Jörg R. Strub

Curriculum Prothetik


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frikativen Matrizenversion des Mini-SG-Geschiebes existieren noch schraubaktivierbare frikative, retentive und verriegelbare Matrizenvarianten.

      Untersuchungen zum Verschleißverhalten von Geschieben zeigen, dass die beiden letztgenannten Geschiebe mit Kunststoffgleiteinsätzen ein deutlich günstigeres langfristiges Retentionsverhalten haben, als vorgefertigte Präzisionsgeschiebe, bei denen kein Kunststoffeinsatz vorhanden ist und Metall auf Metall gleitet (Koeck et al. 1993, Wichmann und Kuntze 1999). Bei den reinen Metallgeschieben kam es schon nach wenigen hundert Füge- und Lösezyklen zu einem deutlichen Retentionsverlust, der ein erneutes Aktivieren erforderlich machte, während die Retentionskraft der Geschiebe mit Gleiteinsatz über mehrere tausend Füge- und Lösezyklen nahezu konstant blieb.

      Abb. 35-4 a Matrize des Conex-Geschiebes nach Spang, b zusammengesetzt mit Patrize.

      Abb. 35-5 Conex-Geschiebe.

      Abb. 35-6 Conex-Geschiebe: Konus auf Eindrehinstrument.

      Abb. 35-7 Zwei Variationen der konischen Patrize des Conex-Geschiebes.

      Abb. 35-8 Die Patrize des Preci-Vertix-Geschiebes besteht aus einem ausbrennbaren Kunststoff.

      Abb. 35-9 Das Hilfsteil, mit dem die Matrize in die Prothese eingesetzt wird.

      Abb. 35-10 Preci-Vertix-Geschiebe, in eine Ankerkrone integriert.

      Abb. 35-11 Ansicht des Sekundärteils (Modellgussprothese) von basal.

      Abb. 35-12 Einzelteile des Mini-SG-Geschiebes.

      Abb. 35-13 Zusammengesetztes Mini-SG-Geschiebe (aufgeschnitten).

      Abb. 35-14 Steg-Geschiebe nach Dolder (parallelwandiger Steg).

      Abb. 35-15 Steg-Geschiebe nach Dolder. Vorfabrizierte Hülse mit Retentionen zur Fixierung im Kunststoff. Dieselbe Hülse kann auch zur Herstellung einer Steggelenk-Prothese nach Dolder verwendet werden.

      Abb. 35-16 Steg-Gelenk nach Dolder und Wirz. Die Hülse beim Aufsetzen auf den Steg (eiförmiges Profil).

       35.4 Steggeschiebe und Steggelenke

      Steggeschiebe sind bei nur noch geringem Restzahnbestand oder Implantaten indiziert. Sie verbinden zwei oder mehrere Pfeilerzähne oder Implantate eines Kiefers und bewirken eine primäre (direkte) Verblockung. Steggeschiebe bestehen aus einem parallelwandigen Steg (Patrize) sowie einer auf ihm sitzenden Hülse, die im herausnehmbaren Teil des Zahnersatzes verankert ist. Sie können u. a. bei großen Kammdefekten (Knochen und Weichgewebe) indiziert sein, wenn ein Kieferkammaufbau nicht möglich ist, so z. B. nach Tumorresektion oder bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Eine weitere Indikation stellt die Verankerung von Deckprothesen (Hybridprothesen) auf Implantaten dar (vgl. Kap. 42.5.4).

      Stege können fabrikmäßig hergestellt (konfektioniert) oder individuell gefräst sein. Sie sollten einen rechteckigen oder einen im okklusalen Bereich abgerundeten Querschnitt aufweisen. Aus parodontalhygienischen Gründen wird ein Abstand von ca. 2 mm vom Kieferkamm gefordert. Das bekannteste konfektionierte Steg-Geschiebe ist dasjenige nach Dolder (1974) (Abb. 35-14 und 35-15). Eine Modifikation stellt das Steggelenk nach Dolder und Wirz (1982) dar, das im Unterkiefer indiziert ist (Abb. 35-16).

      Es ist durch einen im Querschnitt eiförmig gestalteten Steg gekennzeichnet, wobei die Spitze des Eiprofils gegen den Kieferkamm zeigt. Zwischen dem Steg und der Steghülse (Reiter) wird bei der Herstellung der Prothese ein halbrunder, 1 mm starker Draht als Platzhalter eingelegt, der (zumindest während der ersten Monate der Inkorporation der Prothese) in Ruhelage für einen Resilienzspielraum von etwa 1 mm sorgt. Bei vertikaler Belastung der Prothese wird dieser Spielraum aufgehoben, so dass es im Stegbereich zu einer dentalen resp. implantären Lagerung der Prothese kommt. Sofern nur ein Steg vorhanden ist (typische Lokalisation in der Unterkieferfront zwischen den Zähnen oder Implantaten 33 und 43), weisen Steg-Gelenk-Prothesen im Gegensatz zu Steg-Geschieben drei Bewegungsmöglichkeiten auf:

       Rotation um eine fronto-transversale Achse. Bei bilateraler Belastung der distalen Freiendsättel der Prothese sinken diese in die Mukosa ein, wodurch sich im anterioren Bereich der Reiter um den Steg dreht.

       Rotation um eine sagittale Achse. Bei unilateraler Belastung der distalen Prothesensättel senkt sich der Hülsenabschnitt der belasteten Seite von der Ruheposition ausgehend auf den Steg ab.

       Vertikale Translation. Bei bilateraler Belastung der Prothese im anterioren Bereich wird die Hülse nach kaudal Richtung Steg gedrückt.

      Aufgrund dieser drei Bewegungsmöglichkeiten spricht man auch von der limitierten dreidimensionalen Bewegungsfreiheit einer Steg-Gelenk-Prothese. Sinkt die Prothese nach einigen Monaten Tragezeit ganz auf den Steg ab, so sind die beiden letzten Bewegungsmöglichkeiten nicht mehr vorhanden, während die Rotation um die fronto-transversale Achse weiter möglich ist.

       35.5 Scharnier- und Resilienzgelenke

      Diese gelenkigen Verbindungen gehören im Grunde nicht zu den Geschieben. Sie werden aber aus didaktischen Gründen zusammen mit ihnen abgehandelt.

      Scharniergelenke sind starre Verbindungselemente, die eine Kippung (Rotation) des Prothesensattels um eine transversale Achse erlauben.

      Bei Resilienzgelenken handelt es sich um bewegliche Verbindungselemente, die neben der Scharnierbewegung als zweiten Freiheitsgrad