Jochen Polanski

"Die Jagd, die Beute und der Tod"


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gewissenslose Gier nach Gewalt, nach der Täter trachteten. Soziopathen und Psychopathen – und noch gefährlicher: die Mischform beider Arten, die unberechenbar, und doch intelligent ihre Taten vollstreckten. Ein sicherer, aus vielen Straftatbeständen erfahrener Verdacht kam in ihm hoch, kurze Gedankenfetzen, Bilder aus vergangenen ermittelnden Morden mit nicht nachvollziehbaren Beweggründen, fatalen Motiven, zogen in Bruchteilen einer Sekunde durch sein Bewusstsein.

      Als Gabi Stürmer das hörte, wie er sagte das mit dieser klaren offenbarenden Stimme, wurde ihr bewusst, dass sie mit allem rechnen musste. Wenn er gleich, nachdem sie ihre Aussagen gemacht hatten, mit solchen Mutmaßungen kam, dann nicht von ungefähr. Hier sprach ein Mann mit Erfahrung und Wissen, der ohne etwas zu beschönigen die Sache so nannte, wie sie waren. Zwiespältige Situation, die Tatsache, das hier was vorlag, war einsichtig und beklemmend zugleich.

      „Rauchen ist hier verboten?“ fragte sie.

      „Ja, Sie können gleich, wenn die Vernehmung beendet ist, rauchen.“ Er lächelte. Ein angedeutetes Augenzwinkern konnte Gabi in seinen Augen erkennen.

      „Frau und Herr Stürmer, wir müssen noch die Personalien von Simone Mertens und Sandra Berger aufnehmen. Nur zur Sicherheit. Das Beste ist, sie teilen den beiden Frauen vorab mit, dass wir sie befragen wollen . In Mainz ist die erforderliche Stelle zuständig.“

      Gabi Stürmer kannte auch Sandra. Schließlich hatte sie noch in Köln gewohnt, bevor sie mit ihrem Freund nach Mainz umzog, um dort zu studieren.

      „Wenn wir definitiv Neues in Erfahrung gebracht haben, lassen wir es sie wissen.“

      „Haben Sie Dank,“ sagte Frank Stürmer. “Ich will hoffen, dass sie sie wiederfinden. Es kann doch sein, dass sie lebt, dass sie unbeschadet ist, Hauptkommissar Brand.“

      „Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Wir werden alle Möglichkeiten durcharbeiten. Auf Wiedersehen.“

      Gabi und Frank Stürmer verließen das Kriminalkommissariat. Vor dem Auto steckten sich beide eine Zigarette an.

      „Frank, unser Leben ist nicht mehr so, wie es war.“ Ihr Gesicht zitterte, der nasskalte Westwind gab das Übrige.

      „Sag das nicht , wir geben unsere Hoffnung nicht auf, hörst du?“

      Gabis rote Winterjacke, die sie über dem Fleece-Shirt, dem T-Shirt und BH trug, reichten nicht aus, sie fror wie nie zuvor. Sie zog von der Zigarette, ihre Finger blau gefärbt von der Kälte. Sie zitterte, ein frostiger Schauer lief über ihrem Rücken. Frank griff sie am rechten Oberarm „Komm, fahren wir los.“

       3

      Freitag. 16. November 2007, kurz nach 18 Uhr. Rolf Deppe fuhr durch die Kölner Nordstadt. Ruhig und sicher saß er am Steuer. Die BILD und der Kölner Express hatten nichts geschrieben über das Verschwinden einer jungen Frau. Das störte ihn nicht im Geringsten. Sollten doch die Bullen und die Presseheinis recherchieren!

      In der Melchiorstrasse hielt er an. Die junge Frau, die er erwartete, stand auf dem Bürgersteig mit einer kleinen Reisetasche, sie war schwarzhaarig, bestimmt gefärbt, trug enge helle Bluejeans, einen blauen Wollpulli, der unter ihre schwarzen Lederjacke rausstreckte, halb ihren Po bedeckte.

      Sie ging auf ihn zu, als er die Autotür öffnete.

      „Hallo, ich bin Mary. Sie fahren nach Dortmund?“

      „Ja, steig ein, du kannst mitfahren.“

      Sie setzte sich in den Beifahrersitz, fragte, ob sie rauchen dürfte. Deppe bejahte. Sie hatte gepflegte schöne Hände, ihre Fingernägel waren vom Nagelstudio beeindruckend bearbeitet worden: silberweiß mit Apricot. Und ihr Busen war bemerkenswert wohlgeformt, das sah er sofort, die Rundungen unter ihrem Wollpulli. Er zündete sich auch eine an.

      „Na dann, los geht’s.“

      „O.k.“

      Mary gefiel ihm außerordentlich, ihre gold lidbeschatteten blauen Augen lächelten ihn leicht herausfordernd an. „Kannst du Musik anmachen? Bis Dortmund dauert es noch was.“

      „Na klar, kann ich machen.“ Rolf Deppe schaltete seine Hifi-Anlage an, mit Sub-Woofer und überwältigendem Bass. „Gimme more“ von Britney Spears lief. Marys rechter Fuß bewegte sich auf der Stelle im Groove.

      „Was willst du denn in Dortmund, wenn ich fragen darf.“

      „Ich besuche meinen Freund. Und...“ weiter sagte sie nichts.

      „Du besuchst also deinen Freund,“ Deppe hielt lässig das Lenkrad in Händen, die Schultern breit in die Rückenlehne gedrückt. Seine 1 Meter 79 waren durchtrainiert.

      „Ja, das mache ich jedes Wochenende. Er wohnt dort, seit er seinen Job hat. Natürlich kann ich nicht tagelang auf ihn verzichten!“ Sie lächelte, drückte ihre Zigarette aus.

      „Das verstehe ich. Und wenn er dort arbeitet, wäre er ja schön blöd, jeden Tag zu pendeln bei diesen Spritpreisen und dieser Pendlerpauschale, die die Politiker uns eingebrockt haben.“

      „Stimmt genau,“ sie wollte erst noch etwas sagen, doch ließ sie es. Sie war Verkäuferin in einem Drogeriemarkt, hatte eine modern eingerichtete 2-Zimmer-Wohnung, und wenn es klappte, wollte sie bald mit Robert zusammenziehen. Dazu fehlte ihr nur noch die Entscheidung ihres Chefs, in die Filiale nach Dortmund zu wechseln. Gerade überfuhren sie die Deutzer Brücke, führen am Messegelände vorbei. Zuerst wunderte sie sich, dass sie diese Strecke fuhren, über dem Kölner Ring wäre es kürzer. Eigentlich war er ganz nett, dieser Rolf, er sah nicht schlecht aus, er war attraktiv. Sonst fuhr sie immer mit dem Zug nach Dortmund. Heute wollte sie Geld sparen. Und die Fahrt mit ihm war o.k.. Ab und wann sah er sie ernst an, ein Blick, der schwer zu deuten war.

      Als sie durch Köln-Kalk fuhren, sagte er: „In Porz fahre ich auf die Autobahn. Nur dass du Bescheid weißt.“

      Mary seufzte erleichtert. Ihre üppigen Brüste schwangen dabei hoch, dann griff sie mit der linken die rechte Hand und hielt sie fest. Deppes Augen leuchteten, was sie nicht bemerkte: ein eskalierender Exzess baute sich in ihm auf. Sein Schwanz wuchs.

      „Say it right“ von Nelly Furtado lief über der Anlage, Deppe drehte lauter.

      „Den Song finde ich super, und die Anlage ist mega-geil.“

      „Ja.“

      Sie blickte geradeaus, in die Dunkelheit der Landstrasse. Der Verkehr war gering, nicht mehr lange, und sie erreichten Porz. Eigenartigerweise fuhr er am Rheinufer entlang. Sie wollte was sagen.

      „Ich halte hier mal kurz an, abtreten.“ Doch dann ein Stromschlag, beinahe so stark, einen Menschen- zu töten, jagte durch ihren Körper. Direkt vom Sicherheitsgurt drang die elektrische Energie in ihr ein. Er hatte schon gebremst. Die Baumreihe am Rheinufer wirbelte schemenhaft Blätter durch die Luft, wild und ungestüm flogen sie im Kreis, landeten auf das Dach des Autos. Er knebelte sie wieder auf die gleiche Art, stopfte ihre Ohren. Keuchend, befriedigend grinsend, zog er Jacke und Pulli aus. Sie trug einen schwarzen Body, den er schulterwärts runterriss. Ihre prallen Titten machten ihn besessen, die rasierte Scham brachte ihn in Ekstase. Seinen Ständer wollte er nicht länger eingezwängt lassen. Das Stigma an ihrer elfenbeinweißen Haut glänzte wie gegrillt. Er verglich die beiden Brustwarzen. Er steckte ihn rein. Sie mit bewusstlosen Augen, ohne eine Miene oder eine Geste, steif wie eine Puppe, lag sie auf dem Beifahrersitz, durchgeschüttelt von der Kopulation. Deppe rammte seinen Schwanz in ihr, schlug fest auf ihre Brüste, die gefoltert aussahen, die verbrannte Brustwarze, der rote Brandstriemen auf ihrem Oberkörper, steigerten seinen Exzess. Sein Sperma spritzte in ihrer teilnahmslosen Vagina, und mit einem animalischem Schrei schlug er auf ihren Solarplexus. Er zog seinen Schwanz aus ihr raus, verrieb die Spermareste auf ihrem schmalen, fast mädchenhaften Bauch. Marys Augen blieben geschlossen. Sie würden sich nicht mehr öffnen. Dann tat er das, was er mit der letzten jungen Frau auch getan hatte. Er warf die Leiche in einem Abfallsack in den Rhein.

       4