Julianne Becker

Die Weltsicht einer ziemlich verrückten Puppenmacherin


Скачать книгу

Puzzleteile zu diesem Thema gleichberechtigt auf den Tisch zu legen und es sich in aller Ruhe gemeinsam und in möglichst hoher Schwingung anzuschauen, und danach zu suchen, wie die alle so zusammen passten, und dabei noch offen für neue und verbindende Erkenntnisse zu bleiben, aber genau so wünschte ich mir mittlerweile ein gutes Gespräch.

      Nein, die Spielregeln einer Diskussion waren ganz klar: Das Puzzleteil des "Gegners" musste so schnell wie möglich vom Tisch gefegt werden, und dafür suchte man ständig in sich nach Projektilen für die Breitsalven, um das gründlich zu erledigen, sobald man zu Wort kam, weil der andere gerade mal Luft holte. Der andere sollte gedanken-gefühls-energetisch kapitulieren, und man nannte das dezent: Überzeugen. Das war auch ein Krieg des Unfugs, nur eben auf Gedanken- und Gefühlsebene ausgetragen. Und ich hatte einfach kein Interesse mehr an Krieg.

      Diese ganze Erfahrung konnte auch nur entstehen, weil ich fast zwei Jahre vorher über meine Tochter eine Bindung zu Elvira entstehen ließ und unbedacht weiter nährte. Ich ging mit Elvira in einen längeren, regen Emailaustausch, ich wusste es ja noch nicht besser. Ich hatte mich einfach auch so sehr darüber gefreut, dass Elvira meine Tochter in ihrem Au-Pair-Jahr künstlerisch und menschlich unter die Fittiche nahm, ich war so dankbar und hatte große Lust, Gran Canaria auch selbst kennen zu lernen. So viel Sonne! sagte ich mir immer wieder. Warum nicht, ich war doch Rentner.

      Und meine Tochter hatte Elvira natürlich auch von ihrer Mama erzählt und auf meine Webseite verwiesen, kurzum, Elvira lud mich ein, bei ihr auf Gran Canaria zu leben und mit ihr zusammen zu filzen, und das war eigentlich ganz großzügig und wunderbar, und sie wollte mit mir gemeinsam sogar das Filzen auf der Insel einführen.

      Meine Tochter und ich hatten in unserer Dankbarkeit immer den großen Wunsch gehabt, Elvira zu helfen, denn die lebte in einer Dauerkrise, so formulierte es meine Tochter jedenfalls, und das hätte sie zumindest ja auch über mein eigenes Leben sagen können, es schien also zu passen.

      Die Einladung entwickelte sich dann auch sehr interessant, denn als ich wirklich kam, und ich musste, denn mein Wohnmobil war bereits verkauft, war Elvira überhaupt nicht da, und so gab es für drei Wochen eine fremde Haushüterin mit drei weiteren Akteuren, die ab und zu kamen. Meine Verabredung funktionierte also schon gleich nicht mehr.

      Ich kannte Elvira also noch nicht persönlich und durfte das nun intensiv nachholen. Und weil ich die Verbindung zu Elvira noch zu einer Zeit gesucht hatte, wo ich noch ganz im Bewusstsein von "Heilen" und "Helfen" lebte, musste ich diese damalige Manifestation auch erst auslaufen lassen wie eine Welle, ich konnte mich dem auch nicht ganz entziehen, das Thema hielt mich beschäftigt, denn nur durch es hindurch kam ich zu meinem nächsten Schritt, das spürte ich deutlich. Und am Ende blieb mir nichts anderes übrig, obwohl ich Elvira wirklich sehr gern hatte: Ich musste den Kontakt total abbrechen, um mich vor ihren Feldern zu schützen, sonst hätte ich die Ruhe nicht fürs Buch gefunden.

      Felder abweisen

      Früher wollte ich bewusst die Welt retten und die Menschen auch und wollte dem Ganzen dienen und Frieden stiften, und ich machte das unbewusst, in dem ich vorwiegend und unentwegt Felder verdaute, die andere erzeugt hatten und immer weiter erzeugten. Aber wenn das stimmte, was ich so alles mittlerweile herausgefunden hatte, dann blieb das ein nutzloses Unterfangen, das die anderen nur weiter im unbewussten Tiefschlaf hielt, denn dann kam deren Feld nie zu ihnen zurück, sie erhielten keine Wirkung und damit keine Erfahrung. Und daher lernten sie auch nicht, was sie da eigentlich taten und wachten in Folge niemals auf.

      Ich hielt doch nur die Produktion von schmutziger Wäsche aufrecht, solange ich die Wäsche für die ganze Familie machte. Erst wenn Kinder selbst ihre Wäsche machten, gingen sie bewusster damit um, was sie wie oft anzogen, und vielleicht berücksichtigen sie dann auch mal die Wetterlage und die Möglichkeiten zum Trocken. Das Abweisen eines vermeidbaren Feldes machte nun erst viel mehr Sinn für mich.

      Dann war das sogar bei meinen verhaltensgestörten Kindern keine so gute Idee gewesen, berühmte charismatische Pädagogen hin oder her. Eigentlich machte ich doch gerade durch das Abweisen und Nicht-Verdauen von Feldern meinen Mitmenschen das größte Geschenk, wollte ich diese nicht in Abhängigkeit halten. Sollten sich deren schwere Feldabsonderungen doch auch bei ihnen selbst auswirken. Und wenn das dann weh tat, würden sie sich vielleicht umschauen, was sie in ihrem Leben ändern könnten.

      Natürlich galt dies so extrem nicht für den Jungen mit den Brudermord-Fantasien, dem musste man Grenzen setzen, auch schon um den Bruder zu schützen. Und ich hatte trotzdem Mitgefühl mit all den unbewussten Feld-Erzeugern, denn ich erinnerte mich sehr gut daran, was ich selbst schon alles abgesondert hatte und als Erfahrung zurückbekam. Und vor allem wie schmerzhaft ich selbst dann meine Dramen erlebt hatte. Dramen taten einfach weh.

      Daher wies ich alle Felder von nun an möglichst ab. Ich verdaute also möglichst nicht mehr für andere, so wie ich vor einiger Zeit auch schon das Senden von Projektionen aufgegeben hatte, als ich erkannte, dass ich selbst mit den nettesten Liebesprojektionen in hoher Energie, dem Beten für andere und dem Senden guter Wünsche immer auch noch meinen eigenen Müll hinzupackte und den Klärungsprozess der anderen eigentlich wahrscheinlich mehr störte als zu fördern. Zugegeben, auch das hatte ich lange Zeit gemacht. Aber dann kam ich darauf, dass das kein bewusster Umgang mit mir selbst und anderen war. In dieser gesendeten Liebe versteckte sich nämlich das Urteil:

      "Ich bin da schwingungsmäßig weiter und schicke dir mal ein paar Engel." Oder: "Ich habe einen besseren Draht als du."

      Denn warum sonst sollte ich etwas schicken, wenn ich nicht auch heimlich glaubte, dem anderen fehle da etwas? Und wenn der andere sich mit mir verbunden hatte, musste er nun auch noch zusätzlich zu seinem eigenen Zeugs die Sendungen von mir verdauen, zumindest mein verstecktes Urteil über ihn.

      Aber ich erlag auch noch lange einem Irrtum, der mich veranlasste, alles unterschiedslos aufnehmen zu wollen, denn ich dachte, wenn ich bestimmte Felder definierte als die, die draußen bleiben sollten, ginge ich in Trennung und stiege damit wieder in die Dualität ein, und das wollte ich natürlich nicht. Ich meinte, Einheit jenseits von Dualität, also Liebe, die kein Gegenteil hat, wäre Einheit mit allem, auch mit den übelsten Feldern. Und ich müsste nur lernen, alle Felder noch schneller und besser aufzusaugen und zu verdauen. Ich nannte das damals diesen anderen Menschen aushalten, also "Verständnis haben" und "da sein für andere". Aber genau mit meinem Absorbieren stieg ich ja doch rettend ein und blieb nicht draußen. Aber es ging, wie ich nun erkannte, nur darum, diese Schwingung mindestens einmal in mir zu erkennen, so dass sie zu meinem eigenen Muster-Repertoire gehörte, um sie anschließend möglichst identifizieren zu können und dann nie wieder anzuklicken. Genau so entstand mein Mitgefühl: Ich kannte diese Schwingung und welche Muster einen Menschen dahintrieben, aber ich wählte es, anders zu sein.

      Und nun konnte ich mit dem Verdauen für andere wirklich aufhören und einfach nur noch meine eigene freie Blase als mein Feld beanspruchen, genauso wie ich meine Wohnung als Privatsphäre beanspruchte, denn ich hatte das mit dem Recht auf eigene Erfahrungen verstanden. Nur wer bewusst meine Talente in Anspruch nehmen wollte, um aufzuwachen und sich ein besseres Leben zu manifestieren, den wollte ich darin auch unterstützen, und seine Wäsche so weit waschen, dass er leichter umdenken und sich ein projektionsloses, friedliches und erfülltes Leben erschaffen konnte.

      Dualität ist wichtig

      Und so war ich doch wieder bei einem meiner Lieblingsthemen angelangt: Der Dualität. Und die bewertete ich, wie die Leser sich erinnern, nicht als schlecht oder böse, sie war nur irgendwann ab einer bestimmten Schwingungshöhe einfach out, und wer das nicht merkte, hatte ein wenig Ärger, so wie ich auch. Wer schon jenseits der Schaukel auf dem Balken erschuf, sich dabei aber mit alten Gewohnheiten immer noch so benahm, als sitze er auf der Schaukel, der konnte sich leicht über die merkwürdigsten Erfahrungen wundern, ohne je die Verantwortung dafür zu übernehmen.

      Um als Mensch bewusst zu werden, bildete die Dualität ein absolut wichtiges Trainingsfeld, damit stabilisierte sich ein Mensch erst einmal bewusst in dieser materiellen Realität und nach und nach liefen alle Lebensthemen