öffneten den Mund, um zu antworten, doch dann erstarrten wir in dieser Pose, denn „Niemand“ konnten wir ja nicht sagen, das wäre eine Lüge gewesen, und eine richtige Antwort fiel uns nicht ein. Dann aber kam mir doch ein brauchbarer Gedanke, und ich sagte:
„Kein Mensch.“
„Das stimmt“, sagten die anderen, dann schwiegen sie sofort wieder.
„Das stimmt nicht“, sagte Pater Petrus und sah uns sehr streng an. „Ich bin hier vorhin schon vorbei gekommen, und es war niemand da, aber das spielt keine Rolle. Es muss inzwischen jemand hier gewesen sein. Das soll nicht heißen, dass ihr hier wart, als diese Person vorbei ging, und es soll auch nicht heißen, dass ihr sie gesehen habt. Aber es ist jemand vorbeigekommen, so viel weiß ich. Und jetzt mal ganz ehrlich – ihr habt niemanden gesehen?“
„Keinen Menschen.“
„Das reicht; ich weiß jetzt, dass ihr die Wahrheit sprecht.“
Er begann das Geld vom Weg aufzulesen, und wir knieten uns sofort nieder, um ihm zu helfen, und stapelten die Münzen aufeinander.
„Es sind etwa elfhundert Dukaten“, sagte er. „Mein Gott! Wäre so schön, wenn sie mir gehören würden – ich könnte sie so gut gebrauchen!“ Seine Stimme stockte, und seine Lippen bebten.
„Aber sie gehören Ihnen doch!“ riefen wir alle gleichzeitig.
„Jeder einzelne Groschen!“
„Nein, sie gehören mir nicht. Mir gehören nur vier Dukaten – aber der Rest ...!“ Er fing an zu träumen, die gute alte Seele, und liebkoste einige der Münzen in seiner Hand und vergaß, wo er war, saß einfach nur da, auf die Fersen gestützt, mit seinem alten grauen Kopf. Es tat uns allen weh, ihn so zu sehen. „Nein“, sagte er und erwachte wieder. „Es gehört mir nicht. Ich kann es nicht für mich beanspruchen. Ich glaube, irgendein Feind ... es muss eine Falle sein.“
Nikolaus sagte: „Pater Petrus, mal abgesehen vom Astrologen haben Sie doch eigentlich gar keine Feinde hier im Dorf. Und Margit auch nicht. Und welcher Feind oder auch nur Halbfeind würde schon elfhundert Dukaten opfern, nur um Ihnen einen Streich zu spielen? Sagen Sie doch mal ehrlich!“
Diesem Argument musste er sich natürlich stellen, und es schien ihn aufzuheitern. „Aber es gehört mir nicht, das wisst ihr ja auch – es ist nicht mein Geld. Unter keinen Umständen.“
Er brachte es in sehnsüchtigem Tonfall vor, wie jemand, dem es lieber wäre, dass man ihm widerspräche anstatt ihm zuzustimmen.
„Es gehört Ihnen, Pater Petrus, und wir können es bezeugen. Oder etwa nicht, Kumpels?“
„Klar können wir das. Und dazu werden wir auch stehen.“
„Gott segne euch. Ihr könntet mich fast schon überreden – ach, eigentlich habt ihr mich schon überredet. Wenn nur hundert Dukaten davon mir gehören würden! So hoch ist die Hypothek, die auf unserem Haus liegt, und wenn wir morgen nicht zahlen, bleibt uns kein Dach über dem Kopf. Und diese vier Dukaten sind alles, was wir in letzter Zeit ...“
„Es gehört Ihnen, jede einzelne Münze! Und Sie sollten es sich nehmen – wir bürgen dafür, dass alles seine Ordnung hatte. Tun wir doch, Theodor? Oder etwa nicht, Seppi?“
Wir sagten beide Ja, und Nikolaus stopfte das Geld zurück in die schäbige alte Brieftasche und reichte sie ihrem Besitzer. Der Pater sagte, er wolle sich zunächst nur zweihundert Dukaten davon nehmen, da sein Haus ihm eine gute Sicherheit böte, und den Rest erst einmal zinsbringend anlegen, bis der rechtmäßige Besitzer sich melden würde. Und uns bat er darum, ein Dokument zu unterschreiben, in dem stand, wie er zu dem Geld gekommen sei – ein Dokument, das den Dorfbewohnern als Beweis dienen sollte, dass er seinen Geldsorgen nicht auf unehrliche Weise entkommen sei.
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