Im nördlichen Mimbres-Tal wurden zwischen 1130 und 1150 u.Z. viele große Dörfer verlassen und im weiteren Umkreis, speziell im östlichen Bereich, im Zuflussgebiet des Rio Grande, neue Weiler gegründet wie die Ladder Ranch und auch die A-Spear Ranch am Osthang der Black Range. Die zwischen 1100 und 1150 u.Z. erfolgte Einwanderung von Mogollon in das Tonto Becken und der allmähliche kulturelle Rückzug der Hohokam aus diesem Raum ist wahrscheinlich auch den Wanderungen im Zusammenhang mit dem Kollaps der Klassischen Mimbres Kultur geschuldet. Jedoch sahen die zentralen und die südlichen Teile des Mimbres-Tales auch sehr späte Übergangsentwicklungen, die auch als Postklassik oder Terminal Classic (1130 bis 1200 u.Z.) bezeichnet wurden. Es kamen aber auch noch vor 1200 u.Z. andere Menschen in das Mimbres-Tal, aber ihre Keramik hatte keinen Mimbres Stil mehr und unterschied sich nicht von der, die sonst noch im Südwesten gefunden wurde. Die Träger der 1150 u.Z. erloschenen klassischen Mimbres-Kultur gingen auf bzw. verschmolzen in den kleineren Mogollon-Zweigkulturen von Foresdale, San Simon, Cibola und Black River.
Ab 1250/1300 u.Z. wurde aber der Bereich der Arizona Mountains, der Südhang der Mogollon Rim mit seinen nördlichen Zuflüssen zum Salt River wieder verstärkt besiedelt. Dort entstanden große Mogollon-Pueblos, in denen, keramisch nachweisbar, auch Anasazi-Gruppen lebten, die wahrscheinlich, initiiert durch die Auflassung der Anasazi Niederlassungen im Northern San Juan Gebiet, nach Süden gezogen und in den Mogollon-Niederlassungen verblieben waren. Teilweise sind Mogollon auch nach Norden in den südlichsten Bereich des Anasazi-Gebietes gewandert. Trotz der ökologisch-wirtschaftlichen Erfahrungen im Mimbres-Tal gab es auch in der Zeit nach 1150 u.Z. (Postklassik) große Pueblo-Siedlungen, wie die zeitlich nachfolgenden Stätten aus den Arizona Mountains belegen.
Einige große Mogollon Pueblos westlich des Mimbres Kerngebietes aus der Zeit zwischen 1250/1275 und 1400 u.Z. mit Anasazi-„Einmischung“ sind das Q-Ranch Pueblo (200 Räume), das Grasshopper Pueblo (500 Räume), das Tundastusa Pueblo (450 Räume), das Kinishba Pueblo (500 Räume), das Turkey Creek Pueblo (335 Räume), das Canyon Creek Pueblo (120 Räume) und das größte Mogollon Pueblo, das Point of Pines Pueblo mit 800 Räumen. Die nach Norden gewanderten oder sich im Norden bewegenden Mimbres erbauten u.a. am Oberlauf/Quellgebiet des Gila River in geeigneten Höhlen Kliffwohnstätten wie das Gila Cliff dwelling (ca. 40 Räume einschließlich Kiva in fünf nebeneinander liegenden Höhlen in der Zeit von 1280 bis 1300 u.Z. von Mimbres aus dem Tularosa Creek Gebiet) und auch die Main Group Site (mehrere Kliffwohnstätten aus der Zeit von 1250 bis 1300 u.Z. von Mogollon aus dem Cibola-Gebiet). Im Quellbereich des Gila River bestand auch die heutige TJ Ruin (200 Räume in fünf Raumblöcken, Niederlassungsbeginn bereits seit der Frühen Grubenhaus Periode ab 500 u.Z. und Aufgabe um 1400 u.Z.). Seine Endphase wies starke Einflüsse durch die Zuni und Keres (Acoma-Bewohner) auf. Der Aufgabe des nördlichen Mogollon-Gebietes führte die Mogollon-Mimbres und ihre Nachfolger zumindest teilweise in die ethnischen Gruppen der heutigen Hopi, Zuni und eventuell auch Keres.
Während der späten 1200er Jahre u.Z. wird der Veränderungs- und Anpassungsprozess im Südteil der Mimbres-Region durch die Ausstrahlung des wirtschaftlich und spirituell erstarkenden mogollon-chichimekischen Standortes Paquime/Casas Grandes (Staat Chihuahua/ Mexiko) beeinflusst, der 160 km südlich des Mimbres-Tales liegt, und zu dessen Erstarkung nach Meinung einiger Wissenschaftler auch die Zuwanderung von Menschen aus der Mimbres-Region beigetragen haben soll. Desgleichen sind in der Aufstiegsphase von Paquime/ Casas Grandes auch Menschen von dort in die von der Mimbresbevölkerung ausgedünnte Gegend nach Norden gezogen und haben sich da niedergelassen. Es sind im Mimbres-Bereich eindeutig als Casas Grandes Standorte identifizierte Stätten entdeckt worden.
Die Bezeichnung „Kollaps“ für das Ende der Klassischen Mimbres-Zeit um 1150 u.Z. ist als unpassend anzusehen. Die registrierten kulturellen Veränderungen sind zutreffender als anarchische urgesellschaftliche Reorganisation und gelungene Anpassung innerhalb der Mimbres-Region und ihrer weiteren Umgebung zu bezeichnen.
2.2.4. Die Subsistenzwirtschaft
Die Bodenbauaktivitäten der Mimbres nahmen in der Subsistenzwirtschaft ein zunehmend wachsendes Gewicht ein, waren aber immer auch ungebrochen mit den altgewohnten Jagd- und Sammelmethoden kombiniert. Ihr nach heutigen Maßstäben für einen intensiven Bodenbau ungünstiges Siedlungsgebiet bekam einen jährlichen Niederschlag von ca. 500 mm und hatte damit den meisten Regen im ganzen ariden Südwesten. Der Niederschlag fiel im Gebirge und zog dann als Fluss seinen Weg durch die Wüste, wo der dadurch entstehende Gunstraum durch Bewässerungskanäle in der Flusstalebene zunehmend erweitert wurde. Die Bewässerungsanlagen (Stichkanäle) waren anfangs noch sehr klein, wurden aber im Laufe der Zeit - speziell in der Klassischen Zeit (wie auch die Population und die Dörfer) - immer größer und umfangreicher, waren aber nie mit den großflächigen Anlagen der Hohokam zu vergleichen. Das Wasserpotenzial wäre dafür auch nicht ausreichend gewesen. Die Mimbres hatten in der Klassischen Periode auch schon Wasserverteilungsanlagen, Feldbegrenzungen mit Dämmen und Terrassenanlagen. Mit zunehmendem Subsistenzstress wurde auch Trockenbodenbau in höheren, feuchteren Gebieten mit Feldhausbau praktiziert. In der Postklassischen Zeit wurden die Bewässerungsanlagen kleiner und räumlich weiter verteilt.
Die kultivierten Pflanzen umfassten Mais, Bohnen, Squash und Sonnenblumen, vereinzelt auch Tabak. Die Sammelaktivitäten konzentrierten sich auf die Piñon-Nüsse, Eicheln, Beeren, Stachelbirnen und anderes Kaktusobst, Mesquiteschoten und Wurzeln. Typisches Jagdwild waren Wasservögel, Truthühner, Kaninchen, Rotwild, Antilopen und auch Bisons mit einem gelegentlichen Bären oder Berglöwen. Welche Rolle Fische, Eidechsen und Amphibien bei der Ernährung spielten, war archäologisch nicht zu klären. Diese Tiere sind aber Gegenstand von bildlichen Darstellungen auf der Mimbres-Keramik. Jäger verwendeten Fallen, Netze, Keulen und Speere, Spieße und auch Pfeil und Bogen. Zur Rolle des Fisches in der Ernährung der Mimbres sind - zumindest qualitativ – aus den figuralen Motiven der Gefäßbemalung Schlüsse zu ziehen. Aus den Dekors der Keramik der Klassischen Mimbres Zeit zwischen 1000 bis 1150 u.Z. wurden verschiedene Fischfanggerätschaften und 20 unterschiedliche Fischarten bestimmt. Davon waren 18 Arten Meeresfische aus dem Gebiet des Golfes von Kalifornien bei Guaymas/Sonora, 500 bis 600 km Luftlinie vom Mimbres Gebiet entfernt.
Die faunistischen Motive der Mimbres-Keramikdekors verteilen sich wie folgt: Säugetiere 26% der Figuren; Amphibien und Reptilien 15% der Figuren; Fische 8 - 11% der Figuren und Vögel 22% der Figuren, wobei viele der dargestellten Arten eine physische und/oder spirituelle Bedeutung für die Menschen hatten. Ein Mimbres-Fischmotiv von der Swarts Ruin ist z.B. als ein Langnasenschmetterlingsfisch identifiziert worden, ein Bewohner der Riffe des Golfes von Kalifornien. Andere Topfdekors zeigten Männer, die zwischen solchen Fischen schwimmen oder auch Lastkörbe mit Fischen trugen. Die Mimbres führten wahrscheinlich saisonale Fischfang-, Jagd- und Sammelexpeditionen zum Golf von Kalifornien durch, um dort ihre Nahrung zu ergänzen und/oder Muschelschalen für Interaktionen und die Schmuckherstellung zu sammeln. Zu beachten ist hierbei, dass über Baumringanzeigen eine zunehmende Trockenheit und über Knochenfunde im Abfall eine stark verringerte Jagd-Fauna (massenhaft Kaninchenknochen und immer weniger Rotwildknochen) festzustellen war. Fischfangexpeditionen können normale, traditionelle Unternehmen der gesamten Gemeinschaft oder eines entsprechend mobilen Teils der Gemeinschaft (keinesfalls nur Männer!) gewesen sein, die zwischen Aussaat und Ernte zur Entlastung des „heimischen“ Nahrungsstoffverbrauches sich aus anderen Ressourcen ernährten und gleichzeitig getrockneten Fisch als begehrte Eiweißnahrung mit zurückbrachten. Die Größe der Expeditionsgruppe war wahrscheinlich entgegengesetzt proportional den Ernteresultaten im „Heimatland“. Der Gemeinschaftsteil, für den die lokalen Nahrungsstoffe und ihre Vorräte reichten, verblieb vor Ort und „hütete Haus, Hof, Vorräte, Revier und Feld“. Fischnahrung hat im Leben der Mimbres sicher eine wesentliche Rolle gespielt, auch wenn er – sicher verständlich – archäologisch nicht direkt nachweisbar ist. Aber die indirekten künstlerischen Hinweise sollten dafür ausreichen. Fisch-Motive traten, allerdings selten, auch als Felszeichnung und in der Schmuckgestaltung der Mimbres auf.
Die lange und immer intensiver werdende menschliche Nutzung des semiariden Gebietes führte wahrscheinlich zu einer ökologischen Überlastung, die in einer – häufig als Kollaps bezeichneten – Krise der