Reinhold Zobel

Spätvorstellung


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ich das? Außerdem…wer könnte solches schon von sich behaupten, an dieser noch je an anderer Stelle?”

      “Ich kann dir darin durchaus zustimmen…und zitathalber ergänzen: das Band zwischen dem Ich und den Dingen besteht nicht mehr…”

      “Wer hat das gleich noch gesagt?”

      “Dein Freund Samuel Beckett…Was können wir also tun?”

      “Vielleicht den Versuch machen, symphonischer zu denken.”

      “Auch nicht gerade ein Krippenspiel.”

      “Sagtest du gerade Krippenspiel?”

      “Ich meinte natürlich Kinderspiel.”

      “Ich habe mich übrigens entschieden, statt Rum doch lieber Wein zu trinken. Die Bestellung ist ja noch nicht unterwegs.”

      “Einverstanden.Rot oder Weiß? Flasche oder Glas?”

      “Das überlasse ich dir. Du bist der Zahlmeister.”

      “Fabelhaft. Schauen wir doch mal in die Karte… Wonach gehst du, mein Freund, wenn du einen Wein auswählst?”

      “Hm, ich gehe meistens danach, ob mir das Etikett gefällt.”

      “Das hätte ich jetzt von dir zwar nicht erwartet. Aber es bringt uns einander wieder näher.”

      “Haben wir uns denn voneinander entfernt?”

      “Zeitweise erschien es mir so. Aber vergessen wir es einfach… schau nur, unser erlauchter und erleuchteter Jungeleuteklub rüstet zum Aufbruch.”

      “Damit werden uns ja auch die fernöstlichen Göttinnen der Morgenröte verloren gehen.”

      “Du meinst, die beiden arabischen Schönheiten, die kürzlich zu der Männerrunde gestoßen sind? Sie haben sich gerade erhoben… aber sieh doch, eine von ihnen lächelt zu uns herüber.”

      “Bist du sicher, dass sie uns meint?”

      “Nun gut, es könnte eine Sinnestäuschung sein.”

      “Ich hatte ja stets schon den Verdacht, dass das, was wir das Reale nennen, in Wahrheit zu nicht unerheblichen Teilen auf einer Luftspiegelung beruht.”

      “Ganz soweit würde ich jetzt nicht gehen, mein Freund..”

      “Nimm es als Scherz, halberwegs.”

      “Okay. Was nun den hier vorliegenden Fall anbelangt… ich bilde mir wenigstens ein, das es so ist, wie es erscheint… Was wäre der Mensch schließlich ohne seine Einbildungskraft?”

      “Das Wort hat es dir offensichtlich angetan.”

      “Ich kann es gar nicht oft genug hören.. Eine ihrer Nichten, nicht wahr, ist die Illusion. Und keine ist, wie mir scheint, geistreicher&numinoser…meine Tochter Maria natürlich ausgenommen.”

      “Die Truppe um unsere Fernost-Aurora herum, erinnert mich übrigens an eine Leibgarde, die im Eifer ihres Tuns vergessen hat, was ihre originäre Aufgabe ist, nämlich wachsam zu sein.”

      “Und mich erinnern sie an Ortsverbände aus meiner westlichen Nachbarschaft, die ihre Termine mit aufs Klo und ihre Uhren mit in ihre Träume nehmen. Getriebene, möchte man sagen.”

      “Und was treibt sie?”

      “Vermutlich ein Treibgas, das sich nur in dünnen Luftschichten zuhause fühlt.”

      “Ich meine, was treibt sie an?”

      “Wenn man das wüsste. Nun, ich für meine Person will es im Grunde gar nicht wissen. Und sie selber, so vermute ich, wissen es auch nicht, sondern glauben lediglich, sie wüssten es.”

      “Mit anderen Worten - wir haben es hier mit Scheinwissen zu tun.”

      “Als Wissen getarntes Unwissen, ja; etwas, das sich wie Mehltau auf Denken&Handeln legt.”

      “Wissen wir es denn besser?”

      “Ich weiß nicht. Jedenfalls weiß ich aber, dass ich nicht mit denen dort tauschen möchte… nein, warte, ich möchte doch mit ihnen tauschen, vorübergehend, du weißt schon, wegen…”

      “Jetzt sind sie weg.”

      “Stell dir für eine ultrakurze Sekunde vor, Lux, wir beide wären zeitresistent und am Ende nur noch zu zweit… auf diesem Planeten. Ein tödlicher Gedanke, nicht wahr?”

      “Es soll ja Menschen geben, die wollen ewig leben.”

      “Bei Licht betrachtet mag das zunächst ja einmal jeder wollen. Und zwar insofern, als niemand die Vorstellung attraktiv findet, ganz und gar von der Bildfläche verschwinden zu müssen.”

      “Außer er hat sich, aus Gründen gleich welcher Herkunft, freiwillig zum Abgang entschlossen.”

      “Hattest du schon mal Selbsttötungsgedanken?”

      “Bei Licht betrachtet, zwischen kurzen Schüben zirkulären Irreseins, immer mal wieder.”

      “Jedenfalls drehen wir uns, sterblich gesehen, zum Ende hin alle deckellos im Kreise, oder?"

      “Wobei der Kreis ja Einzelgänger ist und mit anderen Kreisen zwar Schnittmengen haben mag, mit ihnen jedoch, anders als etwa mit Vierecken oder Sechsecken, kein Haus, ja, nicht einmal einen Hühnerstall bauen könnte."

      “Gleichwohl repräsentiert er das, was man eine vollkommene Form nennt.”

      “Ist das ein Trost?”

      “Fragen wir doch mal den Kellner. Der hält nämlich gerade auf uns zu.”

      Der Genannte nimmt die nächste Bestellung und die Nacht weiter Fahrt auf.

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