Jörg R. Strub

Curriculum Prothetik


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sollte vor der Konditionierung der Klebeflächen „trocken“, d. h. ohne aufgetragenen Kleber, ebenso geübt werden wie die Reinigung der Adhäsivflügelränder durch die Assistenz. Ist die Spannung des Kofferdams so groß, dass die sichere Positionierung des Adhäsivattachments nicht gewährleistet ist, sollte der Kofferdam mit einer Naht im Bereich des Freiendsattels fixiert werden, um die übermäßige Spannung des Kofferdams zu eliminieren (Achtung: vorherige Aufklärung des Patienten!). Idealerweise erfolgt erst nach dieser Überprüfung der Positionierbarkeit unter Kofferdam die Konditionierung der Klebeflächen der Adhäsivattachments, damit eine Kontamination dieser Flächen ausgeschlossen ist. Die adhäsive Befestigung der Adhäsivattachments folgt dann den in Kap. 29 und 30 für einflügelige Adhäsivbrücken beschriebenen Vorgehen.

      Da autopolymerisierende Kleber initial mit jeder Stunde ihrer Aushärtung an Festigkeit gewinnen, sollte die Teilprothese in der Regel nicht am Tag des Einklebens der Adhäsivattachments eingegliedert werden, sondern erst am nächsten Tag, wenn der Kleber vollständig durchgehärtet ist. Als risikobehaftete Ausnahme und nur nach Aufklärung und auf Wunsch des Patienten kann die Teilprothese auch am Tag des Einklebens der Geschiebe eingegliedert werden. Dann aber darf der Patient die Prothese nicht selbst aus dem Mund entfernen, sondern soll am nächsten Tag zum Herausnehmen und Üben der Prothesenhandhabung erneut in die Praxis kommen. Initial sollte immer zuerst der schwächste Kunststoffgleiteinsatz (Farbe weiß) des Preci-Vertix-Geschiebes verwendet werden, um dem Patienten die Handhabung der Prothese in der Eingewöhnungsphase zu erleichtern. Nur wenn der Patient bei einem Nachsorgetermin berichtet, dass sich die Prothese unter Funktion löst, sollte der nächst stärkere Matrizeneinsatz (Farbe gelb) verwendet werden.

KlinikLabor
Anamnese, Befund, Panoramaschichtaufnahme, Situationsabformung mit konfektioniertem Löffel, Gesichtsbogenübertragung, Kieferrelationsbestimmung, Diagnose, Planung
Herstellung von Studienmodellen, Modellanalyse• im Artikulator• im ParallelometerDefinition der Einschubrichtung• der Halteelemente an den Pfeilerzähnen• der Teilprothese, diagnostisches Set-up der fehlenden Zähne
Hygienephase, präprothetische Vorbehandlung, Reevaluation der Vorbehandlung
diagnostische Präparation, Herstellung individueller Löffel
Prothetische Phase: Präparation am Patienten, definitive Abformung, Gesichtsbogenübertragung, Kieferrelationsbestimmung
Modellherstellung, Modellmontage im Artikulator, evtl. Set-up (Aufstellung der Prothesenzähne in Wachs)
evtl. Einprobe des Set-ups
Modellation der Adhäsivattachments in Wachs, Ausrichten und Befestigen des Geschiebe-Primärteils, Einbetten, Gießen
Einprobe der Adhäsivattachments, Anprobe der Wachsaufstellung
Herstellung des Modellgusses mit Geschiebe-Sekundärteilen
Modellgusseinprobe, Registratkontrolle
Fertigstellung der Teilprothese in Kunststoff
Anprobe der fertigen Arbeit, Konditionierung der Klebeflügel, Einkleben der Adhäsivattachments
Nachsorge

      In Abhängigkeit von den individuellen Verhältnissen sollte jeder mit Adhäsivattachments versorgte Patient im Abstand von jeweils 3 bis 6 Monaten kontrolliert werden. Dabei ist vor allem auf Plaqueablagerungen und Karies im Bereich des Klebeflügelrands sowie auf die okklusalen Verhältnisse im Bereich der Prothesenzähne zu achten und die Passgenauigkeit der Sattelauflagen zu überprüfen. Zusätzlich sollte der okklusale Freiraum zwischen Patrize des Stabgeschiebes und seinem Sekundärteil mittels Disclosing Wax (KerrHawe SA, CH-Bioggio) überprüft werden. Ist dieser verlorengegangen und durch eine ggf. notwendige Unterfütterung nicht wiederherzustellen, sollte das Stabgeschiebe von okklusal leicht (0,2 mm) gekürzt werden, um eine exzentrische Überbelastung des Geschiebes zu verhindern.

      Tabelle 35-2 fasst den Behandlungsablauf bei über Adhäsivattachments verankerten Teilprothesen nochmals zusammen.

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