Angelika Merkel

Vermächtnis der Sünder Trilogie


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      Angelika Merkel

      Vermächtnis der Sünder Trilogie

      Die Kinder des Einen

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Erster Brief

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Impressum neobooks

      Erster Brief

       In den alten Schriften der Schöpferhäuser stand geschrieben: Diejenigen, die den Himmel mit Gewalt erobern wollten, zerstörten ihn. Was einst rein war, wurde schwarz. Bestraft für den Hochmut der Menschheit seinerseits, waren sie verdammt dazu, über die Länder herzufallen und ihr Gift der Verderbtheit über uns zu bringen. Und es war die Sünde selbst, die die düstere Verhöhnung der Menschen zur Geburt verhalf. In den dunkelsten Ecken der Welt vermehrten sie sich. Und nur dann krochen sie heraus, wenn sich alle Jahrhunderte einer ihrer Alten Anführer, gefüllt mit dem Gift der Bosheit, zeigte. Woher sie wirklich kamen? Niemand wusste es. Der Orden nannte sie schlicht und einfach "die Anderen". Sie waren verdorbene Unselige in einer fleischgewordenen Hülle. Eine Horde Gesocks aus grausamen Kreaturen, in denen das Blut des Bösen floss. Horsocks nannte man sie im Mundgebrauch des einfachen Volkes. Die San-Hüter machten sich zur Aufgabe, sie im Namen aller, mit allen Mitteln zu bekämpfen. Eines dieser Mittel war das verruchte Blut der Feinde in sich aufzunehmen, um ihre Macht zu erlangen. Auch ich nahm das verworfene Blut zu mir und wurde ein offizielles Mitglied des berühmten Ordens. Nachhinein sagte man mir, dass ich von nun ab der Boshaftigkeit der Feinde ausgeliefert sei, um dieselbigen zu bekämpfen. Ebenso würden mir nur wenige Jahre meines Lebens bleiben. Das Entsetzen über dieses Wissen wich mit der Zeit. Denn es hieß gleichwohl, das dies ein Opfer wäre, um die Menschheit vor dem Schlimmsten zu bewahren. Doch jeder San-Hüter erlag mit der Zeit dem ruchlosen Blut, welches er sich aussetzte. Manch einer suchte am Ende seiner Zeit den Tod im Dunkelsten dieser Welt. Es war sein letzter Kampf gegen die Legionen der verworfenen Kreaturen. Mag sein, das ein Hüter zu sein, als Erfüllung so mancher Träume erschien. Ja, diejenigen wussten es nicht besser und suchten nachhinein in ihrer Einsamkeit und Verzweiflung nach Erlösung. Wie viele andere in unseren Reihen bedeutete es mir viel, ein Hüter zu sein. Dann aber erfuhr ich die Wahrheit über die widerwärtigen Taten des Ordens. In diesem Zweifel hinein sagte mir Lutek eines Tages: »All in der Einsamkeit des Menschseins versuchen sie, Trost in der Liebe eines Gottes zu finden. Sie übersehen dabei, dass sie in dieser Einsamkeit nur eines erwarten können – das Zueinander.« Und Celena, Luteks Gefährtin, sprach daraufhin zu mir: »Die alte Magierin hatte sich in dem, was sie einmal sagte, geirrt. Liebe muss nicht mit einem Fehler enden. Wenn sie wahrhaftig ist, kann sie diesen Fehler verzeihen und daraus wachsen.« Nein, ich sollte nicht wieder in vollkommener Gefühlsseligkeit verfallen. Der eigentliche Grund, diese Zeilen zu verfassen, ist der, über Luteks, Celenas und die meinige Geschichte zu berichten. Auf das jene daraus lernen mögen, die diese Schrift eines Tages vorfinden werden. Moment! Der Appetit auf ein Stückchen Käse überkommt mich gerade. Da fällt mir ein, … ich hatte heute Morgen meinen Lieblingskäse in der Vorratskammer liegen sehen … ein Krug Bier dazu, wäre auch nicht schlecht. Habt noch ein wenig Geduld! Gleich geht es los!

      König Belothar von Hadaiman

      Kapitel 2

      »Ich sehe an euch dieses verräterische, verträumte Grinsen …«, ertönten die Worte der Frau, die gleich einer drohenden Gewitterwolke in der Tür stand. Ihre schmalen bernsteinfarbenen Augen richteten sich auf die am Tisch sitzende, in einem Folianten lesende Celena. Eine einzelne Kerze, aufgesetzt auf einen wächsernen Turm, erhellte den Raum. Neben dem Folianten lagen halb beschriebene Pergamente auf dem Tisch. Blaue, forschende Augen hefteten sich auf die im Türrahmen stehende Morena. Ihr tief ausgeschnittenes Gewand war mehr als aufreizend. Vermutlich betörte es mit Leichtigkeit jedes männliche Wesen in diesen Ländern - wenn sie denn je dazu in der Lage sein würden. »Offenbar ist er euch noch nicht überdrüssig geworden«, kommentierte Morena das leichte Lächeln des im Bett schlafenden Luteks. Rötliche Haarsträhnen waren ins Gesicht gefallen, während er schlummerte. Ein leises Schnarren ertönte aus seiner Kehle. »Er schnarcht!«, verwunderte sich die junge Hexe. »Er schnurrt!« »Ah! Dann ist er euer Katerchen?« »Was wollt ihr?«, schnappte Celena Morena an. »Oh, warum so feindselig?« Morena schritt anmutig zu der San-Hüterin hinüber. Das tat sie meistens dann, wenn sie wohl wissend ihre perfekte Gestalt auszuspielen suchte. »Ich dachte, wir sind Freundinnen.« Auf dem Stuhl verharrend und alle Muskeln gespannt zum Sprung ansetzend, begegnete Celena mit festen Blick Morenas Augen. »Und dennoch platzt ihr hier ungefragt herein«, unterbrach sie die ungebetene Besucherin. »Ich kann mich daran erinnern, dass ihr darum gebeten hattet, euch nicht zu folgen. Aber … ihr scheint uns nachzustiefeln. Was also ist der Grund des Sinneswandels?« Um den Mund der Hexe spielte ein sinnierendes Lächeln. Den Blick an Celena vorbei, auf den Foliant konzentriert, neigte sie leicht den Kopf zur Seite. »Was, wenn ich weiß, dass ihr Antworten sucht und ich euch zu den Lösungen verhelfen kann.« »Warum kommt mir das allzu bekannt vor?«, zischte Celena von der Seite zu ihr rauf. Morenas Kopf senkte sich ein wenig tiefer, bis ihr Mund nahe an Celenas Ohr zum Stillstand kam. Warmer Atem blies der Kriegerin ins Gehör, als Morena fortfuhr zu reden. »Noch immer seid ihr eine Hüterin der Anderen. Noch immer von deren Blut verderbt und dem Tod näher als dem Leben. Ein Dilemma, das nach einer Lösung schreit. Wenn es nicht euer Überlebenswille ist, der euch zu solch einer Suche antreibt, was könnte es sonst sein?« Die Muskeln schmerzten, so sehr waren sie angespannt. Celena war kurz davor, vom Stuhl aufzuspringen. »Er ist es, nicht wahr?« Morena ließ sich nicht beirren und zeigte hinüber zum Bett. »Ihr wollt ihn nicht verlieren. Denn er würde es nicht ertragen können, eines Tages mitzuerleben, wie es euch auffrisst. Deshalb bin ich zurückgekommen. Ich bin hier, um zu helfen.« Der Zauber ihrer bernsteinfarbenen Augen durchbrach Celenas Augen und drang in ihre Seele vor. »Einmal habt ihr mir ein Geschenk gemacht und keine Gegenleistung erwartet. Nun möchte ich euch ein Geschenk machen.« Nach Luft schnappend schreckte Celena hoch. Orientierungslos, in Gedanken und dem Gesehenen verloren, blickte sie sich um. Ihr Herz schlug schnell. Innerlich befehlend, dass es sich beruhigen sollte, gewahr sie die vertraute Gestalt neben sich im Bett. Sie seufzte. Sie hatte geträumt. Sichtlich ruhiger erhob sich die dunkelhaarige Hüterin und setzte sich auf die Bettkante. Liebevoll strich sie sanft dem schlafenden rothaarigen eine Strähne aus seinem Gesicht. Ihre mühsam erkämpfte innerliche Ruhe wurde augenblicklich zerstört, als sie den Folianten auf dem kleinen Beistelltisch gewahrte.