Michael Schenk

Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes


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      Rosshaarschweif und des grünen Umhangs, und kein wahrer Pferdelord hätte

      mit diesem Brauch gebrochen. Schweiß sickerte unter dem Stirnschutz des

      Mannes hervor, sammelte sich in seinem dunklen Bart und tropfte von dort

      auf den Boden. Der Schwertmann runzelte die Stirn, als ein anderer Arbeiter

      ihm einige kleinere Äste zeigte, sortierte einige von ihnen aus und hielt die

      anderen Guntram hin. Der alte Schmied führte die Holzstücke dicht vor seine

      Augen, runzelte ebenfalls die Stirn und seufzte leise.

      »Krumm und schief. Das taugt allenfalls für die Pfeile eines orkischen

      Spitzohrs. Sind ja für ihre schlampige Arbeit bekannt, die Bestien.« Guntram

      warf die meisten der Äste achtlos zu Boden und behielt nur drei zurück. »Die

      hier mögen brauchbare Pfeile abgeben.« Der Schmied grinste den Kämpfer

      zahnlos an. »Und wenn ich sie bearbeite, werden sie sogar ganz

      ausgezeichnete Pfeile abgeben.«

      Der Schwertmann blickte über Guntrams Schulter hinweg und sah nun

      Garodem. Grüßend legte er eine Hand an den Schwertgriff und schlug die

      andere zur Faust geballt an seine Brust. Guntram wandte sich um und

      blinzelte kurzsichtig. »Ah, nicht die Herrin Larwyn, oder? Nein, nicht die

      Herrin.« Guntram blinzelte erneut und grinste dann. »Ah, seid gegrüßt, Hoher

      Lord Garodem. Wir werden gute Lanzen und Pfeile bekommen, wirklich gute

      Pfeile und Lanzen.«

      Der Schmied nickte bekräftigend zu seinen Worten und hielt Garodem die

      Äste entgegen. Garodem betrachtete sie fachkundig und nickte. »Ich kenne

      die Fertigkeit deiner Hände, guter Herr Guntram. Du machst noch immer die

      besten Waffen und Rüstungen.«

      »Ah, das tue ich gewiss, Hoher Herr. Das tue ich gewiss.« Guntram wies

      auf einige der abgeschlagenen Äste. »Gut gewachsenes Holz, und es sind

      einige schöne gerade Stücke dabei. Der Schaft der Lanze muss dem Wuchs

      folgen, das macht ihn stabil. Eure Pferdelords werden gute Lanzen von mir

      bekommen. Hervorragende Schäfte und Spitzen. Und auch erstklassige

      Pfeile.« Guntram sah den Schwertmann neben sich grinsend an. »Der gute

      Herr Schwertmann wird dies bestätigen können, auch wenn ich nicht glaube,

      dass er ein Ziel mit dem Pfeil zu treffen vermag.«

      Der Schwertmann errötete ein wenig. »Macht Ihr nur gerade Pfeile, guter

      Herr Guntram, dann sorge ich dafür, dass sie ihr Ziel erreichen.«

      Garodem merkte, dass der alte Schmied eine Gelegenheit suchte, ein wenig

      zu streiten, und unterdrückte ein Lächeln. Er blickte den Schwertmann an.

      »Sagt, guter Herr Haronem, ich sah Spuren eines Wagens aus einer der

      anderen Marken.«

      Der Schwertmann Haronem nickte und wies nach links. »Der Händler

      Helderim kam mit einem solchen Wagen und einem Mann aus der Westmark.

      Sie sind dort vorne, direkt am Weg, mein Pferdefürst.«

      Garodem nickte dankend und schritt in die Richtung, in die sein

      Schwertmann gewiesen hatte. »Ich glaube nicht, dass Ihr mit dem Bogen

      trefft«, hörte er Guntrams Stimme hinter sich. »Aber vielleicht seid Ihr ja

      schnell genug, um viele Pfeile in Folge zu lösen, dann erhöhen sich Eure

      Chancen, zumindest mit einem von ihnen das Ziel zu erreichen.«

      »Ich vermag Euch allemal zu zeigen, wie schnell meine Finger ihr Ziel

      erreichen«, ertönte die gereizte Antwort Haronems. »Ihr solltet auf Eure drei

      letzten Zähne achten, guter Herr Guntram, sonst werdet Ihr mit ihnen kein

      Fleisch mehr reißen können.«

      Garodem lachte leise auf, während die Stimmen der beiden Streitenden

      verklangen, je näher er dem Waldweg kam. Der Pferdefürst erkannte die lang

      gestreckte Silhouette eines Frachtwagens zwischen den Bäumen nahe des

      Weges, und seine Stimmung verdüsterte sich wieder. Dies war eindeutig ein

      Fuhrwerk aus einer anderen Mark, das hier nichts verloren hatte. Er würde

      später unter vier Augen mit Haronem sprechen müssen, denn der

      Schwertmann hätte den Wagen gar nicht in den Wald hineinlassen dürfen.

      Das Gefährt mit den massigen Scheibenrädern wurde von sechs Pferden

      gezogen und war bereits hoch mit sorgfältig auf Maß gebrachten Stämmen

      beladen. Geschmiedete Ketten würden die Fracht während der Fahrt auf dem

      Fahrzeug halten. Der Fahrer saß auf dem schmalen Bock und nickte Garodem

      gelangweilt zu. Ein Fremder, der den Pferdefürsten wohl für einen der

      Stadtbewohner Eternas’ hielt, und so nickte ihm Garodem nur kurz zu, um

      sich dann den beiden Männern zuzuwenden, die hinten am Wagen standen

      und das aufgeladene Holz begutachteten.

      Den Fremden kannte Garodem nicht, es war offensichtlich der Händler aus

      der Westmark, von dem der Schwertmann gesprochen hatte, doch der andere

      Mann war unverkennbar Helderim, der wohl bekannteste Händler der

      Hochmark. Im Gegensatz zu seinem Weib Gunwyn wirkte Helderim eher

      klein und schmächtig, und seine Stimme klang stets ebenso besorgt, wie seine

      Gesten nervös wirkten. Helderim hielt eindeutig einen Kaufvertrag in der

      Hand, denn Garodem erkannte die zusammenklappbaren hölzernen Tafeln,

      die an den Innenseiten mit Wachs beschichtet waren. Die Händler machten

      auf ihnen ihre Eintragungen, indem sie Zeichen mit einem kleinen Stift in das

      Wachs ritzten und später ihr Siegel darunterpressten. Beide Vertragsparteien

      erhielten dann eine Seite des Dokuments, die ein getreues Duplikat der

      anderen war. Sie benutzten dafür nicht das teure steife Papier aus den Rinden

      der Bäume, denn sie waren sparsame Männer. Manche nannten sie sogar

      geizig, denn nach erfülltem Vertrag schmolzen sie das Wachs der Tafeln

      wieder ein, um es erneut nutzen zu können. Helderim sah Garodem näher

      treten und errötete ein wenig.

      »Mein Hoher Lord Garodem, dies ist der gute Herr Lispan aus der

      Westmark. Er interessiert sich für unser Holz, mein Hoher Lord.« Er sah den

      anderen Händler