Bernd Radtke

Träume aus dem Regenwald


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      Unruhig stand Jaíra inmitten der Menge. Seit dem Kuss von Fabio war sie nicht mehr im Dorf gewesen. Aufgeregt hielt sie nach ihm Ausschau, konnte jedoch weder ihn noch jemanden aus seiner Familie entdecken.

      »Wartest du auf jemanden?«

      Ertappt schrak Jaíra zusammen, sie hatte zu sehr nach Fabio gesucht, um Hans zu bemerken, der jetzt neben ihr stand.

      »Nein, nein, eigentlich nicht«, antwortete sie.

      Sein Blick musterte Jaíra. Sie war geschminkt, trug ihren kürzesten Rock und ein Top, das weit über dem Bauchnabel endete.

      »Pass auf dich auf«, warnte Hans sie.

      Jaíra wollte sich nicht warnen lassen. Sie war neugierig, das Kribbeln in ihrem Bauch war zu stark. Enttäuscht ging sie mit ihren Geschwistern zu dem Platz vor der Schule, wo erst Hans und danach Padre Laurindo, der Pfarrer des Bezirkes, eine kurze Ansprache hielten.

      Jemand stieß sie an. Als sie sich umdrehte, stand Fabio hinter ihr und grinste breit. Jaíra errötete verlegen.

      »Ich habe dich lange nicht im Dorf gesehen.«

      »Ich musste zu Hause helfen. Bist du eben erst gekommen?«

      »Ja, meine Schwestern wurden mal wieder nicht fertig.« Er verdrehte die Augen.

      Jaíra genoss die Anwesenheit Fabios; er ging nicht von ihrer Seite. Später, als aus einer Stereoanlage laute Musik dröhnte, tanzten sie zusammen. Nachdem die Dämmerung eingesetzt hatte, erhellten die wenigen Straßenlaternen die Nacht.

      »Ich hole etwas zu trinken.« Fabio ging und tauchte bald darauf mit zwei Dosen Bier wieder auf.

      »Komm, wir setzen uns.« Er nahm ihre Hand und zog sie auf eine Bank im Schatten.

      »Trink doch«, forderte er sie auf und Jaíra nahm einen Schluck aus der Dose. Sie schüttelte sich.

      »Wie könnt ihr Männer nur so ein Zeug trinken?« Angewidert verzog sie ihr Gesicht, sie hatte jedoch Durst und so schluckte sie das bittere Getränk hinunter.

      Fabio legte seinen Arm um ihre Schultern und sah sie an.

      »Warum bist du weggelaufen?«

      Jaíra fühlte heiß das Blut in ihren Kopf schießen.

      »Ich war erschrocken«, antwortete sie verlegen.

      Fabio lachte und rückte näher an sie heran.

      »Aber gefallen hat es dir?« Sein Gesicht näherte sich dem ihren.

      »Ich weiß nicht«, stotterte sie.

      »Willst du es noch einmal ausprobieren?«

      Seine Lippen berührten die ihren. Dieses Mal war sie darauf vorbereitet, insgeheim hatte sie sich diesen Moment erhofft. Sie öffnete den Mund und Fabios Zunge berührte vorsichtig die ihre.

      Jaíra fand Gefallen an dem Spiel. Fabios Hände streichelten sie und ihr wurde heiß und kalt, als er wie unbeabsichtigt ihren Busen berührte. Sofort war da wieder dieses komische angenehme Gefühl in ihrem Unterleib, das sich über den ganzen Körper ausbreitete. Keck steckte er kurz darauf seine Hand unter ihr Top. War es der Alkohol oder überschwemmten sie einfach die Gefühle? Anstatt ihm auf die Finger zu schlagen und wegzulaufen, ließ sie es geschehen.

      Fabio nahm ihre Hand und zog sie weiter fort zu Paulos altem Schuppen, der seit Langem nicht mehr benutzt wurde und langsam verfiel. Hinter dem Lagerhaus zog er zwei Bretter auseinander und führte sie hinein. Es war fast stockdunkel, doch Fabio schien sich hier auszukennen. Er zog sie auf den Boden, auf dem mehrere Decken lagen. Seine Hände wurden frecher. Er schob ihren hochgerutschten Rock noch höher und streichelte sie zwischen den Beinen. Es waren fremde und angenehme Gefühle, die sie spürte. Ihr Unterleib zog sich zusammen und brannte, sie vergaß sämtliche Bedenken, als er ihr Höschen herunterzog und sie weiter an ihrer intimsten Stelle streichelte. Seine Berührungen waren schön und taten gut, sie sollten gar nicht aufhören. Kurz versteifte sich ihr Körper, als sie merkte, dass Fabio ebenfalls seine Hose auszog und sie sein hartes Glied an ihrem Körper spürte. Er spreizte ihre Beine und legte sich auf sie.

      Ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Körper, als er sie zur Frau machte.

      Langsam bewegte sich Fabio in ihr und Jaíra stöhnte überwältigt von der Flut der Gefühle. Seine Bewegungen wurden immer schneller, bis er auf ihr zusammensank. Lange küssten und streichelten sie sich, bis sie sich schließlich anzogen und wieder unter die Tänzer mischten.

      Langsam wurden es immer weniger Leute. Jaíra und Fabio saßen gerade wieder auf der Bank und küssten sich, als sie von Juçara entdeckt wurden.

      »Was macht ihr denn da?« Sie stand vor ihnen und starrte sie an. »Pai sucht dich. Du sollst sofort zu Tante Socorro kommen.« Sie sah die beiden an. »Euch hat es ganz schön erwischt!« Dann drehte sie sich um und verschwand.

      Jaíra wurde von Fabio noch ein Stück begleitet. Mit klopfendem Herzen trat sie ins Haus. Was wäre, wenn Juçara gepetzt hätte? Nicht auszudenken! Ihr Verdacht war unbegründet, ihre Schwester hatte dieses Mal den Mund gehalten.

      Jaíra hatte Manara überredet, dass sie bei ihrer Tante Socorro im Dorf übernachten durfte, endlich würde sie wieder Gelegenheit haben, Fabio zu treffen.

      Nachdem sie am Ufer ihr Kanu an Land gezogen hatte, legte gerade das Flussschiff an. Ronaldo, der mit ihr zur Schule gegangen war, arbeitete auf dem Schiff und rief sie.

      »Hallo Jaíra, hier ist Post und ein Paket für den Lehrer. Kannst du sie mitnehmen? Paulo ist noch nicht da, um die Sachen abzuholen, und wir legen gleich wieder ab.«

      »Klar, ich gehe sowieso zu ihm.« Sie nahm das Paket und die Briefe.

      »Oi Hans. Ich habe deine Post vom Schiff mitgebracht.«

      Sofort stand Hans auf, gab ihr schnell zwei flüchtige Küsschen auf die Wangen und stürzte sich auf die Briefe, deren Absender er schnell überflog. Während er sich setzte und die Briefe las, erinnerte er sich an seinen Besuch.

      »Wenn du etwas essen willst, nimm dir.«

      »Ich habe schon bei ‚Tia’ Socorro gegessen«, antwortete sie und hob die Kaffeekanne hoch. »Soll ich Kaffee kochen?«

      »Das wäre prima«, antwortete er und vertiefte sich gleich wieder in den angefangenen Brief. Sein Gesicht hellte sich auf.

      »Mensch Jaíra, es hat geklappt.«

      Er stand auf, stürzte auf sie zu, drückte sie ganz fest und gab ihr einen dicken Kuss auf die Wange.

      »Was ist denn mit dir los?«, wunderte sie sich.

      »Ich habe bereits lange den Gedanken, hier im Dorf eine Krankenstation zu errichten. Seit ich angekommen bin, ist das Dorf viel größer geworden, ebenso das nächste Dorf flussabwärts. Oberhalb gibt es die kleine Siedlung und da wäre es gut, wenn hier ein Krankenhaus wäre. Ich habe deshalb um Unterstützung gebeten und man hat mir zugesagt, zu helfen. Das wird zwar alles einige Zeit dauern, allerdings ist es schon mal ein Anfang.«

      Er war begeistert. Schnell las er die anderen Briefe, um zum Schluss das Paket auszupacken. Jaíra hatte inzwischen die Kaffeekanne, Zucker und zwei Tassen auf den Tisch gestellt.

      »Stell dir vor, das Paket von meinen Eltern ist über vier Wochen unterwegs gewesen. Endlich kann ich dir dein versprochenes Geburtstagsgeschenk geben.«

      Er reichte ihr ein kleines, in buntes Papier eingeschlagenes Päckchen, das sie vorsichtig öffnete, um das Papier nicht zu beschädigen.

      Zum Vorschein kam ein kleines Büchlein. »Der kleine Prinz« las sie. Beim Lesen des Autors weigerte sich ihre Zunge, die Worte auszusprechen und sie lachten darüber.

      »Ich glaube, dass es dir gefällt. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Liebe.«

      Er ging zu Jaíra, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr fest in die Augen.

      »Pass