Paul Gustav Kretschmar

Jagdabenteuer auf drei Kontinenten


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erleben durfte. Lernen Sie die phänomenalen Fähigkeiten der San-Buschmänner aus Botswana kennen, erkunden Sie mit mir die schottischen Highlands, die Dünen Dänemarks sowie das aragonische Hochland und pirschen Sie mit mir auf Coues Deer, Schwarzbär und auf Razorbacks in den USA.

      Viel Freude beim Lesen wünscht

      Paul Kretschmar

      München, im Oktober 2016

      * * *

      I. Afrika: Jagen mit Buschmännern in der Kalahari- Wüste Botswanas

       Jagen mit Buschmännern in der Kalahari- Wüste Botswanas

      Hinter einem dornigen Akazienstrauch finden wir ausreichend Deckung. Langsam richte ich mich auf. Unser Guide Riaan hebt sein Leica-Glas an die Augen, und gibt einen leisen Pfiff von sich. Langsam hebe ich die 7mm Rem. Mag. und mache mich zum Schuss auf den Gnubullen bereit, den wir die letzte halbe Stunde über angepirscht haben. Doch was ist das? Ein Blick durch das Zielfernrohr lässt einen majestätischen Elandbullen im Fadenkreuz erscheinen, der sich in den Schatten eines Dornenbusches eingeschoben hat ... Doch der Reihe nach.

       Auftakt

      Der sibirischen Kaltfront mit Temperaturen von Minus 17 Grad Celsius sowie einem drohenden Streik der Frankfurter Fluglotsen in letzter Minute entflohen, lande ich wohlbehalten auf dem O.R.-Tambo-Flughafen in Johannesburg. Bei sommerlichen 35 Grad Celsius empfängt mich mein Bruder Chris, den ich seit über 3 Monaten nicht gesehen hatte. Eine gemeinsame Jagdreise nach Botswana, das sollte das jagdliche Highlight seiner Weltreise mit Stationen in Brasilien, Argentinien, China und Indien sein.

      Mit dem zur WM 2010 neu gebauten Schnellzug „Gautrain“ geht es in den Johannesburger Vorort Sandton, wo wir unser Hotelzimmer im 15. Stock beziehen. Abends treffen wir uns mit dem südafrikanischen Jagdfreund meines Bruders, dem erfahrenen Professional Hunter (PH) Kevin Schwartz, der uns herzlich empfängt. Bei einem saftigen 300g-Filet-Steak und kühlem Windhoek-Bier erzählt er uns spannende Geschichten von der Büffeljagd, sowie von der ausufernden Wilderei auf die letzten Nashörner Südafrikas. Über 400 Nashörner sind allein im letzten Jahr in Südafrika von organisierten Banden gewildert worden. Damit hat die Wilderei auf die Dickhäuter einen traurigen Rekord erreicht. Die südafrikanischen Behörden setzen mittlerweile bei der Bekämpfung der Nashornwilderei auch das Militär ein, bisher leider ziemlich erfolglos.

       This is Africa

      Am nächsten Morgen reißt uns der Wecker um 5:00 Uhr aus dem Schlaf, wir dürfen ja unseren Anschlussflug mit der Air Botsuana nach Maun nicht verpassen. Laut Flugplan im Internet ist der Flieger pünktlich. Am Flughafen erwartet uns allerdings eine Überraschung. Der Flug ist abgesagt, und das ohne vorherige Ankündigung. Alles Kopfschütteln und Schulterzucken nützt nichts. Wie sagt man doch so schön - „TIA - this is Africa“. Wenigstens werden wir nach kurzem Palaver auf den Nachmittagsflug umgebucht. Mit weiterer Verspätung hebt die kleine British Aerospace BAe 146 dann doch noch ab - es geht in Richtung Maun, quer über die Kalahari-Wüste.

      Botswana ist mit annähernd 600.000 km² etwas größer als Frankreich. Die Kalahari-Wüste macht über 80 % des Landes aus, und mit weniger als zwei Millionen Einwohnern ist Botswana daher eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. Die Kalahari besteht vorwiegend aus Dorn- und Grassavanne, durchzogen von Salzpfannen, in der sich während der Regenzeit im Sommer große Seen bilden. Im Nordwesten des Landes befindet sich das berühmte Okavango- Delta mit seiner einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt.

      Der Februar ist eigentlich keine typische Reise- bzw. Jagdzeit in Botswana, denn die Temperaturen von über 35 Grad Celsius und die hohe Luftfeuchtigkeit sind nicht jedermanns Sache. Auf der anderen Seite ist die Landschaft jetzt wunderbar grün und saftig. Und körperlich anstrengende Jagd hat uns noch nie geschreckt....

      Das Flughafengebäude des „International Airport“ in Maun ist, gelinde gesagt, übersichtlich. Es beherbergt auf ca. 60 qm den Check-in-Schalter, die Pass- und Sicherheitskontrolle, Gepäckabfertigung und Wartehalle. Die Koffer werden per pedes in die Flughafenhalle gebracht. Unser Jagdführer, Riaan, ein junger Botswaner, empfängt uns, und mit einem Land-Cruiser machen wir uns auf den dreistündigen Weg zum Jagdgebiet. Die Straße führt schnurgeradeaus und ist vereinzelt von Schlaglöchern durchsetzt. Immer wieder müssen wir bremsen und ausweichen, weil entweder Einheimische gemächlich auf der Straße schlendern oder aber Wildesel die geteerte Piste als Teil ihres Territoriums sehen. Schier sintflutartige Wassermassen aus Angola haben vor einigen Monaten sämtliche Brücken über den Okavango zum Einsturz gebracht, die nunmehr durch Schotterpisten behelfsmäßig ausgebessert sind.

       Das Camp

      Unser Jagdcamp liegt inmitten der Kalahari, einige Kilometer nördlich der kleinen Siedlung Ghanzi. Bereits auf der Fahrt zeigt sich deutlich, dass die Kalahari keine Wüste im eigentlichen Sinne ist, sondern eine von zahlreichen Büschen und Bäumen durchsetzte Steppenlandschaft, die jetzt im Februar im herrlichsten Grün leuchtet. Die Kalahari ist zugleich Hauptsiedlungsgebiet der San-Buschmänner. Die San gelten als die ersten Bewohner Afrikas und bilden nach Meinung von Experten sogar die Wurzel des menschlichen Stammbaums. Die San sind ausgezeichnete Fährtenleser, weshalb sie bei Berufsjägern im südlichen Afrika als „Tracker“ sehr begehrt sind. Riaan erwähnt, dass wir das große Glück haben werden, mit ausgezeichneten Fährtenlesern vom Stamme der Naro zu jagen. Die urtümlich anmutende Sprache der Naro beinhaltet allein 7 verschiedene Klicklaute.

      Es ist eher ungewöhnlich, dass Nicht-Farbige der Naro-Sprache mächtig sind, denn normalerweise wird diese Sprache nur innerhalb des eigenen Stammes weitergegeben. Doch unser Jagdführer Riaan hat als Kind seine Schulferien regelmäßig in Botsuana auf der Farm seiner Eltern verbracht. Dort lernte er sowohl die Jagdgebräuche als auch die Sprache der auf der Farm angestellten Naro. Mittlerweile spricht er fließend Naro, was für eine reibungslose Kommunikation zwischen Fährtenlesern und Jagdführer sorgt und uns als Jagdgästen zugutekommt.

      Mein Bruder und ich beziehen unsere gemauerten, reetgedecken Chalais mit eigenem Bad. Das Camp wurde vor ca. 20 Jahren von dem Jagdveranstalter Clive selbst erbaut und liebevoll ausgestattet. Zum Camp gehört eine Wasserstelle, die sich hervorragend für Tierbeobachtungen eignet und die von einer Flußpferdfamilie bewohnt ist. Das Gebiet, auf dem wir jagen werden, umfasst 120.000 Hektar unberührter Wildnis. Dies entspricht etwa der Hälfte der Fläche des Saarlands.

      Der Himmel färbt sich feuerrot und die Hitze des Tages lässt langsam nach. Am Lagerfeuer entspannen wir bei einem kühlen Drink, gemixt von dem Barmann Johnson, der ebenfalls zum Stamme der Naro gehört. Riaan berichtet, dass in letzter Zeit die Fährten einer starken Leopardin in Campnähe gesichtet wurden. Unwillkürlich sehe ich mich um: der Gedanke, dass eine Leopardin nachts durch unser Camp schleichen könnte, behagt mir nicht wirklich...

      Trotz der ungewohnten nächtlichen Geräusche der Kalahari-Bewohner falle ich schnell in einen tiefen Schlaf, gelegentlich unterbrochen vom Grunzen der Hippos, die ganz in der Nähe meiner Behausung äsen.

       Diana lächelt

      Ein Weckteam, bestehend aus zwei Naro-Frauen, weckt uns mit lautem Trara um 5.00 Uhr. Ich genieße den kühlen nächtlichen Luftzug auf der Terrasse meines Chalais. Mit meinem handlichen 8 X 32-Glas beobachte ich beim ersten Licht drei Wasserböcke beim Äsen. Hier gibt es kein Handynetz, Entspannung pur. Handtellergroße Falter umschwirren die Lampe vor meiner Terrasse, Grillen zirpen. Langsam erwacht der Tag. Vor dem Essensgebäude prasselt schon wieder leise das Lagerfeuer.

      Gegen 6:00 Uhr heißt es „Aufbruch zur Jagd“. Zunächst wollen wir einen Probeschuss machen. Wir haben auf die Mitnahme eigener Büchsen verzichtet, da die Erfahrung gezeigt hat, dass die Jagdanbieter vor Ort in der Regel über eine hervorragende Ausrüstung verfügen, die an die Bedürfnisse des jeweiligen Jagdgebietes angepasst ist. Meine Wahl fällt auf eine Musgrave im Kaliber .30-06, während mein Bruder eine Sako im Kaliber 7 mm Rem. Mag wählt. Die Probeschüsse sitzen