Hubert Boderke

Frauenbutter


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      Hubert Boderke

      Frauenbutter

      Ein zeitgeschichtlicher Liebesroman über eine starke Frau

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Danksagung

       Wengeln

       Die Hochzeit von Lina und Gustav

       Geburt von Tochter Maria

       Sohn Martin wird geboren

       Die Geburten von sieben weiteren Kindern

       Die Kinder werden erwachsen

       Martin und Hildegard

       Der politische Umbruch

       Der große Krieg

       Linas Enkel Robert in Wengeln

       Sohn Walter kämpft am Donbogen –Russland

       Sohn Willi vor Leningrad

       Das Kriegsende

       Linas und Gustavs Kinder bei Kriegsende

       Die Vertreibung aus Schlesien

       Anhang: Übersicht Linas Familie

       Impressum neobooks

      Danksagung

       Danke

      Mein Dank geht an meine Tochter, Claudia Witt, die mit Ausdauer und in vielen Gesprächen zum Gelingen dieses Buches beigetragen hat.

      Ihre Akribie war bewunderungswert.

      Hubert Boderke

       Vorwort

      Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Großfamilie während der letzten hundert Jahre in vier Generationen.

      Wie gewaltig veränderte sich in Deutschland während dieser Zeit die Geschichte und damit die Familien mit ihren Menschen. Gerade die letzten hundert Jahre waren für die deutsche Geschichte dramatisch. Viele Familien sind daran zerbrochen, oder in große Not geraten. Durch die beiden Weltkriege hat Deutschland viel junges Blut verloren.

      Alle hier beschriebenen Menschen haben tatsächlich gelebt, jedoch wurden wegen des Persönlichkeitsschutzes die Namen geändert. Die Orte der Handlungen entsprechen den Tatsachen. Dies ist ein Buch zum Nachdenken über unsere Zukunft.

      Der Verfasser

      Wengeln

      Ein kleiner Ort mit vier Bauernhöfen. Kein Hof war größer als 60 Morgen. Wengeln lag im Landkreis Lüben in Niederschlesien. Die Ausläufer der Lübener Heide merkte man auch hier noch, der Boden war leicht sandig.

      Außer Fichtenwäldchen mit ein paar Birken eingestreut fand man kaum eine andere Baumart. Das Gelände war leicht hügelig. Der Bauernhof lag an einer großen Waldlichtung. Die Felder verteilten sich nach Norden, Süden und Westen, zwei Kilometer von Wengeln entfernt floss ein kleiner Bach - die Dole -. Dieser Bach diente einer Wassermühle als Antriebskraft für eine Getreidemühle und bediente ein Holzsägewerk.

      Wengeln gehörte zum Dorf Jakobsdorf mit etwa 1200 Einwohnern. Außer einigen Geschäften für die tägliche Versorgung, dem Bürgermeisterhaus, einer Grundschule und einem kleinen Feuerwehrhaus, dem „Spritzenhaus“, wie es man nannte, war mitten im Ort noch eine Gastwirtschaft mit einem Tanzsaal. Dort wurde an den Feiertagen, wie zum Beispiel zum Erntedankfest, zum Tanz

      aufgespielt

      Die Menschen, die hier lebten, konnten allein von der Landwirtschaft nicht existieren. Sie fanden in der nahe gelegenen Ziegelei und der Eisengießerei in Kotzenau eine Arbeit.

      Die Hauptstraße, die durch Jakobsdorf von Kotzenau kommend durch den Ort führte, war eine Schotterstrasse. Der Abzweig nach Wengeln war ein Feldweg mit tiefen Furchen von den Ackerwagen, in der Mitte hatte sich ein kleiner Grünstreifen gebildet.

      Man schrieb das Jahr 1899. Die Familie Walter nannte einen der Höfe in Wengeln ihr Eigen.

      „Reich mir mal die Butter rüber“, bat Bauer Walter mürrisch seine Frau Martha.

      Vater Hermann, Mutter Martha und die beiden Töchter Magda, 25 Jahre, und Lina, 17 Jahre saßen beim Abendbrot. Das Vieh war versorgt. Es war Samstagabend. An dem großen blankgescheuerten Tisch in der Küche erhoben sich leicht die Jahresringe des Holzes vom vielen Scheuern des Tisches. In der Küche brannte eine Petroleumlampe, Steinöl nannte man das Petroleum in Schlesien. Elektrisches Licht gab es auf dem Bauernhof in Wengeln nicht.

      Hermann Walter war ein stämmiger, weißhaariger Mann. Sein Gesicht war zerfurcht von Wind und Wetter und den Sorgen. Seine Bewegungen waren langsam, er hatte Schmerzen. Der Bauer und Stellmacher war im 61. Jahr. Seine Haltung war trotz der 1,75 m Größe schon leicht gebeugt, auffallend waren seine schwieligen Hände.

      Die Stellmacheraufträge gingen sehr stark zurück. Die Zeiten waren für die Bauern nicht die Besten. Die Ernten auf dem sandigen Ackerboden brachten in den letzten Jahren nicht besonders viel ein. Es reichte gerade, um einigermaßen leben zu können.

      „Mich schmerzt das Reißen ganz furchtbar, ihr Mädels müsst endlich einen Mann auf den Hof holen, mir wird die Arbeit zu viel“. Magda sah nicht auf, sondern kaute an ihrer Brotschnitte. Magda war fast immer verschlossen und wollte von Männern nichts wissen. Außerdem, wie sollte sie einen Mann kennen lernen. Magda hatte eine stattliche Figur, brünette Haare und ein etwas derbes Gesicht. Sie war 25 Jahre alt und immer sehr ernst und verschlossen, weil es nach ihrer Meinung kaum etwas zu lachen gab. Beim Kirchgang am Sonntag ging man zu Fuß die etwa zwei Kilometer durch einen Waldweg nach Kriegheide. Aber Magda machte immer ein ernstes und verschlossenes Gesicht, so dass auch vor oder nach dem Gottesdienst kaum ein Mann sie ansprach.

      Ihre Schwester, Lina, war ganz das Gegenteil. Sie war einen halben Kopf kleiner als Magda, hatte blonde Haare, die zu einem langen Zopf geflochten wurden, den sie bei der Arbeit um den Kopf geknotet trug. Sie lachte über alles und jedes, ihre kastanienbraunen, lustigen Augen guckten voller Neugier und Bewunderung in die Welt. Sie war eine Frohnatur. Mit ihren knapp achtzehn Jahren war Lina noch sehr kindlich.