und das Kind könnte jeden Tag zur Welt kommen.
Außerdem ist es doch die kalte und lichtarme Jahreszeit, und von Nazareth nach Bethlehem geht es oft durch unwegsames Gelände.
Und woher würde auf diesem Weg die Familie immer genug zu essen bekommen?
Doch keine Bitte um Schonung der Frau hilft.
Ob krank, ob schwanger oder hoch betagt – wen interessiert von den Reichen und Mächtigen die Not der Armen?
Und wer kann sich in ihre Sorgen einfühlen?
Der Statthalter Roms hat es so befohlen, und deshalb muss sich die ganze Familie mitten in der kalten Zeit zu Fuß auf die beschwerliche Reise machen.
Josef und seine Söhne gehen zu Fuß, und Maria reitet auf dem Rücken eines Esels – durch Wälder und auf sandigen Pfaden, über Bäche und Hügel und auf steinigem Gelände.
Josef ist voller Fürsorge für Maria und das Kind in ihrem Leib.
Auch der treue Esel tut seinen Dienst – immer auf der Hut, dass er auf unwegsamem Gelände nicht den Halt verliert, damit er Maria und das Kind nicht gefährdet.
Niemand kann Maria die Ruhe geben und die Umgebung, die sie jetzt dringend gebraucht hätte. Außerdem fehlt es immer wieder an geeigneter Nahrung.
Manchmal nehmen sie Kräuter am Wegesrand zu sich. Oder sogar Wurzeln.
Diese sind wie kleine Geschenke.
Satt wird davon keiner.
Doch Josef und Maria halten sich in ihren Herzen fest an Gott, und sie vertrauen auf Seinen Schutz und Seine Hilfe, damit Er ihnen die Kraft für alles gibt, was dieser Tag und die Zukunft bringen mag.
Endlich, erschöpft und durchfroren, in Bethlehem angekommen, lassen sich Josef und seine Familie bei der Volkszählung in die Steuerlisten eintragen.
Danach sehnen sich alle nach einer warmen Unterkunft, um etwas zu schlafen und sich zu erholen.
Doch wer wird sie aufnehmen?
Die Familie geht von einer Herberge zur anderen und klopft an.
Doch eine hochschwangere Frau, und noch dazu bettelarm?
Und jeden Augenblick könnte das Kind zur Welt kommen?
Wer fühlt sich ein in die Menschen und in ihre Not, die nur um einen bescheidenen kleinen Schlafplatz für eine Nacht bitten?
Das bringt nur Probleme, so denkt sich der kaltherzige Mensch.
Und so kommt es dann: Von einem Quartier zum anderen werden sie abgewiesen.
Niemand möchte die arme Familie aufnehmen.
Josef und Maria, die Söhne Josefs und der tapfere Esel ziehen hilflos durch die Straße.
Maria spürt, wie sich das Kind in ihrem Körper bewegt und geboren werden möchte. Soll sie es nun etwa auf der Straße zur Welt bringen?
Und würde es nicht erfrieren in der großen Kälte ohne Dach über dem Kopf?
Maria fleht in ihrer Verzweiflung in ihrem Inneren zu Gott um Hilfe.
Die Dunkelheit bricht bereits herein, und als Josef ein weiteres Mal anklopft, öffnet eine ebenfalls arme Bauersfrau die Tür.
Sie sieht die Not der Familie und denkt sich: "Wenigstens in unserem Stall könnte ich sie unterbringen."
Und sie sagt: "Ein Zimmer habe ich nicht.
Aber einen brüchigen Stall.
Dort sind einige Tiere untergebracht.
Dort könnt ihr bleiben in der Nacht, wenn ihr das wollt!"
Der Stall ist in eine Felsenhöhle hineingebaut, und es ist eine besonders kalte Nacht.
An der Seite der Familie stehen ein Ochse, ein Pferd, ein Esel, ein Schaf, und auch eine Katze mit ihren Jungen.
Und einige Tauben sitzen im Stall oben auf einem Balken.
Doch ein Feuer darf die Familie dort nicht anzünden.
Nur die Körperwärme der Tiere strahlt den Menschen wenigstens ein klein wenig Wärme zu.
Die Tiere schauen die Menschen mit gütigen Augen an und heißen sie willkommen.
Maria und Josef sind dankbar und beten zu Gott: "Wenigstens ein Dach über den Kopf wird Dein Sohn haben."
Da beginnen bei Maria auch schon die Wehen.
Die junge Frau liegt mitten im Stroh für die Tiere, und sie hat starke Schmerzen.
Kein Arzt und keine Hebamme sind zur Stelle wie bei den reichen Frauen.
"Gott, Vater", so ringt Maria in ihrem Herzen, "in der Fremde und unter den einfachsten Verhältnissen, nicht einmal unter den Menschen, sondern unter den Tieren, kommt Dein Sohn auf diese Welt."
Dann fällt sie entkräftet ins Stroh.
Und die Söhne Josefs beginnen zu zweifeln, ob Maria die Nacht überhaupt überleben würde.
Sie zweifeln auch an dem, was Josef und Maria zu ihnen sagten und wer das Kind ist, das nun geboren wird.
"Diese Erbärmlichkeit!", so die Söhne Josephs.
"Wenn das etwas mit Gott zu tun haben soll, warum sorgt Gott dann nicht besser für Seinen Sohn und für Seine Eltern?"
Doch diese Geburt ist für die Welt ein Symbol.
Gott zeigt damit der Menschheit, dass die Tierwelt den Menschen achtet und ihm Unterschlupf gewährt; ganz anders als der reiche Mensch!
Es sind arme Menschen, die den Stall zur Verfügung stellten, wie auch Jesus später sagt:
"Nicht bei den Reichen werde ich Wohnung nehmen."
Und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf.
Noch in dieser Nacht bringt Maria Jesus mitten unter den Tieren zur Welt.
Die Tiere im Stall sind ruhig, und sie nehmen liebevoll Anteil am Leben der Menschen, den Gästen in ihrer kalten und halb zerfallenen Unterkunft.
Die Tiere leben in der Einheit mit dem großen Schöpfergeist und sie spüren, dass hier etwas Großes geschieht.
Der Stall in Bethlehem und die Geburt in der Fremde, weit weg vom irdischen Wohnort, bedeuten:
Jesus wird an keinem äußeren Ort dieser Erde eine Heimat haben, an dem Er sich zuhause fühlen kann.
Sie bedeuten aber auch: Gott ist überall! Im Tier, in der Natur, in der einfachsten Hütte!
Er wohnt nicht in goldenen Palästen und nicht in reich verzierten und geschmückten Tempeln und Kirchen, die von Menschenhand gebaut sind.
Sondern Er wohnt in einem Herzen, das von der Liebe zu Gott erfüllt ist.
Ein Tier weicht zur Seite und überlässt Maria seinen Futtertrog, damit sie das neugeborene Kind dort hineinlegen kann.
Das Tier geht dafür mit an die Krippe der anderen Tiere. Dieses Symbol bedeutet:
Die Tiere leben miteinander.
Nur der habgierige und ständig um sein Ich kreisende Mensch kümmert sich weder um Essen noch Unterkunft für seine Brüder und seine Schwestern.
Ganz in der Nähe ist auch das Quartier einiger Hirten mit ihren Schafen.
Naturverbundene Menschen