Michaela Santowski

Schatten und Licht


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sah in seinen Augen, dass er es auch so meinte und es nicht einfach nur so daher gesagt war, weil es dazugehörte.

      „Danke. Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“

      Luca trug zu ihrer Erleichterung eine beige Stoffhose und ein dunkelblaues Hemd und nicht seine Motorradkluft. Einen Moment hatte sie befürchtet, sie müsse auf dieses Ding steigen. Er stieg vor ihr die Treppe runter, sodass sie den angenehmen Duft seines Parfums wahrnahm; herb und doch unaufdringlich. Sie gingen zu einem dunkelgrünen MG Roadster und Luca hielt ihr die Tür auf.

      „Ist das deiner?“, fragte sie, während sie einstieg.

      „Ich habe kein Auto. Den habe ich mir von Bruno geliehen“, erklärte er beim Einsteigen. „Das war er mir schuldig“, fügte er schmunzelnd hinzu.

      „Wo fahren wir denn hin?“

      „Nach Bad Homburg. Ich hoffe, du hast an einen Bademantel gedacht.“

      Sarah nickte. „Habe ich. Obwohl ich wirklich keine Ahnung habe, wofür. Ich dachte, wir gehen ins Kino.“

      „Machen wir auch. Wie war dein Tag?“, fragte Luca nach, bevor Sarah etwas entgegnen konnte.

      Eine halbe Stunde später fuhr Luca auf einen Parkplatz. Taunustherme las Sarah.

      Zweifelnd stieg sie aus, als Luca ihr die Tür öffnete. „Das sieht nicht nach einem Kino aus.“

      „Es ist ein Schwimmbad. Und ein Kino“, fügte er hinzu. „Erstmal werden wir uns ein wenig entspannen und dann den Film genießen.“

      Sarah, die immer noch nicht verstand, zog die Stirn kraus.

      „Vom Schwimmbad aus kannst du direkt ins Kino gehen“, klärte Luca sie auf.

      „Im ernst? Oder veräppelst du mich?“

      „Keineswegs. Gibt es so was bei euch im Norden nicht?“

      „Wenn, dann ist es mir entgangen.“

      „Deswegen auch der Bademantel. Nur im Handtuch könnte es auf Dauer doch etwas kalt werden.“

      Luca bezahlte den Eintritt für sie beide.

      Sarah betrat die Umkleidekabine und zog sich ihren Badeanzug an. Sie zweifelte immer noch an Lucas Aussage. Ein Kino, in dem man in Badeklamotten einen Film ansehen konnte. Sie schüttelte den Kopf. Unfassbar.

      Sie schloss grade ihre Sachen in eines der Schließfächer als Luca hinter ihr auftauchte.

      „Fertig?“

      „Bist du immer so ungeduldig?“, fragte Sarah, schmiss die Tür des Spindes zu und drehte sich um. Für einen Moment ließ sie ihre Augen bewundernd über seinen Körper gleiten. Seine Haut hatte anscheinend von Natur aus einen dunklen Ton. Er hatte breite, muskulöse Schultern und eine schmale Hüfte. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, wie er sich wohl anfühlen würde. Schnell schaute sie wieder hoch.

      Luca ergriff ihre Hand und zog sie hinter sich her.

      „Wollen wir erst ein paar Bahnen schwimmen oder möchtest du gleich in den warmen Whirlpool?“

      Sarah blickte auf seine und ihre Hand herunter. Ihre verschwand komplett in Lucas Hand. In ihrem Körper breitete sich eine wohlige Wärme aus durch diese Berührung. Also besser nicht noch mehr Wärme. Sie schüttelte den Kopf. „Erst schwimmen. Es sei denn, das ist dir zu anstrengend.“

      „Warum sollte es das?“, fragte er verständnislos.

      „Immerhin wolltest du dich ein wenig entspannen“, zitierte sie ihn.

      „Ganz schön frech“, kommentierte er ihre Äußerung. Sarah grinste und sprang ins Becken. Zwanzig Minuten später lagen sie im Whirlpool.

      „Das war eine echt gute Idee“, seufzte Sarah wohlig. „Ich glaube, ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr schwimmen.“

      Luca betrachtete sie schweigend, wie sie ihm mit geschlossenen Augen gegenüberlag. Ein wenig bedauerte er, dass sie einen Badeanzug trug, auch wenn er ihr hervorragend stand. Ein Bikini wäre ihm trotzdem lieber gewesen. Und soweit er das beurteilen konnte, war auch nicht der kleinste Bauchansatz zu sehen. Also sprach nichts gegen einen Bikini.

      Sarah öffnete die Augen.

      „Was überlegst du?“, fragte sie ein wenig schläfrig.

      Luca, der sich ertappt fühlte, antwortete schnell: „Ich dachte, ich gehe uns mal etwas zu trinken holen.“

      Sarah nickte. „Das ist eine sehr gute Idee. Ich werde im Ruhebereich auf dich warten.“

      Wenig später kam Luca mit zwei Gläsern auf sie zu. Er reichte ihr eins und ließ sich auf der Liege neben ihr nieder.

      „Erzähl mir was über dich“, forderte er sie auf und stützte sich auf einen Ellenbogen.

      Sarah blickte ihn an. „Ich bin Krankenschwester“, entgegnete sie ernst.

      „Und eine verdammt hübsche“, ergänzte Luca. Der Blick in ihre dunklen Augen verwirrte ihn. Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Luca stellte fest, dass er sie gerne küssen würde. Er räusperte sich. „Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß“, sagte er und setzte sich auf, um einen Schluck Wasser zu trinken.

      Sarah legte den Kopf schief und überlegte einen Moment.

      „Ich liebe Katzen. Ich mag Bruno nicht sonderlich, aber sein Auto ist einsame spitze.“

      Luca schmunzelte. „Das war zwar nicht das, was ich hören wollte, aber besser als gar nichts.“

      „Und du? Was magst du?“ Sarah setzte sich ebenfalls auf und ergriff in einer spontanen Geste seine Hand.

      „Motorräder“, erwiderte er und verschlang seine Finger mit ihren.

      „Erzähl mit etwas, das ich noch nicht weiß“, konterte sie und spürte wieder diese wohlige Wärme.

      „Ich liebe spontane Frauen. Ich mag Bruno nicht, aber sein Auto ist einsame spitze.“

      Sie blickten sich an und prusteten gleichzeitig los.

      Dann unterhielten sie sich über allgemeine Themen, warum Sarah Krankenschwester geworden war, über Melli und Martin, bevor sie ins Kino gingen.

      Sarah blickte sich erstaunt um. Hinter ihr war eine Trennscheibe aus Glas und dahinter saßen die Leute, die nur ins Kino wollten, nicht auch noch ins Schwimmbad. Das hieß, auf der einen Seite der Trennwand waren die Leute normal angezogen mit Jeans und T-Shirt und auf der anderen Seite saßen die in Bademantel, Badehose, Badeanzug. Sie überlegte, wie das Ganze wohl von oben aussehen musste und grinste. Das gab bestimmt ein tolles Bild. Sie merkte, wie Luca den Arm um sie legte, kuschelte sich an ihn und genoß den Film und seine Nähe.

      „Hat es dir gefallen?“, fragte Luca und ließ sich wieder auf der Liege nieder. Draußen wurde es langsam dunkel. In den Thermen hatte man das Licht angeschaltet. Die Pflanzen, die es wohl in jedem Erlebnisbad gab, wurden von verschiedenen Seiten angestrahlt und schufen so eine behagliche Atmosphäre. Aus versteckten Lautsprechern tönte leise sanfte Musik.

      Sarah nickte aufgeregt. „Das war klasse. Ich weiß gar nicht, warum es nicht mehr Bäder wie dieses gibt. Es ist einfach unglaublich, im Bademantel im Kino zu sitzen.“

      Luca betrachtete sie. Ihr Gesicht leuchtete vor Begeisterung und das indirekte Licht verfing sich in ihren dichten dunklen Wimpern.

      Sie legte sich neben ihn und schloss die Augen. „Das war das beste Date, das ich je hatte.“

      Luca stützte sich auf einen Ellenbogen und lachte auf. „Du bist leicht zu beeindrucken.“

      Sarah öffnete die Augen ein wenig und blickte ihn an. „Glaub ja nicht, dass es immer so einfach ist. Ich bin durchaus anspruchsvoll.“

      Luca schaute in ihre halb geöffneten Augen. „Du bist wunderschön.“

      Sarah