Levi Krongold

Die merkwürdigen Erlebnisse des Astronauten Ribor Raskovnik bei seiner Rundreise durchs Weltall


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erachteten.

      So entstand mit der Zeit ein ausgeklügeltes nonverbales Signalsystem, welches sich schnell im All verbreitete bevor die Translatoren erfunden wurden und Grundlage der Kommunikation waren.

      Als Beispiel sei das Tippen des Fingers an die Stirn und das Hochheben des Mittelfingers bei geschlossener Faust genannt, um zum Beispiel jemanden darauf hinzuweisen, dass er gerade eine rote Ampel übersehen, die Vorfahrt mißachtet oder eine Parklücke genommen hat, die man selber benutzen wollte, weil einem nach stundenlangem Suchen auf einer Kreisbahn um einen Planeten langsam der Treibstoff ausging.

      Was aber das Wackeln von Zehen betraf, da konnte ich mich an keine spezielle Bedeutung erinnern. Aber es gibt ja auch Dialekte!

      Indes brauchte ich nicht länger über die Angelegenheit zu grübeln, weil ich durch das bekannte tap-klack-tap-klack, welches die Rückkehr unseres Schinders ankündigte, unterbrochen wurde.

      »Olm!«, brüllte er, kaum dass die Tür mit einem Krachen aufgeflogen war, »Zu mir!«

      Da ich der Einzige war, der auf diesen Namen hören sollte, blieb mir nichts anderes übrig, als mich wackelig auf meine Beine zu stellen und zu ihm hin zu staksen. Er blickte mich so finster an, dass ich wieder zu zittern anfing.

      »Hör mit deiner Zitterei auf, du Weichei und nimm das!«

      Er streckte mir vier Beutel entgegen, die unzweifelhaft Nahrungskonzentrat enthielten, so wie es in der ganzen Galaxis verwendet wurde. (Natürlich war das Haltbarkeitsdatum lange abgelaufen, wie ich mich später mit einem Blick überzeugen konnte und der rote Doppelstrich der Gesundheitsbehörde prangte auch unverkennbar auf den Etiketten, was nicht anderes bedeutete, als das von dem Verzehr behördlich abgeraten wurde und jedes in Verkehr bringen strafrechtliche Folgen nach sich ziehen konnte.)

      Ich bemühte mich, meine Hände ruhig zu halten als ich die Beutel entgegen nahm, was seine Gesten offenbar bedeuteten.

      »Du gibst denen da..«, er deutete mit dem Kinn in Richtung der gefesselten Polizisten, »jetzt was zu essen und dann wartest du auf mich, verstanden?«

      Als ich völlig verblüfft von meiner neuen Aufgabe nicht antwortete schrie er :« Hast –du –verstanden?« »Ja-ja..ja«, stotterte ich.

      Ich zählte still die Beutel in meiner Hand, es waren derer vier, aber wir waren zu fünft, wenn man mich mitzählte.

      Verständnislos blickte ich ihn an und er hatte sofort meine Frage verstanden die offenbar in meinen Augen geschrieben stand : warum nur vier?

      »Das ist für diese Tölpel, Olmi, ...du brauchst das nicht ... hahaha.«

      Er brüllte vor Lachen, dass sein dicker Bauch geschüttelt wurde, schrie mich aber im nächsten Augenblick an:»Nun, mach oder willst du hier anwachsen?«

      Damit knallte er die Türe wieder zu und tappte davon.

      Ich stand wie betäubt in der Tür und starrte die Nahrungsbeutel an.

      Auf dem Etikett konnte man noch in verblichenen Buchstaben lesen »Seemanns-Tod – Sondernahrung für festliche Angelegenheiten«, was nichts anderes hieß, als dass etwas von dem sonst strikt verbotenem Alkohol darinnen sein musste.

      Derartige Nahrung war nur besonderen Ereignissen vorbehalten und durfte nur genau dosiert verabreicht werden. Sie war auch lediglich außerhalb von Raketen erlaubt, denn es konnte durchaus vorkommen, dass ein Übermaß des ungewohnten Getränkes später eine derartige Übelkeit hervorrufen konnte, zusammen mit höllischen Kopfschmerzen, dass es schwierig war, den Mageninhalt da zu behalten, wo er hingehörte, nämlich in den Magen und nicht in die Kabine der Rakete, wo er ausnehmend schlecht wieder einzusammeln war, vor allem bei Schwerelosigkeit. Aus diesem Grunde war es uns Konzernangehörigen strengstens untersagt, derartige Nahrungsmittel zu konsumieren.

      »Seemanns-Tod« war meiner Erinnerung nach so etwas wie eine Mutprobe in der Mannschaftsausbildung, insbesondere nach bestandener Astronautenprüfung, da wurde gerne gefeiert.

      Es bestand meines Wissens aus dem Saft einer Pfefferpflanze, gemischt mit reinem Alkohol, Tomatensaft und Ei zu gleichen Teilen. Es galt als äußerst nahrhaft aber ungenießbar.

      Auch gab es nur eine Möglichkeit, es zu sich zu nehmen, und das war in einem Schluck, weil es einem sonst die Schleimhäute verbrannte, so dass man tagelang fasten musste.

      Wie der Freibeuter daran gekommen war, war mir rätselhaft. Andererseits wird behauptet, dass die Freibeuter nur derartige Trinknahrung zu sich nehmen und das in großen Mengen.

      Ich wandte mich also den anderen Gefangenen zu, die mich neugierig anschauten. Ratlos schaute ich von einem zum anderen bis mich der Dicke mit einem energischen »hmhm« begleitet von heftigem Zehenwackeln auf eine Idee brachte.

      Ich entschloss mich den Versuch zu wagen und ihm den Klebstreifen vom Mund zu entfernen, denn wie auch anders hätte ich den Saugschlauch in ihn hineinführen können um ihm die Nahrung zu verabreichen?

      Kaum war das geschehen, was mit einem rauen »hmhmhm« kommentiert wurde, da erlebte ich meine erste Überraschung, er konnte sprechen und das auch sehr laut und deutlich!

      »Du Volltrottel, hat man dir ins Hirn geschissen oder was? Mach uns sofort los, du Schwachkopf!«

      Ich fuhr erschrocken zurück. Mit einem Mal verstand ich meinen gesamten Irrtum. Natürlich, mit ihrem »hmhmhm« hatten sich nichts anderes als das andeuten wollen, nämlich, dass ich ihnen etwas zu essen besorgen sollte!

      Schnell stopfte ich dem Dicken den Schlauch in den Mund und entleerte den Inhalt des Nahrungsbeutels in seinen Mund, was den wohltätigen Effekt hatte, dass das Geschrei und die Beschimpfung verstummten, nur um allerdings kurz darauf umso stärker wieder anzuheben, nur dass es diesmal nach dem Heulen eines Newöl klang und das hört sich an, als wenn man einer Katze auf den Schwanz getreten hätte.

      Ratlos ging ich zum nächsten Gefesselten und probierte dort mein Glück, leider mit ebenso wenig Erfolg.

      Auch beim Dritten lief es nicht anders und dem vierten musste ich sogar den Schlauch mit etwas Nachdruck zwischen die zusammengebissenen Kiefer schieben.

      Eine Undankbarkeit war das!

      Glücklicherweise ließ nach einiger Zeit das ohrenbetäubende Geheul nach und wich einem ruhigem Schlaf.

      Völlig erschöpft ließ ich mich in einer Ecke nieder und dachte nach.

      Was sollte ich zu essen erhalten? Vielleicht hatte Willy Wikinger gar vor, mich selbst von seiner Mannschaft verspeisen zu lassen? Andererseits glaubte ich da nicht mehr wirklich dran und ich sollte recht behalten.

      Es stellte sich nämlich heraus, dass der Freibeuter etwas anderes mit mir vor hatte.

      Kaum war es ruhig geworden und das Geschrei einem gleichmäßigen Schnarchen gewichen, da schaute das behaarte Gesicht des Freibeuters wieder durch die Tür.

      »Gut gemacht Bürschen! Bist ja doch für was zu gebrauchen.«

      Er hüpfte herum wie ein kleines Kind und rieb sich vor Freude die Hände, zupfte mal dem einen Polizisten in die Wange, knuffte den anderen mit dem Holzbein in den Bauch und zog dem dritten am Bart. Nichts geschah, die Polizisten schliefen weiter.

      »So und jetzt hilf mir!«, wandte er sich an mich.

      Ich schaute in verdutzt an.

      »Na, guck nicht so blöd, die müssen weg hier!«

      Er begann den Dicken an den Beinen zu ziehen, nachdem er die Fesseln von den in der Wand eingelassenen Ringen abgeschnitten hatte und zog ihn zur Tür hin. »Na, los, fass mit an, mach dich nützlich!« Ich half mit, an den Beinen des schlafenden Polizisten zu ziehen, was aber nur schwer ging, immerhin bemühte ich mich.

      Willy Wikinger schnaufte und fluchte, denn der Dicke war wirklich schwer.

      Ich fragte mich, wie er es geschafft haben mochte, ihn zu überwältigen.

      Und ich fragte mich, wieso ihm niemand von seiner Mannschaft