Anna Sydney

Verfluchte Freiheit


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sie ungeduldig. Konzentriert öffnete er die kleinen Knöpfe ihrer Bluse. Vor Lust hätte er sie am liebsten aufgerissen, aber sie hatte sicher keine Wäsche zum Wechseln dabei. Begehrlich öffnete er seine Jeans und zog ungeduldig ein Kondom aus der Hosentasche. Eve lächelte ihn dankbar an. Er spürte ihren Herzschlag, der außergewöhnlich schnell und energisch schlug und seinen Puls, der bis in die Schläfen pochte.

      Die Jungs waren ihnen gefolgt und beobachteten alles – zumindest so lange, bis die Scheiben von innen angelaufen waren. Valentin konnte ihre Augen erkennen, wie sie durch die Scheiben gierten, doch das turnte ihn noch mehr an. Eve war wirklich leicht zum Sex zu überreden. Behutsam drang er in sie ein. Ihr Rhythmus und der Takt der Musik spielten sich aufeinander ein, und er war von den Blicken und der Vorstellung, dass seine Kumpels ihm beim Liebesakt zusahen, wie berauscht. Eve stöhnte auf und krallte ihre langen roten Fingernägeln in seinen Rücken. Er fühlte keinen Schmerz, es fühlte sich gut an; rhythmisch bewegte er sich, bis sie beide laut aufstöhnten.

      Dann zog er sich aus ihr heraus. Wortlos suchten sie ihre Kleider. Valentins Knie schmerzte, da er es an der Handbremse gerieben hatte. Nachdem Eve sich angezogen und ihren Gutschein in die Handtasche gepackt hatte, stiegen sie aus und gingen zurück in die Partyscheune. Während sie liefen, streckte sie sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich glaube, ich habe mich ein bisschen in dich verliebt.“

      Er lächelte verwundert zurück und dachte: Das mit Eve war wirklich ein Kinderspiel, aber von Liebe habe ich nicht gesprochen.

      Die Tür war ein Spalt weit geöffnet; laute Musik und verbrauchte, rauchige Luft strömte ihnen entgegen. Die Party war in vollem Gange. Die Jugendlichen kifften, tanzten und amüsierten sich. Die vier Freunde grinsten Valentin an, und er nickte ihnen zu, um zu bestätigen, dass er seinen Teil der Wette erfüllt hatte.

      Freddy füllte Eve dann mit harten Sachen ab und zog sie hinter sich her in die Toilette. In diesem Moment tat sie Valentin leid und einen Moment bereute er es, an der Wette teilgenommen zu haben. Als sie wiederkamen, sah Eve erbärmlich aus: Ihr roter Lippenstift und ihre Wimperntusche waren verschmiert und ihr Minirock verrutscht. Um das ungute Gefühl abzuschütteln, nahm er sie entschlossen an die Hand und sagte: „Ich bringe Eve jetzt nach Hause.“

      Doch die drei Freunde versperrten ihm grinsend den Weg.

      „Das können wir erledigen! Wir bringen sie schon nach Hause.“

      Robert nahm ihre Hand, flößte ihr noch einen Jack Daniels ein, und zu viert verließen sie die Scheune.

      Keiner hatte später irgendwelche Beweise dafür, was er mit Eve gemacht oder nicht gemacht hatte. Außer Valentin: Bei ihm hatten alle zugesehen, wie er es Eve im Auto besorgt hatte. Aber die Wette wurde als gewonnen betrachtet. Freddy musste seinen Wetteinsatz einlösen, und die Freunde sorgten dafür, dass es ein teurer Spaß für ihn wurde.

      Am folgenden Wochenende rief Eve erwartungsvoll bei Valentin an.

      „Valentin, ich wollte noch einmal nachfragen, wegen dem Krimiessen, das du mir für das Wochenende geschenkt hast. Es ist ja für zwei Personen, und da dachte ich, wir lösen den Gutschein zusammen ein.“

      Valentin wollte unter diesen Umständen auf keinen Fall mit Eve dorthin gehen. Wenn ihn einer der Kommilitonen erkannte, wäre er dem Gespött ausgeliefert. Der Vorfall mit Eve sprach sich wie ein Lauffeuer an der Uni herum. Er hustete, um Zeit zu gewinnen. Dann erwiderte er besorgt: „Ja, Eve, das dachte ich auch. Leider ist mir was dazwischen gekommen. Du findest bestimmt jemanden, der gerne mit dir da hingeht.“

      „Das ist aber schade. Ich habe mich schon so darauf gefreut, und auch auf dich!“

      Valentin hörte Enttäuschung in ihrer Stimme. „Sorry, Eve, ist echt schade, aber es kommt wieder mal eine Gelegenheit. Also, dann viel Spaß beim Krimidinner!“ Schnell beendete er das Gespräch und trank sein Glas Wein aus.

      Als er mit Freddy den Irish Pub erreichte, waren Robert und André schon fast betrunken. Die Liveband heizte den Gästen ein, und die Stimmung war großartig. Sie bestellten Whisky. Mit geschultem Blick sah Freddy sofort die hübschen Mädchen am Nachbartisch und grinste.

      „Hey, Valentin, wenn ich eine von den beiden abschleppe, zahlst du die Zeche, okay?“

      „Aber nur, wenn du mir eine abgibst!“

      Freddy lachte, nahm sein Glas und gesellte sich zu den hübschen Damen am Nachbartisch. Es dauerte eine Weile, bis er mit den Mädchen zu ihnen an den Tisch kam. Nach ein paar Runden Whisky übernahm Valentin die Rechnung, und sie verließen zu viert den Pub.

      Ein leichter Wind wehte durch die Straßen, und Freddy musste in einen Hauseingang treten, um einen Joint zu drehen und ihn durch die Runde ziehen zu lassen. Freddy drehte die besten Joints, auch wenn sie manchmal eine ungewöhnliche Form aufwiesen. Vermutlich hatten die Mädels noch nie vorher Gras geraucht, denn als sie daran zogen, mussten sie furchtbar husten. Nach einer Weile lachten und gluckerten sie wie aufgehetzte Hühner. Die Blonde bekam einen Verfolgungswahn. Sie sagte ständig: „Die Bullen verfolgen uns, die Bullen verfolgen uns, passt auf, das sind die Bullen, ich hab sie gesehen, sie sind direkt hinter uns! Die Bullen haben die Verfolgung aufgenommen! Wartet nur, wenn sie kommen, dann schießen sie, die Bullen!“ Dabei lachte sie laut.

      Valentin versuchte sie zu beruhigen. Im schwachen Licht der Abenddämmerung waren die Mädchen fast unsichtbar, während sie kichernd auf das Taxi warteten, das Valentin bestellt hatte. Als es kam, stiegen sie ein. Nach höchstens fünf Minuten Fahrt rief die Braut von Freddy zu dem Taxifahrer: „Halt mal an!“

      Der Taxifahrer fuhr rechts an den Straßenrand. Er dachte, die Frau wäre betrunken und sagte: „Kotz mir nicht das Auto voll, sonst nehme ich euch einen Zwanziger für die Reinigung des Fahrzeugs ab!“

      Das Mädchen erwiderte gereizt: „Ich kotze nicht, ich kann fliegen!“

      Der Fahrer lachte spöttisch. Sie stieg aus dem Taxi und vergaß, die Wagentür zu schließen. Ein leichter Luftstoß drang in das Wageninnere; der Taxifahrer fluchte. Sie stellte sich an den Straßenrand; alle sahen ihr aus dem Auto dabei zu. Bedächtig breitete sie die Arme aus, als wären es Flügel. Dann machte sie einen Schritt nach vorn und fiel geradewegs in den Straßengraben.

      Schnell stiegen Valentin und Freddy aus, hoben sie aus dem matschigen Graben und setzten sie wieder zurück in das Taxi. Sie jammerte: „Meine Kleider sind schmutzig, oh, mein schönes Täschchen ist gerissen, der Trageriemen ist ab! Aber ihr habt gesehen, wie ich fliegen kann!“

      „Ja“, erwiderte Freddy ironisch, „wir haben gesehen, wie du in den Straßengraben fliegen kannst.“

      Die Blonde meldete sich wieder zu Wort und sagte ebenso eintönig wie vorher: „Die Bullen verfolgen uns, die Bullen verfolgen uns, passt auf, das sind die Bullen, die uns verfolgen! Lasst uns abhauen, bevor sie uns erwischen!“

      Freddy ging das Gejammer auf die Nerven. „Du hast eine Paranoia, Mädchen, sonst nix!“

      „Hab ich eben nicht, das sind echt die Bullen, sie verfolgen uns! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!“

      Sie hatten dann einen netten Abend mit den beiden Damen, auch wenn sie komplett zugedröhnt waren. Am nächsten Morgen bestellten sie ein Taxi, bezahlten es im Voraus und setzten die Frauen hinein.

      Den Rest der Semesterferien verbrachten sie mit dem, was sie am besten konnten: Saufen, zocken, schlafen, kiffen. Außerdem liefen diverse Wetten um, wer übers Wochenende den Mädels beim Sex die meiste Wäsche abnahm oder mit wie vielen Mädchen er an einem Abend Sex haben konnte. Valentin hatte schon eine ganze Truhe voll mit liebreizenden, hauchfeinen Dessous.

      Er war wieder mal spät dran. Eilig verließ er das Haus und fuhr zu Freddys Scheunenparty. Er war noch etwa hundert Meter entfernt, da versperrte ein Laster den Weg. Der Gegenverkehr ließ ein Vorbeikommen nicht zu. Nach ein paar Minuten wurde er unruhig. Er hupte, stieß Schimpfwörter aus und gestikulierte. Unerwartet klopfte es an seine Scheibe. Unwillkürlich drehte er den Kopf zur Seite und sah einen Polizisten. Verärgert ließ er die Scheibe herunter.

      „Weshalb