Fritz Gustavo Allewelt

Abgefahren ...aus dem Rahmen gefallen


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ich ja nicht, dachte ich, wie sollte der eine Schneidezahn, der ihren Unterkiefer zierte, die Haselnuss zerkleinern? Was machte ich mir Oma‘s Gedanken, sie hatte ihre Methode.

      Die Helfer:

      Am nächsten Morgen gegen zehn Uhr kamen sie, die italienischen, neugierigen und die Spannung kaum aushaltenden, liebenswürdigen Nervensägen. Siebzehn an der Zahl!

      „Ciao Pilota, hier sind wir, wie können wir helfen? Sage es uns!“

      „Ich muss mir den Strand ansehen und die beste Stelle suchen, an der wir den Flieger aufbauen und ins Wasser schieben können, Freunde.“

      Zusammen gingen wir an den mit Badegästen und Sonnenanbetern gut gefüllten Strand.

      „Das wird nichts, Antonio, es sind zu viele Menschen am Strand, wir haben keinen Platz zum Aufbauen.“

      „Oh, doch, doch, Pilota, alle wissen Bescheid und gehen ein bisschen nach links und ein bisschen nach rechts, dann haben wir viel Platz.“

      Ich bekomme Telefon:

      „Du kannst mich auf dem Campingplatz nicht

      anrufen, Lucio, ich habe im Wohnmobil kein Telefon.“

      „Professore, der Pilota braucht ein Telefon!“ warf der Commandante mit einem leichten Unterton der Entrüstung ein.

      „Mein Freund Alfredo ist bei der Telecom Italia, der legt eine Leitung zum Wohnmobil“, schlug Luigi vor, als wäre das Telefon eine beschlossene Sache.

      „Wenn du einverstanden bist, Professore, sage ich ihm, dass eine Telefonleitung zum Wohnmobil gelegt werden muss.“

      „Ich bin einverstanden“, sagte der Professore und nickte mir wohlwollend zu.

      Auf Thunfischfang:

      „Buon giorno Pilota, buon giorno Gino“, betrat der Capitano Ginos Laden.

      Erstaunt schaute ich auf die Uhr, zehn Uhr!

      „Du brauchst nicht auf die Uhr zu gucken, Pilota“, sah er mich streng an, „ich bin zwar Italiener, aber auch Kapitän. Zwei Dinge gibt es, die ich als Kapitän absolut nicht dulde, Ungehorsam und Unpünktlichkeit!“

      Sein Anliegen war, dass ich mit dem Flieger die Thunfischschwärme aufspüren sollte.

      „Der Thunfisch jagt die Alice, die Sardelle, und der ganze Sardellenschwarm flüchtet nach oben an die Wasseroberfläche“, erklärte er, „dabei springen sie kurz aus dem Wasser.

      Wenn der Tonno die Alice jagt, brodelt dort das Meer, Pilota. Hoch über dem Meer fliegend kannst du das viel besser und früher sehen, als wir auf dem Schiff. Du bekommst ein Seefunkgerät mit ins Flugzeug und meldest uns den Schwarm“, beendete er seine Erläuterungen.

      „An dem Fangergebnis wirst du natürlich beteiligt, also was meinst du, Pilota?“

      Mafia?:

      Der Spaziergang mit Marianna und Lucio nach dem Essen, auf der Uferpromenade in der Nähe des Hafens, wurde jäh unterbrochen. Plötzlich eilten fünfzehn Gestalten auf uns zu und bildeten einen Kreis um uns. Sie trugen Trenchcoats. Mit dem Rücken zum Kreisinneren beobachteten sie mit ihren schwarzen Sonnenbrillen die Umgebung. Die Hände hatten sie in den Taschen der Trenchcoats bzw. unter diesen. Was sich da abzeichnete, waren keine Regenschirme! Lucio, Marianna, ich, sowie zwei weitere Personen standen im Inneren des Kreises. Ein Italiener stand Rücken an Rücken mit Lucio, während der andere vor ihm stand und ein Telefon reichte. Lucios Stimme wurde laut aber nicht hysterisch. In seinen Mundwinkeln bildete sich weißer Belag.

      Seeigel tun weh:

      Meine deutschen Landsleute von Gegenüber kamen aus Gießen und würden für vier Wochen

      meine „Nachbarn“ sein, verriet mir die Frau. Inzwischen duzten wir uns. Er hieß Hans Joachim, ohne Bindestrich. Darauf bestand er.

      „Du kannst Hajo zu mir sagen.“

      Seine Frau, Sylvia, hatte ein Auge auf mich geschmissen, hatte ich das Gefühl.

      Sie sah attraktiv aus, war gut gebaut und sich dessen bewusst. Die optischen Waffen einer Frau wusste sie gekonnt, ohne vulgär zu wirken, einzusetzen.

      Hajo, der sich überwiegend mit seinem Angelzeug, seiner Schnorchelausrüstung, dem Schlauchboot und seinem Springer Urvater mit Coca Cola beschäftigte, war damit voll ausgelastet.

       „Sag mal, Norbert, fragte er mich, „wo kann man am besten Schnorcheln und ein paar Fische für die Pfanne schießen?“

      Verabredung:

      1975, in der BRD wird das Volljährigkeitsalter von 21 Jahren auf 18 Jahre gesenkt.

      Der Hamburger Autobahn-Elbtunnel wird eröffnet. Erstmals gibt es weibliche Offiziere in der deutschen Bundeswehr. Die fünf Ärztinnen werden im Sanitätsdienst eingesetzt.

       Und im Januar 1975 gab ich folgende Anzeige in der Tauchsportzeitschrift „Delphin“ auf: „Beknackter Sporttaucher, sucht beknackten Sporttaucher für einen gemeinsamen Mittelmeer-

      Tauchurlaub.

      Bitte keine Schwimmbadprofis und Flachwassertaucher melden.“

      Marianna: „Hallo Norberto, träumst du“, flüsterte mir Marianna mit einer gutturalen Stimmlage ins Ohr, dass sich mein Nacken mit einer Gänsehaut überzog.

      „Komm, lass uns tanzen“, der Blick ihrer schwarzen Augen ging tief in mich hinein.

      „Ich war mal kurz auf Sizilien“, murmelte ich verzückt von ihrem Anblick und Geruch, während ich meine Hände um ihre Hüften und sie ihre Arme um meinen Nacken schlang.

      Wir tanzten in eine lange italienische Nacht.

      Das Abschiedsfest:

      Das Abschiedsfest auf der Piazza feierte ich ohne Alkohol, aber mit Marianna. Endlich konnte ich meine Dankeschön-Geschenke für die Telefonate, die meine Campingnachbarn kostenlos an dem für mich am Wohnmobil installierten Telefon führten, an den „Mann“ bringen.

      „Pass gut auf dich auf, Norberto und bitte komm gesund wieder“, beschwor Marianna mich.

      Imma schaute uns lächelnd nach, als wir Arm in Arm auf der diffus beleuchteten Promenade in die Dunkelheit eintauchten.

      Käpt’ns Dinner:

      Drei Stunden befand sich die Fähre auf der offenen

      See, als ein Besatzungsmitglied zu uns ans Wohnmobil kam. Er ließ mir Grüße vom Kapitän ausrichten und bat mich, ihm auf die Brücke zu folgen.

      „Hopp, Dina, du musst hierbleiben, Herrchen kommt gleich wieder“, ließ ich sie ins Wohnmobil springen.

      Auf der Brücke begrüßte mich der Kapitän, freundlich lächelnd, mit einem Handschlag.

      Seine Leute hätten ihm von dem Wohnmobil und der Fracht auf dem Trailer berichtet.

      Neugierig fragte er, was es für ein buntes Gerät mit dem Motor und dem Propeller sei.

      Ausführlich erklärte ich ihm alles, auch, dass ich in Italien damit geflogen sei. Er lud mich zum Essen auf der Brücke ein. Es gab Kotelett mit Pommes und Heineken-Bier.

      Serpentinenstopp:

      Vor der steilen, scharfen Kehre, die es zu bewältigen galt, stand ein Lastzug. Hinter den Rädern lagen Gesteinsbrocken, die als Bremskeile fungierten. Überholen war zu riskant, gleich vor dem Lastzug begann die steile, scharfe Kehre, die ich nicht einsehen konnte. Ich hielt unmittelbar hinter dem Lastzug an, legte den 1.Gang ein und zog die Handbremse an. Dann schnappte ich mir die zwei bereitliegenden Metallkeile, sprang aus dem Wagen und legte die Keile hinter die Reifen des Trailers.

      Der Fahrer des Lastzuges, der seine Panne mit griechischer Gelassenheit hinnahm, sagte mir, dass es drei Stunden dauern würde, bis er wieder flott wäre.

      Auf der Doppelhinterachse