Werner-Wolf Turski

Die Pueblo-Kulturen


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      Nach einigen Quellen war dieser Standort auch noch im 13. und 14. Jahrhundert u.Z. bewohnt. Während dieser späten Besiedlung ist aus dem Osten von der Black Range eine Beeinflussung durch die Tularosa Phase festzustellen. Diese Stätte hatte die ausgeprägtesten Bezüge zu den Pueblo-Kulturen im Norden und Osten des Gila River Gebietes, speziell zu den Zuni und im geringeren Maße zu den Keres von Acoma, das wie Laguna (Keres-Dorf) mit an der Grenze des kulturellen Mogollon-Gebietes liegt. Im Bereich des Zusammenflusses des West Fork - Middle Fork des Gila River wurden mehr als 103 prähistorische Stätten aufgefunden, von denen jetzt 45 Stück mit das Gila Cliff Dwelling N.M. aufgenommen worden sind.

      Gila Cliff Dwelling (1280 bis 1300 u.Z.)

      Die Gila Kliffwohnstätte ist eine archäologische Stätte, die von 1280 bis ca. 1300 u.Z. von Menschen der Mogollon-Mimbres-Kultur aus dem Tularosa-Creek-Gebiet errichtet und bewohnt worden war. Die bauliche Anlage besteht aus 40 Räumen in 5 geräumigen Höhlen eines steilen Sandsteinfelsenmassivs ca. 50 m über dem Canyonboden des Gila River.

      Die Bewohner des Gila Cliff Dwelling (10 bis 15 Familien) lebten wie viele andere kleine Gruppen von Mogollon-Mimbres Menschen entlang der Fluss-Systeme. Die Architektur und die Artefakte belegen Einflüsse von den nördlichen Anasazi, analog den Standorten in der näheren und weiteren Umgebung.

      Diese jetzt restaurierte Kliffwohnstätte bildete den ursprünglichen Kern des 1907 gegründeten Gila Cliff Dwelling N.M., dem neben weiteren Stätten 1962 auch die oben genannte TJ Ruin angegliedert wurde.

      Ein weitere nennenswerte Kliffwohnstätte dieses National Monuments ist die Main Group Site. Dort wurden bei offiziellen Ausgrabungen die menschlichen Überreste von 45 Personen freigelegt. Die dabei entdeckten Grabbeigaben umfassen u.a. einen Deckenüberwurf mit Fellstreifen und Federn, drei Seilreste, drei unbearbeitete Federn, ein Fellartefakt, drei Mattenfragmente, einen Yuccablatt-Paho und drei Textilfragmente. Die Main Group Site besteht aus mehreren Kliffwohnstätten mit Mauerbauwerken beim Gila River. Auf der Grundlage der Grabbeigaben wurde die Besiedlungszeit des Ortes auf ca. 1250 bis 1300 u.Z. datiert. Die Menschen hatten eine enge Beziehung nach Cibola.

      Grasshopper Pueblo (1200/1275 bis 1400 u.Z.)

      Die Grasshopper Region liegt direkt südlich der Mogollon Rim in den Arizona Mountains im östlichen Zentralarizona. Die Arizona Mountains stellen die Südflanke der Mogollon Rim mit einer Reihe nördlicher Nebenflüsse des Salt River dar. Nach einer zeitweisen Entvölkerung war dieser Bereich nach 1250 u.Z. wieder ein Zuwanderungsgebiet für die Mogollon, die sogenannten Western Mogollon, die für die Zeit ihrer Niederlassung im Grasshopper Pueblo und einigen anderen im Folgenden beschriebenen Pueblos eine intensive Interaktion mit Anasazi aus dem nördlichen Flankenbereich der Mogollon Rim und aus dem Gebiet des Little Colorado betrieben. Dabei gab es auch Zuwanderungen durch Anasazi aus dem Norden. Das Grasshopper Pueblo selbst befindet sich 16 km westlich der Stadt Cibecue.

      Die Umgebung der Grasshopper-Region ist durch eine stark gegliederte Bergtopographie gekennzeichnet, wo sich in hohe Plateaus steile Canyons eingeschnitten haben. Die Vegetation reicht von der Ponderosa-Kiefer in den auf 2.000 m NN liegenden immergrünen Wäldern bis zu den dichten Chaparral- und Grasländern und der Sonora Wüstenvegetation entlang des Salt River. Die Klimaaufzeichnungen von Cibecue belegen heute 140 Tage Wachstumszeit und 483 mm jährliche Niederschläge. Obwohl die Region für den Bodenbau nur marginal geeignet ist, hat sie große Tier- und Pflanzenressourcen.

      Die prähistorische Umwelt während der Besiedlung des Grasshopper Pueblo ist summarisch folgendermaßen zu charakterisieren:

      1276 - 1299 u. Z., die Große Dürre

      1280er Jahre u.Z., die schwerwiegendste Dekade der Großen Dürre

      1300 - 1330 u. Z., feuchte Periode

      1330 - 1355 u. Z., trockene Bedingungen, aber nicht so extrem wie die Große Dürre

      1355 - 1400 u. Z., variable Niederschläge

      Das Grasshopper Pueblo war ein zwei-etagiges 500-Raum-Mauerwerk-Gebäude aus lokalem Sand- und Kalkstein. Das Hauptpueblo bestand aus drei Raumblöcken und drei Plazas. Die relativ kleine Plaza 3 wurde zu einer Großkiva umgewandelt. (Während der großen Erweiterung des Pueblos wurden die kleinen Kivas durch eine einzelne Großkiva ersetzt, ob dies auch auf eine rituelle Integration hindeutet, ist eine offene Frage.) Um das Hauptpueblo herum lagen weitere Raumblöcke und isolierte Räume. Die ersten Siedlungsnachweise an diesem Standort werden auf 1200 u. Z. datiert. Die vier nennenswerten Wachstumsperioden des Grasshopper Pueblo korrespondieren eng mit den Umweltveränderungen:

      1275 - 1300 u. Z., Aufbau-Periode

      1300 - 1330 u. Z., Sammlungs- und Erweiterungsperiode

      1330 - 1355 u. Z., Periode der Zerstreuung

      1355 - 1400 u. Z., Periode des Verlassens

      Die Subsistenzwirtschaft dieser Pueblo-Gemeinschaft bestand aus einer gemischten Strategie von Jagd, Sammeltätigkeit und Bodenbau (Trocken- und auch Überschwemmungsbodenbau). Es gibt wenig Belege für Wasserkontrollanlagen für einen relativ intensiven Bodenbau. Die kultivierten Pflanzen waren Mais, Bohnen, Squash und Baumwolle.

      Die Jagd bezog sich laut Knochenfunden auf Maultierhirsche, Truthühner und Kaninchen und manchmal auf Antilopen, Bergschafe, Vögel und Fische. Nur Hunde und die Truthühner waren domestiziert. Der ab 1330 u.Z. zu verzeichnende starke Rückgang von Rotwildknochen in den Abfällen lässt auf erschöpfte Rotwildbestände in der näheren Umgebung schließen. Von den Sammlern begehrte Wildpflanzen/Wildpflanzenteile umfassten die Pinyon-Nüsse, Eicheln, Wacholder- und Manzanita Beeren, Agave, Kaktus und eine Vielfalt von Samen, u.a. der Sonnenblumen und des Amarant.

      Das Ernährungsbild der Menschen des Grasshopper Pueblos war durch eine relativ kalorienarme Nahrung und durch spürbare periodische Nahrungsknappheiten (Hunger) gekennzeichnet. Die hohe Kindersterblichkeit von 56 Prozent ist für vorindustrielle Gesellschaften nicht ungewöhnlich. Von jenen Personen, die die Kindheit überstanden, starben 21 Prozent in ihren 20er, 28 Prozent in ihren 30er, 26 Prozent in ihren 40er Jahren und 15 Prozent wurden älter als 50 Jahre. Frauen in ihren 20er und 30er Jahren hatten eine doppelt so hohe Todesrate wie die Männer. Dies war höchstwahrscheinlich den hohen Belastungen durch die Schwangerschaft und die Geburt der Kinder geschuldet.

      Die Niederlassung bestand aus kompakten Raumblöcken, die sich dicht am fruchtbaren Anbauland befanden. Die Periode der Zerstreuung (1330 bis 1355 u.Z.) wurde durch das Vorhandensein von kleinen Pueblobauten in Kliffs und auf hohen Bergrücken gekennzeichnet, was auf Bedingungen sozialer Veränderungen und ökonomischer Unsicherheit hinweist.

      Die Verbindungen und Interaktivitäten mit Gemeinschaften aus einem größeren Umkreis werden durch Keramiktypen aus unterschiedlichen Bereichen, Muschelschmuck aus dem Sonora-Gebiet sowie Aras und Kupferglocken aus Mesoamerika belegt. Als mögliche Gegengaben oder Tauschobjekte aus dem Grasshopper Pueblo kamen nach Meinung der Archäologen Tonwaren, Salz, Türkis-Anhänger, Hämatit für rote Farbe und hochwertige Rohstoffe für Steinwerkzeuge in Frage.

      Die soziale Grundeinheit war der von der biologischen Familie und den anderen Verwandten geführte Haushalt. Die Verwandtschaft formte wahrscheinlich das Hauptnetz für das Bestimmen der sozialen Identität und das Lösen von Streitigkeiten. Führungsrollen innerhalb der Gemeinschaft beruhten auf der Verwandtschaftsbasis und der kompetenzbedingten sozialen Position. Es gibt keine Beweise von einer hierarchischen Führung oder sozialen Ungleichheiten über die Unterschiede hinaus, die durch Kompetenz, Alter und Geschlecht verursacht sind. Die freigelegten Gräber erbrachten keine Befunde für eine soziale Komplexität oder gar eine Elite. Das Grasshopper Pueblo verweist gesellschaftlich auf eine nichthierarchische Gemeinschaftsstruktur.

      Die sicher verschiedenen ethnischen Gruppen an diesem Standort lebten anscheinend in Harmonie mit den ursprünglichen lokalen Grasshopper Mogollon zusammen.