Peter Padberg

Tarris


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wissen, bestand er aus Metallen, die über gewaltige Mengen, heute sogenannter magischer Energie verfügten und die beim Auftreffen auf Sol zu unglaublichen Explosionen führten. Die Explosionen waren so gewaltig, dass Teile des Metallklumpens bis nach Tarris geschleudert wurden und hier als zerstörerischer Regen niedergingen. Sol wuchs nach den Explosionen. Es wurde schnell wärmer auf Tarris, was zu Überflutungen in allen mir bekannten Regionen führte. Gleichzeitig wurde es trockener, so dass das Volk der Homuae seine Städte im ehemals fruchtbaren Landesinneren verließ und entweder zu den neuen Küsten oder in Richtung der Berge zog. So spaltete sich unser Volk in die Berg- und die Seevölker. Es ergaben sich neue Herrschaftsstrukturen. Zivilisationen zerfielen und Stammeskulturen bildeten sich …...

      Sofort nach der Vergrößerung von Sol stellte sich heraus, dass viele der Errungenschaften unserer Vorfahren die Funktion einstellten. Weit tragende Waffen ließen sich nicht mehr zünden, so dass bei der Jagd nur noch der Bogen und der Bolzenschleuderer genutzt werden konnte. Künstliches Licht und wärmespendende Öfen, die ohne Holz oder Kohle funktionierten, stellten ihre Funktion ein. Kommunikation über weite Entfernungen, wie es in der alten Zeit weit verbreitet war, konnte nicht mehr durchgeführt werden. Insbesondere diese fehlende Kommunikation führte zu der Zersplitterung unserer Gesellschaft. Neue Formen der Kommunikation und der Kriegskunst mussten entwickelt werden …...

      Die Homuae veränderten sich. Nicht äußerlich. Ihre Wahrnehmungen veränderten sich. Alle waren von diesen Veränderungen betroffen, bei einigen wenigen, wie auch bei mir, entwickelten sich aus der veränderten Wahrnehmung neue Fähigkeiten. Ich konnte in zunehmendem Maß die Energie in allen Dingen unserer Welt erkennen. Genauso, wie ich mit meinen Augen Farben sehen kann. Die Energie stellte sich ebenfalls in Farben dar. Aber damit nicht genug: Ich lernte, mit meinen Gedanken diese Energien zu fassen und in neue Bahnen zu lenken. Ich war zu Anfang, auch ohne Übung und tieferes Nachdenken, in der Lage, aus diesen Energien Feuer oder auch Kälte zu erzeugen. Ich konnte die Gefühle der Homuae beeinflussen und neue Dinge aus der Energie schaffen. Es war eine unglaubliche Erfahrung. ……..

       Logbuch des Sternentransporters Frmm-Esrr

      Unsere Mission ist die Rettung der Rasse der Karruum. In siebenunddreißig Tagen wird der hochenergetische, aus Metall bestehende Asteroid in unsere maßgebliche Sonne Sommlaar einschlagen. Neben nicht kalkulierbaren Effekten wird Sommlaar sich vergrößern und ein Überleben unserer Rasse auf unserem Planeten fast unmöglich machen. Die Temperatur auf unserem Planeten wird um 23 Prozent steigen. Die Frmm-Esrr als einziges größeres Transportschiff, das zwischen Planeten unseres Sonnensystems verkehren kann, hat den Auftrag, eine Königin unserer Völker mit ihrem Staat auf den Planeten Trrris zu transportieren, um den Fortbestand unserer Rasse sicher zu stellen. Auf diesem Planeten werden in wenigen Jahren für unser Volk gute Bedingungen herrschen. Bis dahin wird uns das Transportschiff als Bau dienen und uns so die Möglichkeit geben, zahlreicher zu werden. Die Flugzeit beträgt 91 Tage. Für diese Zeit werden wir in Starre verfallen und automatisch durch die Systeme unseres Schiffes geweckt werden.

      Karrsa3399009 erwachte in völliger Dunkelheit. Keine der Kontrollleuchten und keiner der Bildschirme des Schiffes blinkte oder zeigte die ständigen Datenmuster an, an die er sich in seinem Leben als Wissenschaftler-Krieger so gewöhnt hatte. Es war sehr kalt. Viel zu kalt für seinen hundegroßen Insektenkörper, der von einem sehr harten Exoskelett umgeben war. Dieses Skelett, das gleichzeitig ein hervorragender Schutz war, leitete die Kälte schnell in seinen Körper. Karrsa3399009 schaute sich um – so gut dies in der Dunkelheit im Inneren des nun unbeleuchteten Schiffes möglich war. Er konnte keine Bewegung entdecken und versuchte, die vertraute Gedankenverbindung zu seinen Artgenossen herzustellen. Auch dies schlug fehl! Verängstigt machte sich Karrsa3399009 auf die Suche nach seiner Königin, um diese zu erwecken und zu schützen.

      „Ich bin Karrsainjja0000001, erste Königin auf Trrris, und führe die Logbücher und Chroniken fort. Nachdem eine elektronische Aufzeichnung nicht mehr möglich ist, habe ich beschlossen, dies mit Hilfe der alten, überlieferten Techniken zu tun und so schriftliche Archive aufzubauen. Nach dem Eintritt unseres Sternentransporters in die untere Atmosphäre des Planeten Trrris, der von den Ureinwohnern als Tarris bezeichnet wird, versagten alle elektronisch gesteuerten und auf höherer Technik basierenden Apparate, die von unserem Volk eingesetzt wurden und für unseren Sternentransporter notwendig waren. Der Transporter stürzte aus großer Höhe auf den Planeten. Da sich mein Volk während der Reise nach Tarris in der Starre befand, wurden nur wenige bei dem Absturz verletzt. Durch einen glücklichen Zufall wurde Karrsa3399009 bei dem Absturz aus der Starre erweckt und konnte dafür Sorge tragen, dass auch ich wieder erwachte.

      Das Gehirn von Karrsa3399009 wurde auf eine unerklärliche Weise verändert. Ich befahl ihm, in die Starre zurückzukehren, bis Möglichkeiten vorhanden sind, um die Veränderungen zu untersuchen. Ich erreichte meine Untertanen durch unsere Gedankenverbindung und konnte so den Großteil meines Volkes zurück ins Leben führen. Der Planet, auf dem wir gelandet waren, hatte sich jedoch nicht so stark erwärmt, wie wir es berechnet hatten. Um unser Überleben dennoch sicher zu stellen, befahl ich den Bau tief unter der Erdoberfläche liegender Städte, wo es aufgrund der inneren Hitze des Planeten deutlich wärmer ist. Es wird lange dauern, bis wir wieder zu alter Stärke und Vielzahl gedeihen, da unsere Fortpflanzungsrate stark von der Temperatur abhängig ist.“

       Überlieferungen der Jedding (Jorka)

      Die größte unserer drei Sonnen wurde größer, heller und heißer. Unser Volk lebt unter der Oberfläche von Jeddur und verlässt seine Höhlenstädte nur für die Raubzüge. Da diese nur selten stattfinden, aber viele Sonnenumläufe dauern, wurden wir uns der Veränderung unserer Hauptsonne erst bei der letzten Nahrungssammlung an der Oberfläche bewusst. Unsere Wissenschaftler analysierten das Wachstum unserer Sonne und mussten feststellen, dass Jeddur für uns nicht mehr lange Zeit bewohnbar sein würde. Die Bewohner der Oberfläche, die unsere Hauptnahrungsquelle darstellen, konnten der zunehmenden Hitze unseres Hauptsterns nicht wiederstehen. So fanden wir beim letzten Raubzug nur verbrannte Wesen und Vegetation vor. Wir suchten fieberhaft nach Überlebensmöglichkeiten für unser Volk und kamen zu dem Schluss, dass nur eine Übersiedlung zu einem der weiter von der Sonne entfernten Planeten unseres Sonnensystems das Überleben sichern konnte.

      Auch wenn unser Volk im Laufe der Jahrtausende hervorragende technische Fähigkeiten entwickelt hat, haben wir uns nie damit beschäftigt, durch Luft und Raum zu einem anderen Planeten zu fliegen. Wir hatten uns ausschließlich darauf konzentriert, unseren Planeten unter seiner Kruste zu erforschen und Waffen für die Jagd zu entwickeln. Die Zeit, um Fluggeräte zu erfinden und zu bauen, hatten wir nicht. So entnahmen wir eine große Menge kernnahes, stark metallhaltiges Magma aus dem Inneren von Jeddur und formten daraus eine gewaltige hohle und luftdichte Kugel. Wir füllten die Kugel mit der Elite unseres Volkes und sandten sie mit Hilfe von durch Explosionsstoffe angetriebene Raketen zum dritten Planeten unseres Systems.

      Dies ist nun bereits einige Monate her und der künstliche Planetoid wird bald sein Ziel erreichen. Jeddur wird immer heißer und uns bleibt hier nur noch wenig Zeit. Wir alle hoffen, dass der dritte Planet unserem Volk gute Lebensbedingung und Nahrung bieten wird.

      Das Dorf in den Bergen

      Fanir überquerte die Straße, die zum Marktplatz der kleinen Stadt führte. Eher ein Dorf als eine Stadt, wenn Fanir ehrlich war. Aber ein Dorf, das an einem sehr eindrucksvollen Ort mitten im Hochgebirge lag und mit seiner Bezeichnung „Hornstadt“ zumindest dem Namen nach eine Stadt war. Dies war einer Zeit geschuldet, als Hornstadt noch das Zentrum des Reiches aller Bergvölker war. Der bekannteste Vorfahre von Fanir, Lord Farnos, hatte vor vielen hunderten Sonnenzyklen, im Sonnenzyklus 13 des neuen Zeitalters, dessen Beginn auf die Ansiedlung der neuen Rassen festgeschrieben ist, als erster großer Magier-Herrscher die Bergvölker geeint und sie gemeinsam gegen die neuen Feinde geführt, die von den Sternen kamen. Mittlerweile schrieb man das Frühjahr des Jahres 3217 n.d.A. – eine unendlich lange Zeit war seitdem vergangen.

      Fanir hatte Zeit und ließ seinen