Henny Frank

Himmelslandtourist


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Kreuz suchen durfte.

       Jetzt nicht und nie wieder.

      Carstens Verzweiflung darüber war grenzenlos und er selbst wie entfesselt. Die Tränen spritzen ihm aus den Augen, er unterlag einem Weinkrampf und konnte sich kaum noch auf seinem Platz halten.

      Aus seiner Klasse lachte jetzt niemand mehr. Viele Kinder sahen Carsten erschrocken an und auch die Lehrerin musterte ihn peinlich berührt.

      Mit einer solch heftigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

      Bisher war es für sie das übliche gewesen:

      Carsten war mal wieder lächerlich empfindlich. Er heulte ja sowieso wegen jeder Kleinigkeit und heute heulte er eben wegen einer Kette.

       Wirklich nichts besonderes.

      Überhaupt empfand sie Carsten als sonderbar.

      Neben der für ihre Begriffe übertriebenen Empfindsamkeit war er auch noch zerstreut, unerhört ungeschickt und für ein Kind seines Alters seltsam ernst und introvertiert.

      Ihrer Meinung nach war es überhaupt nicht verwunderlich, dass seine Mitschüler ihn ständig veralberten und sollte sie etwas dagegen unternehmen? Nein.

      Oft spitzte sie die Situation sogar noch zu. Sie fand Carsten müsse lernen, sich durchzusetzen - obwohl bei einem wie ihm ja eigentlich von vornherein feststand, dass er für immer und ewig der Prügelknabe seiner Umgebung bleiben würde.

      Sie beobachtete ihn eine Weile, schüttelte schließlich resigniert den Kopf und sagte in fallendem Ton:

      “Mein Güte, dann geh jetzt nach draußen und such weiter!

      Ich kann ja wegen deinem hysterischen Geheule nicht den ganzen Unterricht ausfallen lassen!“

      Noch einmal schüttelte sie den Kopf.

      “Mann, Mann, Mann, das gibt’s ja wohl nicht! Wie kann man nur so ein Theater aufführen - schämen solltest du dich!”

      Von Carsten kam keine Reaktion. Er war noch immer außer sich;

      weinte und hatte die Worte seiner Lehrerin gar nicht wahrgenommen.

      Die Schenker trat vor und klopfte energisch auf seinen Tisch.

      “Ja, hast du nicht gehört? Du kannst jetzt nach deiner Kette suchen! Noch mal möchte ich dich aber nicht im Garten sehen, hast du mich verstanden?“

      Carsten zuckte zusammen. Innerlich aber bebte er - hatte er richtig gehört und er durfte weiter nach seiner Kette suchen?

      Jetzt und sofort? Nein, bestimmt hatte er sich verhört…

      Unsicher sah er seine Lehrerin an.

      “Ja, wie schwer von Begriff kann man sein? Verschwinde endlich,

      hast du nicht kapiert!”

      Carsten schluckte und er stand auf. Noch immer entrannen kleine Schluchzer seiner Kehle. Er hatte so heftig geweint, dass er sich jetzt nicht wieder sofort beruhigen konnte.

      Nun wollte Carsten so schnell wie möglich die Klasse verlassen, doch er fühlte sich seltsam schwach. Seine Beine waren schwer wie Blei, so dass er Angst hatte zu stürzen.

      So kam es, dass Carsten sich äußerst langsam und vorsichtig bewegte und seiner Lehrerin ging das alles auch prompt viel zu langsam.

      “Das gibt’s doch nicht…“, stöhnte sie.

      “Also wirklich, erst machst du hier so einen Aufstand wegen dieser Kette! Wenn man dir erlaubt, danach zu suchen, muss man dich dreimal auffordern und jetzt schleichst du hier auch noch im Schneckentempo aus der Klasse!” Die Lehrerin schnalzte ungeduldig mit der Zunge.

      In der Klasse begannen die ersten Kinder wieder über Carsten,

      der jetzt so langsam und auf jeden einzelnen Schritt bedacht aus dem Raum ging, zu lachen.

      Er konnte aber nicht schneller gehen. Noch immer hatte er das Gefühl, gleich den Halt zu verlieren.

      Schließlich erreichte Carsten die Tür und drückte mit zitternden Händen die Klinke herunter. Dann ging er aus der Klasse, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich schwer atmend gegen sie.

      Nach einer Weile begann er, den Gang herunterzugehen.

      Ihm war, als könne er den rohen Tonfall seiner Lehrerin und das Lachen seiner Mitschüler noch immer laut und deutlich hören.

      Es verfolgte Carsten in dieser Nacht bis in seine Träume.

      I. 13.

       Lieber Paul,

       ich gratuliere Dir aus vollstem Herzen zu deinem 18. Geburtstag.

       Zwar bin ich traurig, dass Du nicht mehr hier bist.

       Doch ich weiß auch dass es Dir dort, wo Du nun bist, gut geht.

       Diese Leukämie bist Du jedenfalls los und sie wird auch nie mehr wiederkommen. Da wo Du jetzt bist, gibt es keine Leukämie.

       Vielleicht siehst Du mir ja sogar in diesem Moment, wo ich Dir diese Zeilen schreibe, zu…

       Ich möchte jedenfalls dass Du weißt, dass ich Dich nie vergessen werde. Niemals und vielleicht sehen wir uns ja in absehbarer Zeit sogar wieder.

       Bis dahin denk ich an Dich und ich vermisse Dich.

       Henny

       PS: Hab heute den ganzen Tag Motörhead gehört, so wie wirs bei unserem letzten Mal gemacht haben.

       PPS: Kannst Du bitte meine Oma und meinen Opa sowie meine Wellensittiche von mir grüssen?

      Und außerdem noch Paul, Deinen Namensbruder von Slipknot!

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