auf eine friedliche Anwendung, weil sie sich davon eine Erweiterung der wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten versprachen; 23% lehnten sie mit der Begründung ab, dass sich durch sie das Konfliktpotenzial und die Kriegsgefahr erhöhe und sie schlechthin für sinnlos hielten und die dafür aufgewendeten Mittel lieber caritativen Zwecken zukommen lassen wollten. 19% hielten die Vorteile und Nachteile für gleich groß und 36% blieben den Möglichkeiten der Raumfahrt gegenüber völlig gleichgültig - das heißt, dass 55% der Befragten allen Raumfahrtunternehmungen gegenüber reserviert oder teilnahmslos waren. Laut einer früheren GEO-Umfrage Mitte der 1990er lehnen 3/4 der Deutschen eine gemeinsame bemannte Mission der reichen Industrieländer zum Mars ab; 62 % sind der Meinung, das Geld solle lieber für die Rentenversicherung verwendet werden. Wie jedoch ein Blick in die Geschichte zeigt, hat sich Kolumbus seinerzeit auch nicht von Bedenkenträgern bremsen lassen; eventuell hilft auch etwas Geduld und in einigen Jahrzehnten sind die Renten sicher und der Mars besiedelt? Was wäre, wenn die Satellitengewinne direkt für bemannte Raumfahrtprogramme verwendet werden würden?
Raumfahrt - konkret die Mondlandung, das Sojus-Apollo-Testprogramm und die ISS - hat auch eine neue Qualität und Quantität des Managements erschaffen. Schon 1960 waren über 5000 Firmen und Forschungslabors mit Raumfahrt-Aufträgen beschäftigt: in Bereichen der Elektronik, Optik, Wärme- und Kältetechnik, Chemie, Metallurgie, Keramik, Treibstoff-, Kunststoff-, Maschinen- und Werkzeugindustrie, in Textil- und Bekleidungsindustrie und Arzneimittelforschung. Sie alle und viele weitere Zweige trugen zu diesem Riesenprojekt bei. 1961 befassten sich in den USA schätzungsweise 60.000, in der UdSSR 140.000 Wissenschaftler nur mit Grundlagen- und angewandter Raumfahrtforschung, für die Entwicklung arbeiteten etwa 300.000 Wissenschaftler in den USA und 100.000 in der damaligen SU.
Eine Marsmission etwa könnte durch die hohen Anforderungen an Antriebs- und Sicherheitstechnik, Lebenserhaltungssysteme, exobiologische Forschung usw. einen ähnlichen technologischen Motivationsschub freisetzen wie seinerzeit Apollo. Der Aufbruch zum Mars würde die Wirtschaft beleben und die Kosten mehr als aufwiegen, ganz zu schweigen von der Bedeutung für unsere Zivilisation, wenn ein Mensch erstmals seinen Fuß auf einen anderen Planeten setzt... Hoimar v. Dithfurt attestierte seinerzeit der Apollo 8-Mission eine begrenzte "Erlebnisfähigkeit", die nicht auf der Erde stattfand; die aus 300.000km kaum noch groß genug wirkte, um die Fernsehbildschirme auszufüllen. Apollo 8 war so besonders, weil die 3 Astronauten die Erde und damit alle Menschen hinter sich ließen - sie waren in vollkommener Isolation. Die auf der Erde Zurückgebliebenen sahen und hörten sie zwar, aber haben nicht miterlebt, nicht mitgefühlt, was es bedeutet, eine solche Reise zu machen, da sich die Apollo8-Astronauten als (mit-)erlebnisunfähig erwiesen. Ihnen selbst war von diesem besonderen Erlebnis nichts anzumerken, da sie nicht ausgewählt wurden, um zu erleben und zu begeistern - dafür hätte es wohl Künstler gebraucht - sondern um zu funktionieren, unfähig, Angst zu haben; der komplizierten Maschinerie eingefügte Roboter aus Fleisch und Blut. Nicht nur die Mondfahrer wurden so um das Erlebte ihrer Reise betrogen, sondern unerwarteter weise wir alle. Die Genesis-Vorlesungen aus der Bibel haben dem Unternehmen künstlich jenen Charakter des Besonderen verleihen müssen, den es eigentlich automatisch hätte haben müssen. Vielleicht ist die Erklärung die, dass sie sich jenseits unserer Vorstellungskraft befunden haben? Denn der Ort, an dem sie sich temporär aufhielten, liegt noch heute (auch 2013) außerhalb des unseren Erleben zugänglichen Bereiches - und gerade dann wäre die seltsame Blässe des Eindrucks der sicherste Hinweis auf die wahre Bedeutung des Geschehens, nämlich dass sich unsere Vorstellungskraft um den Bereich des Fluges erweitern wird - das ist die eigentliche Bedeutung von Apollo, überhaupt von der bemannten Raumfahrt.
Heute - über 40 Jahre später fällt der erste Teil der Kritik wohl etwas milder aus, denn sie entstand ausschließlich unter dem Eindruck einer einzigen Mondumkreisung. Mit Apollo 9-17 fanden 9 weitere Umkreisungen und Landungen statt, so dass sich die Astronauten und Daheimgebliebenen zumindest etwas daran gewöhnen konnten. Außerdem haben die Mondreisenden so gut wie es eben geht versucht, ihren Gefühle usw. in zahlreichen Interviews usw. Ausdruck zu verleihen und ganz sicher haben sie sich untereinander ausgetauscht, so dass v. Dithfurts Kritik teilweise überflüssig sein sollte. Im Zweifelsfall hilft nur eins: sich selbst dorthin begeben...
Dadurch, dass die Weltraumerforschung dermaßen teuer ist (jedenfalls im Prä-Nanotechnologischen-Zeitalter), ist sie nur in internationaler Kooperation möglich und durch diese zunehmende Verflechtung der Nationen sinkt die Terror- und Kriegsgefahr; die gemeinsame Arbeit an einer Aufgabe (etwa ISS) führt zu einem Weltbürgerbewusstsein und ist ein Schritt hin zum Weltfrieden; das könnte der Anfang für die gemeinsame Lösung der großen Menschheitsprobleme sein. Die gemeinsame Erforschung unseres Ursprungs und unserer Bestimmung kann ebenso ein Bindeglied sein; diese (transutilitäre) Mission erhält durch die Weltraumforschung neue Akzente und Aktualität. Durch die Raumfahrt wird es möglich, politische, religiöse und soziale Differenzen beizulegen. Da die Raumfahrt ganz spezielle Anforderungen hat, entstehen sehr viele wissenschaftlich-technische Ergebnisse als "Abfallprodukte" der erforderlichen Forschungs- und Entwicklungsarbeit. So erforderte zum Beispiel das Apollo-Saturn-Programm völlig neue Methoden der Planung, Koordinierung und Steuerung von Abläufen, also des Managements. Das gilt - in einem noch größeren Rahmen - für die ISS und wird sich für darauffolgende Projekte noch verstärken: Rückkehr zum Mond, Landung von Menschen auf dem Mars und anderen Welten und dereinst beim interplanetaren Verkehr von Forschern, Touristen usw. Möglicherweise bricht das Interesse an der Raumfahrt innerhalb der nächsten Jahrzehnte zusammen, weil die Menschheit den Sinn ihrer Bemühungen nicht beatworten kann? Doch nach Wernher von Braun ist Weltraumfahrt ein Vorhaben, das die Erde zum Absprungplatz zu anderen Himmelskörpern macht und ihrer Natur nach ein internationales Vorhaben ist. Sie beschwört eine Revolution in der Perspektive, die es für alle Zeiten klarmacht, dass die Erde zu klein für den Bruderkrieg geworden ist und dass die Zeit für große Aufgaben gekommen ist, bei denen wir Menschen unseren Blick gemeinsam hinauslenken müssen in das unendlich große und unendlich herausfordernde Weltall.
Wissensvermehrung, materielle Vorteile und die Besiedlung anderer Welten rechtfertigen es, Astronautenleben zu riskieren und Unsummen dafür auszugeben, dass wir über die Grenzen unseres Heimatplaneten hinausgelangen. Zum Beispiel werden Mondobservatorien Unmengen astronomischer Daten liefern, durch Raumfahrt lassen sich auf anderen Planeten Fragen zur Urgeschichte des Sonnensystems klären und die Frage, ob es etwa auf dem Mars Leben gibt oder früher gab. Die Folgen, die die Entdeckung von Leben - unabhängig vom Entstehen auf der Erde - hat, werden enorm sein und unsere Kultur stark verändern. Die Motivation ergibt sich auch aus wissenschaftlichen Gründen, weil der Weltraum zum einen selbst und weiterhin sein Inhalt - Materie und Felder - ein Forschungsgebiet sind. Man könnte sich auch mit der Erde beschäftigen und sie mit anderen Planeten vergleichen. Unsere Sonne ließe sich detailliert untersuchen, um damit den Großteil der Fixsterne zu verstehen. Planetoiden und Kometen könnten Aufschluss über die Urgeschichte, über Entstehung und Entwicklung unseres Planetensystems geben, da alle Himmelskörper der Beobachtung und dem Experiment vor Ort zugänglich werden.
Astronomie und Astrophysik werden sich unglaublich entwickeln, unter anderem durch Weltraumteleskope und Raumsonden. Nachrichten-, Wetter-, Fernsehsatelliten usw. sind für die Wirtschaft interessant. Durch sie wird die Welt zum sprichwörtlichen Dorf. Satelliten helfen, das irdische Kommunikationsproblem zu lösen. Jeder Mensch hat (prinzipiell) Zugriff zur globalen Kunst und Literatur. Satelliten und Internet - was für eine Kombination; Großrechner können zusammengeschaltet werden. Sie können Telepräsenz ermöglichen und dadurch die Umwelt entlasten. Satelliten können die Auswirkungen von Katastrophen verringern. Werden sie die Weltsprache mitentscheiden? Gemeinsame, internationale Raumfahrtmissionen - auch, um Kosten auf mehrere Länder zu verteilen - bauen Spannungen ab und tragen zur Völkerverständigung bei; Länder, die gemeinsam zum Beispiel an einer Raumstation arbeiten, führen keine Kriege gegeneinander. Durch moderne Nachrichtentechnik, Transportmethoden usw. wird die Welt immer vernetzter und damit zu einer Einheit (Stichwort "Globalisierung").
Da Raumfahrt friedensschaffend wirkt, können die Militärausgaben verringert werden; durch deren Abbau würde ein enormes industrielles, technisches und wissenschaftliches Potenzial freigesetzt, das der Raumfahrt äußerst gut tun und ihre Entwicklung sehr beschleunigen würde - etwa um einige Jahrzehnte. Ein ernsthaftes