ist die Ursache für ein längeres Ausbleiben einer Schwangerschaft nur eine „verminderte Fruchtbarkeit“, die beispielsweise durch eine Veränderung der Lebens- bzw. Ernährungsgewohnheiten oder mit anderen simplen Maßnahmen wieder reguliert werden kann.

      Blieb früher ein Paar kinderlos, wurde sehr häufig allein die Frau dafür verantwortlich gemacht. Nicht selten hatte die Kinderlosigkeit einer Ehe für die betroffene Frau schwerwiegende soziale Konsequenzen und Ausgrenzung zur Folge. Auch wenn diese Zeiten „Gott sei Dank“ längst der Vergangenheit angehören und moderne Frauen sich über weitaus mehr als nur die Mutterrolle definieren, erleben Frauen nach wie vor einen unerfüllten Kinderwunsch im Schnitt traumatischer als Männer.

      Zahlreiche Studien haben inzwischen gezeigt, dass bei einer ungewollten Kinderlosigkeit die Ursache genauso häufig bei Männern zu finden ist wie bei Frauen. In ungefähr 20 Prozent der Fälle sind sogar beide Partner betroffen. Dann liegt beispielsweise bei der Frau ein verklebter Eileiter vor und gleichzeitig eine Samenschwäche beim Mann.

      Bei weiteren 15 Prozent der Paare kann überhaupt keine Ursache für die Unfruchtbarkeit festgestellt werden. Diese hohe Anzahl von ungeklärten Fällen ist allerdings nicht weiter verwunderlich: Beim „Schwanger werden“ spielen so viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle, dass die schulmedizinische Diagnostik an ihre Grenzen stößt. Durch einen ganzheitlichen Ansatz, der auch mögliche Ursachen berücksichtigt, die von der Schulmedizin mit ihrer Fixierung auf das Organische vernachlässigt werden, kann aber auch Paaren mit ungeklärten Fruchtbarkeitsproblemen in der Regel geholfen werden.

      Zu verstehen, wie der weibliche Zyklus funktioniert, hat schon so manches scheinbare Unfruchtbarkeitsproblem gelöst. Daher werde ich diesen hier als Erstes besprechen, bevor ich auf weitere häufige Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit eingehe.

      Dieses Kapitel richtet sich in erster Linie an Frauen. Hier erfahren Sie die Grundlagen der weiblichen Fruchtbarkeit und die häufigsten Ursachen für Funktionsstörungen. Lernen Sie, was während des Menstruationszyklus passiert, wann Sie am fruchtbarsten sind und wie Ihr Alter die Empfängnisbereitschaft beeinflusst. Checken Sie sich selbst auf mögliche Krankheiten und andere Risiken, die einer Schwangerschaft im Wege stehen können.

      250.000 unreife Eier lagern durchschnittlich in den Eierstöcken jeder fruchtbaren Frau. Dieses Depot an Eiern ist bei jeder Frau schon vor ihrer Geburt angelegt, sodass eine Schwangere, die ein Mädchen erwartet, nicht nur ihre Tochter in sich trägt, sondern auch die Keimzellen, aus denen ihre Enkel entstehen können. Nach dem Erreichen der Geschlechtsreife beginnen einmal monatlich ungefähr 20 unreife Eizellen in kleinen Bläschen, sogenannten Follikeln oder Gelbkörpern, heranzureifen. Dabei spielt das Follikelstimulierende Hormon (FSH) eine wichtige Rolle, welches sich zu Beginn des Zyklus über die Eizellen ergießt. In den meisten Fällen reift nur eine einzige Eizelle vollständig aus – diejenige, welches das meiste FSH aufnehmen und sich daher am schnellsten entwickeln konnte. Die anderen sterben ab. Eine reife Eizelle ist etwa so groß wie ein halbes Sandkorn und damit die größte Zelle im gesamten menschlichen Organismus.

      Auch wenn der Zyklus im Schnitt 28 Tage dauert, gibt es von Frau zu Frau erhebliche Schwankungen, und es ist in der Regel vollkommen normal, einen etwas längeren oder kürzeren Zyklus zu haben. Es kann auf der anderen Seite allerdings auch sein, dass selbst bei einer normalen Dauer des Zyklus der Hormonspiegel nicht ausreicht, um einen Eisprung in die Wege zu leiten. Hier kann eine Ursache dafür liegen, dass Sie nicht schwanger werden.

      Durchschnittlich ist der Zyklus 28 Tage lang. Der Eisprung findet ungefähr 14 Tage vor Beginn der nächsten Regelblutung statt.

      Wichtig: Die erste Zyklusphase kann in ihrer Länge erheblich schwanken, während die zweite relativ konstant 14 Tage beträgt.

      Das optimale Zeitfenster für eine Zeugung beträgt 72 Stunden. 48 Stunden vor dem Eisprung und der Tag danach. Wenn der Geschlechtsverkehr mehr als 48 Stunden vor dem Eisprung stattfindet, ist die Chance schwanger zu werden drastisch reduziert (bis zu 5 Tage vor dem Eisprung ist es allerdings theoretisch möglich, da Spermazellen im Gebärmutterhals so lang überleben können). Mehr als einen Tag nach dem Eisprung ist es unmöglich schwanger zu werden. Studien zeigen, dass jedes zweite Paar mit Kinderwunsch nicht an den fruchtbaren Tagen miteinander schläft. Oft wird der Fehler gemacht, dass man den Zeitpunkt des Eisprungs mithilfe der Messung der Temperatur genau timen will und dabei den besten Zeitpunkt verpasst. Es bleiben dann nur noch 12 bis 24 Stunden mit geringerer Empfängnisfähigkeit.

      Der Zyklus der Frau kann in zwei Phasen unterteilt werden: Der Follikelphase, die vom ersten Zyklustag bis zum Eisprung dauert, und der Lutealphase, die mit dem Eisprung beginnt und mit der nächsten Periode endet.

      Phase 1:

      Ab dem ersten Tag der Follikelphase steigt der Level des Hormons FSH (produziert in der Hirnanhangdrüse) im Blut ständig an und die Follikelsäckchen, in denen sich die unbefruchteten Eizellen befinden, beginnen zu wachsen. Wie oben schon erwähnt schafft es am Ende meist nur eine Eizelle (manchmal zwei) voll auszureifen, die anderen sterben ab. Jede Eizelle ist umgeben von weiteren Zellen, die sie ernähren und zudem Östrogen produzieren.

      Östrogen hat in dieser Phase viele wichtige Aufgaben:

       Ansteigender Östrogenspiegel ist für die Hirnanhangdrüse das Signal, die FSH-Produktion zu senken.

       Unter der Wirkung des