Anika Alex

Insel der Sirenen


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im Jahr und hielten ansonsten Kontakt per Telefon und sozialen Netzwerken.

      Jana bemüht sie sich Daniel gegenüber gleichgültig zu sein, da ihre Liebe zu ihm keine Chance hat, das ist ihr seit langem schmerzlich bewusst.

      Sie hasst es mit ansehen zu müssen, wie er immer wieder neue Frauen aufreißt, denn er verabredet sich niemals zweimal mit der Gleichen. Aber in diese Schlange ist sie auch nicht bereit sich einzureihen. Sie hätte niemals die Kraft sich ein kurzes Vergnügen mit ihm zu gönnen und dann mit anzusehen, wie er mit anderen Frauen ausgeht. So ein kurzes Geplänkel wäre ohnehin nichts für sie.

      Aber trotzdem kann man ihn ja anschmachten. Schließlich bleibt das unbemerkt!

      Daniels breite Schultern, seine blonden Haare, die blauen Augen und vor allem sein Lächeln, bei dem seine weiblichen Fans dahinschmelzen, führen dazu, dass es für ihn kein Problem ist ständig neue Frauen abzuschleppen. Jana ist eifersüchtig, aber sie wird sich nicht die Blöße geben ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebt und um ihn besser von sich fernzuhalten zickt sie ihn oft an.

      Aber er begehrt sie! Instinktiv hat sie seit Anfang der Tour seinen brennenden Blick auf sich gespürt. Ein paar mal hat sie ihn dabei ertappt und in seinen Augen ein Begehren gesehen, das ihr feuchte Träume beschert, aber er sucht nur kurzfristige Ablenkung und während für sie nur eine feste Beziehung in Frage kommt.

      Nach dem Überfall von Magnus kann sie sowieso keinen Mann in ihre Nähe lassen. Vor Angst ist sie dann wie gelähmt, ihr Herz schlägt schneller und sie kann sich kaum bewegen, würde aber am liebsten wegrennen. Die anderen Männer haben daran keine Schuld, ihr Verstand weiß das genau, aber sie schafft es in diesen Momenten nicht, dieses Wissen auch umzusetzen.

      Seit Daniel sie damals abgewiesen hat, hält sie Abstand zu ihm. Im Prinzip verstehen sie sich gut, sie arbeiten miteinander und sind wie Geschwister, nur gibt es seitdem eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen.

      Bis heute kann sie ihm diese forsche Abweisung nicht ganz verzeihen. In ihrer Kindheit waren sie so lange befreundet, hatten fest zusammengehalten und plötzlich will er mit ihr, außerhalb des Hauses nichts mehr zu tun haben. Ob sie ihm jemals vergeben kann?

      Unvermittelt war er, nach dem Überfall, bei ihr im Krankenhaus aufgetaucht. Er war mit Sicherheit der Letzte, mit dem sie gerechnet hätte. Bei der Eingliederung war sie bewusstlos und als sie aufwachte, saß er in ihrem Zimmer.

      In dem Moment war noch alles gut. Jana freute sich, ihm wichtig genug zu sein, um an ihrer Seite zu warten, bis sie aufwacht. Ein paar Minuten später setzte er sich zu ihr auf die Bettkante. Schon als Daniel auf sie zukam, spürte sie, wie Angst in ihr aufstieg.

      ‚Er ist mein Freund, wir kennen uns seit unserer Kindheit, er wird mir nichts tun!’, sie schloss die Augen und versuchte sich an die schönen Dinge zu erinnern, die sie gemeinsam erlebt hatten. Stattdessen tauchte vor ihrem inneren Auge genau die Szene auf die sie zu verdrängen versuchte: Magnus Angriff! Erschrocken schnappte sie nach Luft, was einen stechenden Schmerz in die Rippen zur Folge hatte. Sie geriet in Panik, fing an zu röcheln und geriet dadurch in einen Strudel aus Schmerz und Angst.

      Daniel war sofort bei ihr, um sie zu beruhigen, nahm sie in den Arm und sprach beruhigend auf sie ein.

      Da Jana wusste, wie unbegründet diese Angst war, wehrte sie sich aus Scham darüber noch mehr. Daniels beruhigende Stimme gab ihr den Rest und sie stieß ihn von sich. Frustriert rief er die Krankenschwester, damit sie sich um Jana kümmerte. Es dauerte eine ganze Weile, bis es den Ärzten möglich war ihr ein Beruhigungsmittel zu geben.

      Sie war verzweifelt über ihre unrealistische Angst und versuchte Alicia zu erklären wie es dazu gekommen war. Die gab es den Männern weiter, die sich daraufhin nur noch in Gegenwart von Alicia in ihre Nähe trauten.

      Ein Trauma nach diesem Überfall wäre normal teilte ihr der behandelnde Arzt mit und es würde einige Zeit dauern, bis sie darüber hinwegkommt.

      Ein schwacher Trost, da es ihr nicht verborgen geblieben ist, wie sehr sie Daniel mit ihrer Angst verletzt hat, auch wenn ihr nicht einleuchtet, warum er sie an diesem Tag an ihrem Bett war.

      Seitdem hält Daniel sich von ihr fern. Er war im Krankenhaus die ganze Zeit bei ihr, um ihr beizustehen. Schließlich wacht Jana auf, sieht ihn auf sich zukommen und schlägt vor Panik schreiend um sich.

      Dabei hatte er überhaupt nichts gemacht! Er wollte nur an ihr Bett kommen, um sich zu ihr zu setzen und ihr endlich zu sagen, was sie ihm bedeutet! Wie sehr er sie liebt!

      Für ihn ist ihre Reaktion auf ihn unbegreiflich! Wie kann sie in seiner Gegenwart in Panik geraten?

      Vor langer Zeit hatte er sie abgewiesen, aber das ist lange her und er kann es bestimmt wieder gut machen. Natürlich wird sie einige Zeit brauchen, um ihn wieder zu vertrauen und ihm sicher nicht um den Hals fallen. Aber er wird es versuchen, denn er liebt sie seit langem, nur war ihm das nie so ganz bewusst.

      Nach dem Überfall von Magnus, schwor Daniel auf Jana aufzupassen. Ihm ist in dem Moment als er sie so hilflos und verletzt auf Boden liegen sah klar geworden wie rettungslos er sich in sie verliebt hat. Er wird alles daran setzen eine Beziehung mit ihr anzufangen. Exklusiv, denn er interessiert sich seitdem nur noch für sie. Eigentlich hatte er sein Leben lang nur Augen für sie gehabt, aber ihre Zusammenarbeit machte es schwierig. Damit es keine Konflikte gibt, die ihre Arbeit gefährden könnte war er die ganzen Jahre der Überzeugung, es wäre das Beste von Jana Abstand zu halten. Darum hat er sich andere Frauen gesucht, um sich von ihr abzulenken und nicht in Versuchung zu geraten. Es hilft ein klein wenig, zumindest läuft er nicht wie ein Welpe hinter ihr her. Dieser Unfall hat ihm die Augen geöffnet und er wird alles daran setzen, sie für sich zu gewinnen.

      Aber diese dämliche Panikattacke schmeißt ihm gewaltig zurück! Er kommt ja noch nicht mal auf drei Meter an sie heran! Ein Punkt, der auch für seine Freunde sehr schwer zu ertragen ist!

      Janas behandelnder Arzt behauptet es ist normal, es würde einige Zeit dauern, da sich in ihrem Gehirn das Szenario wiederholt abspielt, um es zu verarbeiten. Das beruhigt ihn nicht. Er fühlt sich verletzt. Sie kennen sich ein Leben lang und nie hat er ihr etwas getan. Na gut er wies sie damals ab und das ziemlich forsch, das ist ihm klar. Das erklärt allerdings nicht die Angst, die in sie gefahren war, als er sich auf ihr Bett setzte.

      Bei einem Blick in ihre großen Augen, die ihn panisch ansahen, fühlte er sich, als würde ihm jemand ein Messer ins Herz rammen. Natürlich weiß er, dass ein Trauma zu solchen Angstreaktion führen kann. Aber warum muss sie sich ausgerechnet so vor Männern fürchten? Und vor allen Dingen vor ihm? Das kann er nicht akzeptieren! Und das alles wegen Magnus, wegen dieser bescheuerten Krankheit! Und ausgerechnet jetzt. Wobei wenn das nicht passiert wäre …

      Alicias Gegenwart lässt diese Angst verblassen und sie bringt Jana durch ihre Stimme und ihre Berührungen erden sie. Wenn sie da ist, kann Jana sich beruhigen, zumindest eine Zeitlang. Dann muss der Abstand zu den Männern nicht so groß sein. Jana hasst es, so abhängig von jemanden zu sein. Bei ihren Stiefeltern musste sie sich das letzte Jahr alleine durchkämpfen und dem betrunkenen Vater aus dem Weg gehen. Plötzlich ist sie auf jemanden angewiesen. Im Krankenhaus wurde ihr nach dem Panikanfall gesagt, sie soll sich langsam an die Auslöser der Angst herantasten und sich ihnen stellen! Irgendwann wird sie das wohl auch schaffen! Es geht sowieso schon viel zu lange, schon vier Wochen! Warum hört das nicht endlich auf!

      Sie soll Atemübungen machen, um sich zu beruhigen, aber durch ihre gebrochenen Rippen sind diese äußerst schmerzhaft. Vier Wochen reichen nicht aus, um ihre Knochen zu heilen. Dabei ist sie froh dermaßen gut weggekommen zu sein, mit drei Rippen, zwei Fingern und einem Speichenbruch im linken Unterarm. Ein paar Minuten länger und er hätte sie halb totgeprügelt.

      Jana kann sich glücklich schätzen, da ihre Knochen schnell heilen, in zwei Tagen kommt der Gips ab. Mit den Rippen wird sie sich noch ein paar Wochen länger herumschlagen müssen.

      Sie und ihre Freunde sind alle sechs außergewöhnlich kräftig, andernfalls hätte es noch viel schlimmer für sie ausgehen können.

      Seit dieser Panikattacke suchen die Männer Jana nur noch in Begleitung