Michael Schenk

Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes


Скачать книгу

      Der Fahrer blickte vom Bock herunter zu den Händlern. »Der Käfer sitzt

      unter der Borke, Ihr Herren. Wird nicht viel davon übrig bleiben, bis wir die

      Westmark erreicht haben.«

      Helderim schnaufte empört, und Garodem erkannte, dass der Fahrer seinen

      Händler gezielt unterstützte. Die beiden waren offensichtlich aufeinander

      eingespielt und versuchten auf diese Weise den Preis herunterzuhandeln.

      Helderim trat an einen der aufgeladenen Stämme heran und kratzte über die

      Rinde. »Da ist kein Käfer«, sagte er entschlossen.

      »Also ich habe einen gesehen«, versicherte der Fahrer.

      »Die Stämme sollten geschält sein«, stimmte der Händler der Westmark

      zu. »Das vertreibt den Käfer.«

      »Welche Käfer? Da sind keine Käfer.« Helderim klopfte gegen das Holz.

      »Hört Ihr den satten Klang? Massives Holz, keine Kriechgänge von Käfern.

      Bestes Holz der Hochmark.«

      Garodem hob die Hand und unterbrach die Männer. »Dies ist Holz der

      Hochmark auf einem Wagen der Westmark. Dem Handel nach gilt, dass die

      Hochmark Holz aus den anderen Marken bezieht, jedoch keines nach dort

      verkauft. Wer gab die Erlaubnis, dies zu tun?«

      »Die Hohe Dame Larwyn, Hoher Lord«, sagte Helderim hastig, der den

      Unmut in Garodems Stimme bemerkt hatte. »Ich, äh, erzählte der Herrin, wie

      neidvoll die anderen Marken auf die starken und leichten Räder unserer

      Hochmark blicken und dass diese nur taugen, wenn sie aus dem Holz der

      Gebirgsstämme gefertigt werden.«

      »So, die Hohe Dame Larwyn«, brummte Garodem. Dann würde er mit ihr

      wohl über diese Angelegenheit sprechen müssen. Sie wusste, dass er nicht die

      Absicht hatte, die wenigen Rohstoffe der Hochmark zu verschwenden, und

      die Lieferung von Holz in die holzreichen anderen Marken empfand er als

      eine ebensolche sinnlose Verschwendung. Der Handel mit dem Holz der

      Hochmark unterlag allein dem Pferdefürsten, und dies war allen Bewohnern

      der Mark bekannt. Helderim würde niemals riskieren, gegen sein Gebot zu

      verstoßen, also musste Larwyn ihm tatsächlich die Erlaubnis gegeben haben.

      »Es ist ein gutes Geschäft, mein Hoher Lord Garodem«, versicherte

      Helderim rasch. »Nur sehr wenig gutes Holz aus der Hochmark gegen sehr

      viel gutes Holz aus der Westmark.« Helderim schielte zu dem anderen

      Händler hinüber. »Nun, eher ganz passables Holz aus der Westmark. In jedem

      Fall ist es ein gutes Geschäft für die Westmark.«

      Garodem nickte zögernd. »Ja, sicher ein gutes Geschäft für beide Seiten.«

      Der Pferdefürst wandte sich ab, doch Helderim folgte ihm mit hastigen

      Schritten. »Mein Hoher Lord Garodem, da wäre noch eine Kleinigkeit, die ich

      mit Euch besprechen wollte. Es geht um meine Vergrößerungssteine. Ihr

      kennt doch meine Vergrößerungssteine, nicht wahr?«

      Wer in Eternas kannte Helderims Vergrößerungssteine nicht? Vor rund

      drei Jahren hatten die Orks des Schwarzen Lords das Volk der Zwerge

      überfallen und es zum Abbau von Schwarzkristall gezwungen. Zugleich hatte

      ein Grauer Zauberer, in Gestalt eines Händlers, die Hochmark aufgesucht und

      von den Schmieden Eternas’ kleine metallene Rahmen fertigen lassen. Der

      angebliche Händler hatte ein Musterstück mit einem eingearbeiteten

      Scheibchen Schwarzkristall mit sich geführt und behauptet, es sei ein im

      Reich der weißen Bäume begehrtes Schmuckstück. In Wirklichkeit hatte der

      Schwarze Lord versucht, damit seine tageslichtempfindlichen Orks vor dem

      grellen Licht der Sonne zu schützen und so ihre Schlagkraft zu erhöhen.

      Garodems Pferdelords und die tapferen Axtschläger des Zwergenvolkes

      hatten den Plan der dunklen Mächte zunichtegemacht, und von dem ganzen

      Spuk waren nur die unzähligen kleinen Metallrahmen übrig geblieben, die die

      Schmiede Eternas’ gefertigt hatten und für welche die Bestien keine

      Verwendung mehr gefunden hatten. Doch dann hatte Helderim durch Zufall

      bei einer Näherin gesehen, wie sie einen Bergkristall benutzte, um die feinen

      Nähte der Gewänder besser erkennen zu können. Geschäftstüchtig, wie es

      seinem Wesen entsprach, hatte der gute Helderim erkannt, dass man solche

      Bergkristalle in die metallenen Rahmen einpassen konnte und dass es einen

      hohen Bedarf an solchen Instrumenten gab, mit denen man kleine Dinge

      etwas größer sehen konnte. So waren Helderims Vergrößerungssteine

      entstanden. Selbst Garodem nutzte gelegentlich einen von ihnen, denn die

      Zeichen in den Schriften schienen ihm im Laufe der Jahre immer weiter

      einzuschrumpfen.

      »Was ist mit Euren Vergrößerungssteinen, guter Herr Helderim?«

      »Oh, es ist alles in Ordnung mit ihnen, mein Hoher Lord, alles in

      Ordnung«, erwiderte Helderim rasch. Er trippelte aufgeregt neben Garodem

      her und schien nicht recht zu wissen, in welcher Hand er die Vertragstafeln

      nun halten sollte. »Die Menschen wissen sie zu schätzen, ja, das tun sie.

      Selbst meine teure Gunwyn, mein gutes Eheweib, weiß sie zu nutzen.

      Helderim, mein Guter und Bester, so sagt sie mir immer, Helderim, mein

      Guter und Bester, deine Vergrößerungssteine sind ein wahrer Segen für die

      Augen, du solltest sie auch anderen Menschen zugänglich machen. Ja, das

      sagt sie, meine teure Gunwyn.«

      Garodem erkannte sofort, worauf der Händler hinauswollte. »Ihr möchtet

      sie auch in den anderen Marken vertreiben, guter Herr Helderim?«

      Helderim lächelte unsicher. »Nun, der Handel unterliegt Eurer schützenden

      Hand, Garodem, mein Hoher Lord.«

      »Das tut er«, bestätigte Garodem und blickte missmutig zu dem beladenen

      Frachtwagen der Westmark zurück. »Und nun wollt Ihr, dass ich Euch den

      Handel mit den Vergrößerungssteinen gestatte?«

      Helderim breitete ehrerbietig die Arme aus. »Es würde den Ruhm der

      Hochmark