Kerstin BO

Drei Kinder und eine Entführung


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hatte es auch auf das Gymnasium geschafft und auch gute Noten. Sofie hatte manchmal ein bisschen Schwierigkeiten in Englisch aber Julia konnte ihr fast immer helfen und Boris brauchte keine Hilfe. Ihre Tante, die alle nicht so gerne mochten, konnten sie nicht fragen, weil sie nicht auf das Gymnasium gegangen war. Jack hörte zu, wusste aber nicht, warum man in den Schulen keine Selbstverteidigung mehr unterrichtete, was zu seiner Schulzeit der Fall gewesen war. Für Sofie wäre es das richtige, damit sie auch mal etwas Selbstvertrauen finden könnte. Die anderen beiden konnten sich gut wehren.

      Es wurde schließlich 21.00 Uhr und Sofie begann zu gähnen, worauf sie alle beschlossen ins Bett zu gehen und morgen weiter zu reden.

      Die Kinder gingen in ihr Zimmer und Jack, Kim und Ben legten sich in das Bett von den Eltern der Kinder, das nicht mehr benutzt wurde.

      Die Kinder hatten nach ihrem Abenteuer vor zwei Jahren beschlossen, dass sie ein gemeinsames Zimmer haben wollten, weil sie zusammen sein wollten und Sofie dadurch beruhigter war. Sie befürchtete immer noch, einer von ihnen könnte plötzlich verschwinden.

      Die Kinder redeten beim Ausziehen nicht mehr viel und legten sich ins Bett und Julia sagte noch allen gute Nacht und danach schliefen sie alle wieder ein.

      Mitten in der Nacht wachte Sofie plötzlich auf. Sie hatte ein Geräusch gehört. Sie stand leise auf und ging die Treppe hinunter. Sie wollte die anderen nicht wecken, weil sie vermutete, dass sich dort unten mal wieder eine Katze verirrt hatte. Das war nichts Neues. Katzen kamen öfter unbemerkt durch die Haustür oder durch ein geöffnetes Fenster. Sie schaute sich im Flur um aber da war nichts. Da sah sie in der Küche Licht und schaute vorsichtig um die Ecke.

      Dort stand ein Mann, der dort ganz offensichtlich etwas suchte und Sofie irgendwie bekannt vorkam. Sie wusste aber nur, dass es weder Jack, Kim oder Ben waren. Da drehte er sich um und sie sah mit Schrecken einen der Männer, die sie und die anderen Kinder vor zwei Jahren entführt hatten als sie auf der Suche nach ihren Eltern waren. Sie holte zischend Luft ein. Das hätte sie besser nicht gemacht. Der Mann wirbelte herum und sah ihren Schatten. Er sprang auf sie zu, zerrte sie in die Küche, drückte sie auf einen Stuhl und fragte: „Was hast du hier eigentlich zu suchen?“

      „Ich… ich wohne hier.“ Stotterte sie.

      „Warum bist du runtergekommen?“

      „Ich habe ein Geräusch gehört und wollte nachsehen, was los ist. Und jetzt lassen sie mich los!“ Ihrer Angst war plötzlich Wut gewichen und sie sprang mit einem solchen Ruck in die Höhe, dass der Mann einen Schritt zurück ging um nicht um zu fallen. Dafür gab er ihr aber eine schallende Ohrfeige. Sie schrie auf und wollte ihn ins Schienenbein treten, aber er hatte sie schon gegen den Tisch gestoßen. Sie stolperte und fiel zu Boden. Der Mann holte eine Peitsche und sagte ihr: „Du hältst jetzt die Klappe! Oder ich werde wütend.“

      Sofie sah in nur trotzig an und schrie um Hilfe. Aber nicht lange, weil er die Peitsche auf sie niederknallen ließ. Sie schrie auf vor Schmerz und schützte ihren Kopf mit den Händen. Er

      schlug noch zweimal und lief aus der Küche, Julia direkt in die Arme.

      Julia hatte Sofie schreien gehört und war nach unten gegangen und hatte den Kampf mit angesehen und schäumte jetzt über vor Wut. Sie stieß den Mann zu Boden und kniete sich über ihn. Doch er stieß sie zu Boden stand auf und drückte jetzt Julia zu Boden und sagte: „Du hast keine Chance.“ Doch Julia verdrehte ihm den Arm und schaffte es, wieder auf die Beine zu kommen. Der Mann peitschte auch sie, was Julia vor lauter Wut nicht einmal bemerkte. Sie kämpften jetzt miteinander und für den Mann war es keine Kleinigkeit mit der fast 1, 80 m großen Julia zu kämpfen aber er überragte sie noch. Schließlich schlug er mit dem Stock seiner Peitsche auf den Kopf und sie kippte bewusstlos um. Danach ging er aus dem Haus und verschwand in der Dunkelheit. Sofie war nach dem Schreck und den Peitschenhieben auf dem Küchenboden eingeschlafen. Deshalb merkte in dieser Nacht niemand mehr, was im Haus vorgefallen war.

      Was ist mit Julia?

      Jack wachte am nächsten Morgen als erster auf und wollte die Kinder aufwecken, damit sie rechtzeitig zur Schule kommen. Er erschrak als er nur Boris sah, der zudem gerade bemerkt hatte, dass seine beiden Schwestern fehlten. Jack bedeutete ihm, im Bett zu bleiben und schickte Kim und Ben hinunter um zu sehen was passiert war.

      Kim und Ben schrieen auf: „Jack! Komm!“

      Er rannte die Treppe hinunter und als erstes sah er Julia wie tot daliegen. Es wunderte und erschreckte ihn, dass jemand in der Lage war sie so auszuschalten, weil sie groß und sehr stark war. Doch da hörte er einen Laut aus der Küche. Er ging hinein und sah Sofie, die auf dem Boden saß und sich die Arme rieb, die voller Schrammen waren. Aber ansonsten schien sie unverletzt zu sein. Er ging zu ihr hin und fragte: „Was ist passiert?“

      „Einer der Männer war da und hat die Küche durchsucht. Er hat mich erwischt und wir haben gekämpft. Dann aber hat er seine Peitsche geholt und ich lag auf dem Boden. Schließlich war er weg und hat mit jemandem geredet. Mit wem?“

      „Mit Julia. Aber die ist nicht ansprechbar.“ Sofie klappte der Mund auf. Sie wollte das nicht glauben. Aber als sie in den Flur ging sah sie es mit eigenen Augen und setzte sich neben sie.

      „Bitte stirb du nicht auch noch!“ schluchzte sie. Jack schob sie ins Wohnzimmer, wo Boris, Kim und Ben waren. „Kümmert euch um sie. Ich kriege Julia wieder hin.“ Damit war er im Flur. Als erstes trug er Julia in ihr Bett und untersuchte sie. Sie hatte auch Peitschenstriemen aufzuweisen und eine Beule am Kopf, der von einem Schlag mit einem dumpfen Gegenstand kommen musste. Der Mann musste ziemlich fest zugeschlagen haben, um Julia so außer Gefecht zu setzen. Er konnte aber sonst keine Verletzungen feststellen. Wahrscheinlich würde sie in ein paar Minuten wieder aufwachen. Er ging zu den anderen und teilte ihnen mit, dass Julia wahrscheinlich nichts Ernstes hatte und untersuchte nun Sofie, die nur einen Schock hatte.

      „Dann können wir ja beruhigt sein“, sagte Boris.

      „Nein. Können wir nicht. Wer war das, Sofie?“ antwortete Jack.

      „Weiß ich nicht. Es war einer der Männer, die uns entführt haben und zu dir in die Zelle gesperrt haben“, antwortete Sofie. „Warum willst du das wissen?“

      „Weil nur einer von diesen Männern Julia außer Gefecht setzen könnte. Mit den anderen ist sie ja weitestgehend fertig geworden.“

      „Also ist doch alles in Ordnung.“ Boris kapierte nicht, dass sie wieder in ein Abenteuer geraten könnten, Sofie wollte es nicht kapieren und Jack wusste nicht wie er es diesen beiden erklären sollte. Julia hätte es gekonnt, aber sie konnte es gerade nicht machen. Da schaltete sich Ben ein: „Hört mir mal zu! Julia ist stärker als noch vor zwei Jahren. Deshalb ist es umso verwunderlicher,

      dass es jemand geschafft hat, sie umzulegen. Da könnte noch mehr auf uns zukommen. Wollt oder könnt ihr das denn nicht verstehen?“ Er schaute sie ernst an.

      Da hörten sie einen Schrei von oben. Jack rannte nach oben und fand Julia im Bett vor. Aber sie hatte eine solche Angst auf dem Gesicht, dass er erschrak. So hatte er Julia noch nie gesehen.

      „Das Abenteuer geht weiter! Er hat die Kopie des Buches. Und außerdem könnten wir noch einmal Besuch bekommen!“ sagte sie, als Jack das Zimmer betrat. Er staunte. Woher wusste sie das?

      „Ja. Er hat die Kopie. Aber wie geht es dir?“

      „Gut. Abgesehn von der Tatsache, dass mich jemand umgelegt hat. Das hat mich erschreckt. Aber wie geht es Sofie?“

      „Der geht es gut. Und dir auch, wie ich sehe. Aber du brauchst keine Angst mehr zu haben. Wir essen jetzt und überlegen, was zu tun ist. Komm!“

      Sie gingen die Treppe runter und ins Wohnzimmer. Dort aßen sie zuerst einmal ein verspätetes Frühstück. Boris fragte, wo die Kopie des Buches sei und Jack und Julia schauten sich an. Beide wussten nicht, was sie sagen sollten. Doch Sofie nahm es ihnen ab, denn auch sie wusste, dass die Kopie weg war. Sie hatte sie aus der Tasche des Mannes schauen sehen, als sie mit ihm gekämpft hatte.

      „Sie