Heidi Dietzel

Mei Ruah möcht i'ham


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er vom Militärdienst befreit und wurde 1915 Direktor des Münchener Kabaretts Wien-München. Mit Liesl Karlstadt trat er bis 1939 und noch einmal kurz vor seinem Tod 1948 auf. Seit 1922 bestritt er mit eigenen Programmen Nachtvorstellungen an den Münchner Kammerspielen.

      „ Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“

      „ Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind.“

      „ Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische.“ Karl Valentin

      Brilliantfeuerwerk

      An Otto Ehrhart

      Der Münchner im Himmel

      Kleinstadt

       Impressum neobooks

      Mei Ruah möcht i’ham…

       Bayerische Satire&Humor

       ( Orginal – Texte )

      Volksgarten »zur Rosenau« in der Schleißheimerstraße

      1936 sind es ungefähr 30 Jahre, daß der bei allen Münchnern so beliebte Volksgarten »zur Rosenau« in Schwabing seine Tore für immer schloß. Unter den Klängen großer Militärkapellen in Uniform wie Peuppus, Keilbert, Högg, Fach etc. entwickelte sich unter sonnigen Plätzen und einem schattigen Kastanienwäldchen ein lustiges Treiben von jung und alt, in der öffentlichen Tanzremise drehte sich die tanzlustige Welt und ein bekannter Münchner Ausdruck war damals gang und gäbe: »Wo gehst'n hi, Xade?« – Xade: »Zum Linksumdrahn in d'Rosenau obi.«

      War die Rosenau auch nicht der Treffpunkt der oberen Zehntausend, der sogenannten » haute volée«, so war aber das Familienpublikum und hauptsächlich das Militär sehr zahlreich vertreten. Fast alle existierenden bayerischen Waffengattungen, d'Leiber, de Schwaaren, d'Ortillerie, d'Schwulli, d'Fuasser etc., womit auf deutsch gesagt, das Leibregiment, die Schweren Reiter, die Artillerie, die Chevaulegers und die Infanteristen gemeint waren, waren in der Rosenau zu finden. Aber niemals konnte man an einem Tisch mehrere Waffengattungen zugleich antreffen, denn unter denselben bestand ein nie zu schlichtender Haß, jede war der anderen ein Dorn im Auge, die Leiber haßten die Schweren, die Schweren konnten die Kanonenbläderer (Artillerie) nicht riechen, viel weniger sehen, die Schwolli hatten einen Mordsbug auf die Traina und die Fuaßer konnten die »Goasböckler (Rettenden) nicht verknusen – kein Völkerbund hätte je eine Einigung zwischen diesen schaffen können. Wehe dieser Köchin oder dem Herrschaftszimmermädchen, dem Soldatenliebchen, das es gewagt hätte, in Gegenwart ihres Galan, des Infanteristen Huber Michä, den nächsten Frasä ( Française) mit einem Schwulli zu tanzen, wehe dieser Maid! Und der Infanterist Huber hub an zu sprechen: »Ja, du Raßl, hob de i in d'Rosenau abagschleppt oder der greana Salatgigerl? Tua di fei no oamal vergessen, na hau i de mit der flachen Hand in Erdboden eini, daß de als Toda ausschaufeln müssen, do oadrahte Schlawinaschurn, du gräusliche, und eahm wer i auf mei Seiteng'wehr spießen und als Steckerlfisch brat'n.«

      Kein Sonn- und Feiertag verging, ohne daß sich in der Rosenau nicht etwas »gerührt« hätte – wie sich der Münchner damals statt »Rauferei« ausgedrückt hat. Aber trotzdem überragte doch die Gemütlichkeit alles andere. Das gute Bier der Vorkriegszeit trug natürlich wesentlich dazu bei. Angrenzend an den Wirtschaftsgarten befanden sich einige Schaustellungen, Karussells, Schiffsschaukeln und dergleichen. Die schrillen Orgeln der Schiffsschaukeln und Karussells leierten damals die aktuellsten Sachen wie »Schaffner, lieber Schaffner« – »Ist denn kein Stuhl da« – »Mein Herz, das ist ein Bienenhaus« – »Lebt denn meine Male noch« – usw. – In meiner Erinnerung sehe ich noch einen Mann auf einem kleinen Podium stehen mit einem feinpolierten kleinen Kästchen, aus diesem führten ungefähr ein Dutzend zweimeterlange Gummischläuche in die Ohren von einem Halbdutzend Personen, es war dies die neueste Erfindung, der Edison-Phonograph. Er flüsterte jeem Interessenten um ein Zehnerl das »Aufziehen der Schloßwache« diskret in die Ohren.–

      Heutzutage mußt du dieselbe durch den Lautsprecher anhören, ob du willst oder nicht. An schönen Sonn- und Feiertagen gab es Feuerwerke drunt in der Rosenau und weil ich als »Bua« anno 1895 aa scho drunt war und mir die Rosenau unvergeßlich blieb, schrieb ich vor zirka zehn Jahren ein Volksstück, betitelt »Brilliantfeuerwerk in der Rosenau«, welches wir zirka 400 Mal im Schauspielhaus, im Kolosseum und im Apollotheater in der Dachauerstraße zm Aufführung brachten. Ich habe schon seit Jahren eine Verfilmung angeregt, aber immer ohne Erfolg; ich habe auch keine Hoffnung vielleicht eine Berliner Firma!

      Der Dichter Otto Ehrhart-Dachau schickte Herrn Valentin aus Verehrung sein Buch »Das sterbende Moor« mit einer schönen Widmung. Valentin bedankte sich einige Tage darauf in folgender Weise:

       Sehr geehrter Herr Ehrhart!

       Ich danke schön für das schöne Buch, habe aber leider keine Zeit, dasselbe zu lesen, schicken Sie mir doch bitte ein »gelesenes« Buch.

      Der Radfahrer

       Personen: Der Radfahrer Karl Valentin, ein Schutzmann.

      Schutzmann: Halt!

       (Valentin blinzelt den Schutzmann an.)

      Schutzmann: Was blinzeln Sie denn so?

      Valentin: Ihre Weisheit blendet mich, da muß ich meine Schneebrille aufsetzen.

      Schutzmann: Sie haben ja hier eine Hupe, ein Radfahrer muß doch eine Glocke haben. Hupen dürfen nur die Autos haben, weil die nicht hupen sollen.

      Valentin (drückt auf den Gummiball): Die meine hupt nicht.

      Schutzmann: Wenn die Hupe nicht hupt, dann hat sie doch auch keinen Sinn.

      Valentin: Doch – ich spreche dazu! Passen Sie auf, immer wenn ich ein Zeichen geben muß, dann sage ich Obacht!

      Schutzmann: Und dann haben Sie keinen weißen Strich hinten am Rad!

      Valentin: Doch! (Zeigt seine Hose.)

      Schutzmann: Und Rückstrahler haben Sie auch keinen.

      Valentin: Doch! (Sucht in seinen Taschen nach.) Hier!

      Schutzmann: Was heißt in der Tasche – der gehört hinten hin.

      Valentin (hält ihn auf die Hose): Hier?

      Schutzmann: Nein – hinten auf das Rad – wie ich sehe, ist das ja ein Transportrad – Sie haben ja da Ziegelsteine, wollen Sie denn bauen?

      Valentin: Bauen – ich? Nein! – warum soll ich auch noch bauen? Wird ja so soviel gebaut.

      Schutzmann: Warum haben Sie dann die schweren Steine an Ihr Rad gebunden?

      Valentin: Damit ich bei Gegenwind leichter fahre, gestern in der Frühe z. B. ist so ein starker Wind gegangen, da hab ich die Steine nicht dabei gehabt, ich wollt' nach Sendling nauf fahren, daweil bin ich nach Schwabing nunter kommen.

      Schutzmann: Wie heißen Sie denn?

      Valentin: Wrdlbrmpfd.

      Schutzmann: Wie?

      Valentin: Wrdlbrmpfd – –

      Schutzmann: Wadlstrumpf?

      Valentin: Wr – dl – brmpfd!

      Schutzmann: Reden S' doch deutlich, brummen S' nicht