Davis Schrapel

Lustina


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entweder gleich als Krimineller oder als Spinner dargestellt wird. Als er die Haustüre erreichte, trat er sie mit dem Fuß weiter auf und bewegte sich mit solch einer Geschwindigkeit auf das Innere seiner Wohnung zu, dass Niemand auch nur die geringste Möglichkeit gehabt hätte ihm mit einer Kugel ins Jenseits zu befördern. Während Judas versuchte jegliche Bewegung die sich in seinem Haus abspielten zu erkennen und wenn es sein muss auch darauf zu schießen, bemerkte er den Lippenstift am Spiegel. Verzweiflung kam in ihm auf, was sollte er unternehmen? Befand sich die Person die hierfür verantwortlich war noch in seinem Haus?

      Der Angstschweiß lief ihm über dem Rücken. Wenn er jetzt kämpfen müsste, würde er kläglich versagen, da er in Selbstverteidigung nie besonders gut gewesen ist. Doch die Masse an Menschen die vor seiner Haustüre liefen, machten ihm Mut.

      Mit abermals schnellen Schritten, wand er sich dem ersten geschlossenem Raum zu. Es war sein Büro, oder besser gesagt sein Arbeitszimmer. Es enthielt im Wesentlichen ein PC, einen Schreibtisch auf dem er stand, und ein etwas älterer Drucker der wohl so oft in Betrieb zu sein schien, dass er die Staubschichten schon einzeln zählen konnte.

      Neben dem Schreibtisch befand sich noch ein Bücherregal welches mit Büchern zu allen möglichen Programmiersprachen gefüllt war. Ein Hobby von ihm welches er nur sehr ungern aufgeben würde. Sein Blick viel zunächst auf ein Stapel Disketten der sich direkt neben der Stereoanlage befand, und in Gedanken verfluchte er sich schon wieder selber. Wenn er Pech hatte, dann würde von seiner Monatelanger Arbeit nichts mehr übrig sein, und das nur weil er die blöden Disketten nicht dahin geräumt hatte wo sie eigentlich hingehörten.

      Suchend schwenkte er den Kopf, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erkennen, und so schaltete er das Licht ein. Sein Arbeitszimmer war leer, was auch auf jeden anderen Teil seiner Wohnung zutraf.

      Er fand jedoch nicht den kleinsten Hinweis, der ihm nähere Hinweise auf den Grund des Einbruches hätte liefern können, außer natürlich um ihm eine Botschaft zu bringen, was allerdings einfacher gewesen wäre wenn man den Briefumschlag in seinen etwas übergroßen Briefkasten geworfen hätte.

      So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich den Briefumschlag und den Spiegel genauer zu betrachten. Zuerst las er das geschriebene auf dem Spiegel. Die Handschrift des Schreibers war ordentlich aber dennoch geschmiert und es wurde nach jedem Buchstaben neu angesetzt. Auch für das Wort, welches alles war was sich auf dem Spiegel befand, konnte er keinerlei Bedeutung finden.

      Auch sein Wörterbuch schien sich nicht erweichen zu lassen ihm das Wort „Lustina“ zu erklären.

      Im Briefumschlag befand sich ein kurzer Brief, der direkt an ihm gerichtet zu sein schien.

       Der Wärter ist aufgewacht, er möchte DICH sehen, erst dann wirst DU wissen, weshalb wir DICH ausgewählt haben! DU brauchst keine Angst zu haben, WIR wollen DIR nichts antun. WIR brauchen DICH, doch DEINE Aufgabe ist schwer, sehr schwer. WIR werden uns bei DIR melden.

       Unterschrift: Ein erhabener Diener des Wärters.

      Judas war am Ende, er wusste noch genauso wenig wie vorher und hatte auch keine Ahnung, dass es noch weitere gab, die genau den gleichen Tag hatten wie er.

      Der nächste Gedanke der Judas durch den Kopf ging war seine Mutter. Sie war mittlerweile schon eine ältere Frau, die des Öfteren im Krankenhaus ihr Leben verbringen musste, um nicht den Tücken des Tumors in ihrer linken Hälfte des Kopfes zu erliegen. Er hatte ihr versprochen mindestens einmal die Woche vorbeizuschauen und das versuchte er möglichst einzuhalten. Selbst seine Autoschlüssel befanden sich noch an dem Fleck, an dem er sie niedergelegt hatte, und so begab er sich mit einem leicht unruhigen Gefühl im Magen auf dem Weg ins „Scherber Krankenhaus“. Den Brief hatte er in seiner Wohnung liegen gelassen, die er auch diesmal wieder ordentlich abgeschlossen hatte.

      Der Musik im Radio konnte Judas weniger folgen, er befand sich wenn er Auto fuhr immer in einer Art Trance Zustand, was ihm aber absolute Aufmerksamkeit brachte. Viele seiner Freunde hielten ihm in diesen Punkt für absolut merkwürdig, und brachten es mehr als schwer übers Herz, sich in seinem Wagen zu begeben, wenn er am Steuer sitzt.

      Der Scheibenwischer kratzte unentwegt über die von ein wenig Regentropfen besudelte Scheibe, und schien wie ein Ohrwurm in seinen Sinnen zu verschwinden.

      Das Krankenhaus selber war nicht sehr weit entfernt von seiner Wohnung, und so hatte er sein Ziel schon nach zwanzig Minuten erreicht. Ein Parkplatz fand er direkt vor dem Eingang, was ihm schon fast wie ein kleines Wunder vorkam. Judas stieg aus, und ging ohne sich um das abschließen zu kümmern auf den Eingang des Krankenhauses zu. Erst jetzt bemerkte er wie ihm die Regentropfen auf seinen nicht gerade billigen Anzug niederprasselten, und unschöne Flecke hinterließen.

      Er überlegte, ob er noch einmal umkehren sollte, um sich einen Regenschirm zu holen, oder ob der Weg zur Überdachung leichter und schneller zu erreichen wäre.

      Seine Entscheidung nicht mehr zum Wagen zurückzukehren, sollte er spätestens beim Verlassen des Krankenhauses bereuen.

      An dem Empfangsschalter gab es sehr großen Andrang, was Judas wenig störte. Er drängelte sich an den Menschen vorbei, die ihm wütend Schimpfwörter hinterher riefen. An dem Empfangsschalter angekommen, wunderte er sich selber über sein rüpelhaftes Verhalten, und warf einen entschuldigenden Blick hinter sich. Er bekam er die Zimmernummer seiner Mutter, da sie fast jeden Tag in ein anderes Zimmer umgebettet wurde. Auf dem Weg zum Treppenhaus bemerkte er eine Person die sich kurz vorher an ihm vorbeigedrängelt hatte. Judas glaubte in ihm einen guten Schulfreund von früher zu erkennen.

      >> Stefan? <<, seine Frage schien er fast schon durch den Gang gebrüllt zu haben, denn viele Menschen drehten sich nach ihm um, und blickten ihm fragend, und teilweise auch boshaft an.

      Aber, als wäre es reiner Hohn seines Schicksals, blieb die Person nicht stehen, von der er glaubte, dass es Stefan gewesen war, sondern schien im Gegenteil noch schneller zu laufen.

      Stefan ging einfach auf den Fahrstuhl zu und blickte ihm erwartungsvoll hinterher.

      >> Was verflucht noch mal ist mit dir los? << , fluchte Judas leise in sich hinein, und ging ihm hinterher.

      Er versuchte noch rechtzeitig in den Aufzug zu gelangen, was ihm aber nur gelang, weil er die Lichtschranke mit dem Fuß durchbrach. Wieder fragte er sich was in Teufels Namen mit Stefan los war.

      Fragend blickte er in Stefans Gesicht, und wartete darauf dass er etwas von sich gab.

      Der Fahrstuhl hatte sich nun bereits in Gang gesetzt, und ein kurzer Blick auf das Kontrolldisplay verriet ihm, dass sie in den dritten Stock fuhren. Irgendetwas war hier falsch. Es gab keine einzige Situation, in der sich Judas sicherer war als jetzt. Etwas war hier einfach völlig falsch, nur konnte er beim besten Willen nicht sagen was. Es war eindeutig Stefan, der sich nun direkt neben ihm befand, aber es schien als wäre er nur einen geklonten Bruder von ihm, der nicht die geringste Miene verzog, und einfach Stumm zu sein schien.

      Endlich angekommen, lief Stefan auf einen der Abstellräume zu, öffnete die Tür und bat ihm herein. Was er jedoch ohne ein einziges Wort, sondern nur mit der entsprechenden Geste, tat. Doch kaum war er drinnen, schloss sich die Tür wie von Geisterhand. Ein billiger Holzstuhl flog quer durch den Raum um sich vor der Tür niederlassen. Langsam wuchs ein Gefühl in Judas heran, was ihm verriet, dass er entweder anfängt verrückt zu werden, oder das es besser wäre sein Leben zu schützen.

      Auch Stefan veränderte sich. Er war nicht mehr so schlank wie vorher, und seine Augen quollen langsam hervor.

      Seine Augenfarbe bekamen eine Schwarz - Rote Färbung, als würde ein Farbeimer hinter seinen Augen umgeworfen. Die Arme und Beine begannen zu Pulsieren und wurden immer dicker. Ein hellgrünes Licht, welches von seinem Hals ausging, pulsierte ebenfalls und eine gedrückte sowie tödliche Atmosphäre schien sich in dem kleinen Abstellraum auszubreiten. Judas dachte nach, was sollte er unternehmen? Träumte er dies alles womöglich, und würde dieser Traum bald sein gutes Ende finden? Judas beschloss, nicht darauf zu warten um es