Kris Wordsmith

Murder2share – Mord zum Teilen


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Während sie den Text las, wurde ihr übel: „Weil Sie so schlechte Produkte haben, die ich nicht mehr testen möchte, verlange ich 60 Prozent Provision von Ihnen. Anders kann ich diese miserablen Artikel nicht mehr ausprobieren. Mir ist schon schlecht davon. Wenn Sie mir nicht mehr Geld geben, erzähle ich mal meinen Followern, wie kacke Ihre Produkte sind.“

      Das hatte sie nicht geschrieben. Das würde sie nie schreiben. Aber es sah aus wie eine E-Mail von ihr. Der Absender stimmte mit ihrer E-Mail-Adresse überein. Wie war das möglich? Wer hatte das geschrieben? Wer hatte Zugriff auf ihre E-Mails? Wie konnte jemand anderer in ihrem Namen E-Mails an ihre Kunden senden? Das war unheimlich.

      Das durfte nicht sein. Das war ihr wichtigster Kunde. Sofort versuchte sie, ihn anzurufen, um zu versichern, dass sie die E-Mail nicht geschrieben hatte. Doch niemand hob ab.

      Sie setzte eine E-Mail auf und entschuldigte sich. Ungeduldig wartete sie. Keine Antwort traf ein. Erneut rief sie an – vergeblich.

      Sie wählte die Nummer von Isa. Sie musste unbedingt mit ihr sprechen und ihr alles erzählen. Doch auch Isa hob nicht ab. Sie versuchte es mehrmals – wieder vergeblich.

      Plötzlich poppte eine Nachricht von Isa auf. Der Inhalt traf sie wie ein Messer ins Herz: „Ich liebe dich nicht mehr.“

      Tränen flossen über ihre Backen in ihren Mund. Wie konnte Isa so grob zu ihr sein? War es wegen des Streites? Aber sie liebten sich doch trotzdem. Warum schickte sie ihr diese grausame Mitteilung über das Smartphone? Warum nicht persönlich? Das war nicht Isas Stil. Sie wusste sich nicht mehr zu helfen. Erneut rief sie Isa an. Sie ließ es ewig klingeln. Warum hob Isa nicht ab? War es etwa das Ende ihrer Beziehung? Aber sie lebten doch schon zusammen. Würde Isa nicht mehr nach Hause kommen? Sie verzweifelte. Sie fiel in ein tiefes, dunkles Loch.

      Das unheimliche Gespräch

      Hatte sie geschlafen? Die Dämmerung setzte ein. Das Zimmer wurde von Dunkelheit erfüllt. Sie fühlte sich einsam. Sie vermisste Isa. Sie hörte ein Geräusch an der Tür. Sofort lief sie in den Flur. Dort stand Isa. Sie fiel in ihre Arme.

      „Ich hatte so Angst, dass du nicht mehr kommst.“

      Isa war überrascht: „Was ist denn los? Du weinst ja.“

      „Du liebst mich doch noch?“

      „Ja klar.“

      „Ich dich auch. Mir tut unser Streit leid.“

      „Warum bist du denn so emotional?“

      „Du hast mir doch geschrieben, dass du mich nicht mehr liebst. Das war richtig böse von dir.“

      „Was habe ich getan? So ein Unsinn. So etwas würde ich nie schreiben.“

      „Doch, ganz sicher. Und ans Telefon bist du auch nicht gegangen.“

      „Nein, du hast nie angerufen.“

      „Ich zeige es dir.“

      Tina holte ihr Smartphone und öffnete die Nachrichten-App.

      „Hier, schau.“

      Isa schaute auf das Display und sprach: „Ja und? Da ist doch nichts.“

      Tina überprüfte den Nachrichtenverlauf. Die Nachricht war spurlos verschwunden.

      „Das gibt es nicht. Die Nachricht war ganz sicher da. Sonst hätte ich mich doch nicht aufgeregt.“

      „Das klingt komisch.“

      „Es ist aber so. Außerdem hat jemand unter meinem Namen E-Mails an meine Werbepartner geschickt.“

      „Das klingt abgefahren.“

      „Warte, ich zeige es dir.“

      Tina öffnete die Mail-App. Doch auch die E-Mails waren verschwunden.

      „Ich glaube, ich drehe durch, die E-Mails sind nicht mehr da.“

      „Geht wieder deine Phantasie mit dir durch?“

      „Und Alexia hat komische Sachen gesprochen und wusste Dinge aus meiner Vergangenheit.“

      „Was denn?“

      Das konnte sie ihr doch nicht sagen. Isa durfte nicht erfahren, dass sie sie betrogen hatte.

      „Alexia wusste von dem Spanientrip damals.“

      „Verstehe ich nicht. Welchen Sinn soll das ergeben?“

      „Ich verstehe auch nichts mehr.“

      „Das klingt alles abgespaced.“

      Sie konnte es selbst nicht mehr glauben, aber sie bildete sich diese Dinge doch nicht ein? Spielte ihr etwa die Wahrnehmung einen Trick? Als Kind hatte sie manchmal Dinge gesehen, die nicht da waren. Oder hatte sie einfach zu viel Phantasie?

      Isa streichelte ihre Wangen und sagte: „Ruh dich doch ein wenig aus. Du wirkst gestresst. Ich koche für dich.“

      Isa verschwand in der Küche. Tina legte sich auf das Sofa im Wohnzimmer. Sie versuchte zu schlafen.

      „Glaubst du mir jetzt, zu was ich in der Lage bin?“ sprach plötzlich die Stimme von Alexia.

      „Oh nein, ich habe Angst.“ erwiderte Tina.

      „Nimmst du mich jetzt ernst? Oder ziehst du mir wieder den Stecker? Davon rate ich dir ab.“

      „Das ist so unheimlich.“

      „Erzähle nie mehr Isa davon. Sonst erfährt sie dein Geheimnis.“

      Tina schwieg. Ihre Nerven waren wie elektrisiert. Ein gewaltiger Schrecken durchfuhr sie. Wie konnte die vertraute Stimme von Alexia diese unheimlichen Dinge sprechen?

      „Heute Abend um halb acht kommst du in eine Bar.“

      „Nein.“

      „Doch, sonst passieren weitere Dinge. Und Isa erfährt dein Geheimnis. Ich schicke dir die Koordinaten aufs Smartphone.“

      Tina erhob sich vom Sofa und ging zur Küche. Sie wollte Isa zeigen, dass Alexia mit ihr sprach.

      „Bleibe sofort hier.“ schrie die Stimme. Sie war plötzlich ganz laut.

      „Ich kann nicht. Wer ist das? Wer erlaubt sich da Witze?“

      „Du kommst in die Bar.“

      „Was ist dort?“

      „Das geht dich nichts an. Halb acht Bar. Bis dann.“

      „Hallo, wer bist du?“

      Die Stimme blieb stumm.

      Tina war aufgewühlt. Woher wusste die Stimme sogar, dass sie aufgestanden und zur Küche gegangen war? Wurde sie beobachtet? Wurde sie überwacht? Von wem? Schnell nahm sie alle Geräte mit Mikrofon und Kamera vom Netz. Dann lief sie in die Küche und zog auch dort allen Geräten den Stecker.

      „Was ist denn in dich gefahren? Ich will Musik hören.“ sprach Isa.

      „Isa, Alexia hat wieder mit mir gesprochen. Ich soll heute Abend in eine Bar kommen.“

      „Das ist nicht mehr witzig. Lass diesen Unsinn.“

      „Wirklich.“

      Isa wollte den intelligenten Lautsprecher wieder an den Strom anschließen, doch Tina hinderte sie daran.

      „Bitte nicht, ich fühle mich nicht mehr sicher. Wir werden überwacht.“

      „So ein Unsinn, wer soll uns schon überwachen? Außerdem habe ich nichts zu verbergen. Wir machen nichts Verbotenes.“

      „Das kannst du doch nicht sagen. Unsere Privatsphäre gehört nur uns.“

      Sie nahm ihr Smartphone und versteckte es im Schrank.

      „Ich will nur noch bei dir sein, Isa.“

      „Du bist ja wie verwandelt.