riss sie die Tür zur Ahnengalerie auf. Da stand er. Er kehrte ihr den Rücken zu und schaute aus dem Fenster auf den Golfplatz hinunter. Mit einem lauten Knall warf sie die Tür in das Schloß und stapfte auf ihn zu. Mit geradezu unverschämter Lässigkeit drehte er sich um. Die Hände in den Taschen seiner hellbraunen Hose, der Kragen seines weißen Hemdes offen, die Kette mit dem goldenen Kreuz glitzerte an seinem Hals. Er sah so verdammt gut aus! Viel zu gut! Im Vergleich zu ihm wirkte Robert wie die lächerliche Karikatur eines Möchtegern-Gigolos. Diese Erkenntnis machte sie noch zorniger. Antonio musterte sie mit kühlem Blick, zog die linke Augenbraue nach oben und sagte:
„Ich bin es nicht gewöhnt, dass man mir hinterher schreit wie einem Domestiken. Was gibt es denn gar so Wichtiges?“
Das war mehr als sie verkraften konnte.
„Bist du verrückt geworden?“, fauchte sie ihn an und fuhr im gleichen Atemzug fort: „Gib es zu! Du hast Robert in diese lächerliche Lage gebracht. Was hast du dir dabei gedacht?“
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und erwiderte: „Ich habe nur diesen beiden geldgierigen Rechtsverdrehern gezeigt, was für ein armseliger Tropf dein Freund ist.“
Wutentbrannt schnaubte sie: „Robert ist kein armseliger Tropf. Warum interessiert er dich eigentlich? Und überhaupt: Wieso mischst du dich in mein Privatleben ein?“
„Ich habe ihn nicht eingeladen. Du hast ihn ja wohl hierher geschleppt.“
Mit einem Aufblitzen in seinen Augen fügte er hinzu: „Wenn ich es recht bedenke, bin ich eigentlich noch viel zu sanft mit ihm umgegangen. Du hast gehört, was er über meine Mutter gesagt hat und du hast ihn nicht zurecht gewiesen. Vermutlich haben dich seine leidenschaftlichen Umarmungen so blind gemacht, dass du nicht mehr klar denken kannst.“
„Was soll das? Du tauchst hier auf, drängst dich in mein Leben und schnüffelst mir hinterher! Robert hat sicher seine Schwächen, wie jeder andere auch. Aber er ist ein guter Freund!“ Und um ihm eins auszuwischen fügte sie noch hinzu: „Außerdem ist er ein aufmerksamer und leidenschaftlicher Liebhaber!“
Herausfordernd sah sie ihn an. Er betrachtete sie einen Augenblick nachdenklich und meinte dann:
„Er ist ein aufgeblasener, arroganter, selbstherrlicher Angeber. Weiter nichts. Das Einzige was ihn interessiert ist sein Vorteil. Er will diesen Besitz hier haben. Aber das wird ihm ebensowenig gelingen, wie Bernwald und all den anderen, die es im Laufe der Jahrhunderte versucht haben. Ich werde es zu verhindern wissen!“ Er kam auf sie zu und blieb einen Schritt vor ihr stehen.
Fast beschwörend sagte er zu ihr: „Teresa, bitte! Er ist nicht gut genug für dich. Meine niedrigsten Dienstboten habe ich besser behandelt, als er dich. Er benutzt dich und wenn er dich nicht mehr braucht, wird er dich ablegen wie ein altes Kleidungsstück. Wahrscheinlich würde er dich dem Nächstbesten anbieten, wenn es ihm Geld einbrächte!“
Ohne zu überlegen holte Teresa aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Das geht entschieden zu weit! Wie kannst du dir ein solches Urteil über ihn erlauben? Du kennst ihn ja gar nicht. Du bist das Gemeinste und Mieseste was mir in meinem Leben bisher begegnet ist. Hau ab, verschwinde ich will dich nicht mehr sehen!“, schrie sie ihn an.
Er holte tief Atem und stieß die Luft hörbar wieder aus. Auf seiner linken Wange konnte man deutlich die roten Striemen sehen, die ihre Finger hinterlassen hatten. Er sagte kein Wort. Ganz langsam verschwammen seine Umrisse und wurden schwächer und undeutlicher. Das Letzte was sie von ihm sehen konnte, waren seine braunen Augen, die sie mit einem mitleidigem Ausdruck anschauten. Dann lösten auch sie sich im Nichts auf. Antonio war verschwunden. Teresa machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Schloß ohne sich auch nur einmal umzublicken.
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